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MKL1888:Minos

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Minos“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Minos“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 665
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Minos. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 665. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Minos (Version vom 14.06.2023)

[665] Minos, zwei sagenhafte Könige von Kreta, von denen der eine, M. I., Sohn des Zeus und der Europa, Vater der Ariadne, Bruder des Rhadamanthys und Sarpedon, nach seinem Tod mit Äakos und Rhadamanthys wegen seiner Gerechtigkeit Richter der Unterwelt wurde. M. II., Enkel des vorigen, Sohn des Lykastos und der Ida, Gemahl der Pasiphaë und Vater des Androgeos, Deukalion, Glaukos, der Phädra etc., herrschte nach der Sage neun Jahre über Kreta und gab die berühmte Minoische Gesetzgebung, in der ihn Zeus alle neun Jahre in einer heiligen Höhle unterrichtete. Auch soll er die erste bedeutende Seemacht geschaffen haben. Erst die alexandrinische Sage macht ihn zum grausamen Tyrannen. Als sein Sohn Androgeos vom attischen König Ägeus gegen den marathonischen Stier geschickt und von diesem getötet worden war, überzog M. Attika mit Krieg und eroberte Athen, das sich durch einen jährlich (oder alle neun Jahre) zu entrichtenden Tribut von sieben Jünglingen und sieben Jungfrauen löste (vgl. Minotauros). Seinen Tod soll M. bei Verfolgung des Dädalos in Sizilien im Bade durch die Töchter des Königs Kokalos oder durch diesen selbst gefunden haben. Homer und Hesiod kennen nur Einen M., den Herrscher zu Knosos, Sohn und Freund des Zeus; erst die spätere Zeit nahm jenen zweiten an. Vgl. Benfey, Hermes, M., Tartaros (Götting. 1877).