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MKL1888:Mentha

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mentha“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Mentha“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 483484
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Mentha. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 483–484. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mentha (Version vom 15.09.2022)

[483] Mentha L. (Münze, Minze), Gattung aus der Familie der Labiaten, ausdauernde, aromatische, meist behaarte Kräuter mit kriechender Wurzel, gegenständigen, meist gesägten Blättern und kleinen, in meist vielblütigen Scheinwirteln bald unterbrochene Ähren mit laubigen Tragblättern, bald dichte Ähren mit kleinen Hochblättern bildenden Blüten. Die Arten dieser vorzüglich gemäßigte Klimate bewohnenden Gattung sind schwer zu umgrenzen und bilden auch leicht Bastarde, die sich durch Ausläufer vermehren und bisweilen die Stammarten verdrängen. Die Pfefferminze (M. piperita L.), mit einjährigen, krautartigen, 50–100 cm hohen Stengeln, gestielten, eilänglichen, spitzen, gesägten, kahlen Blättern, endständigem, an der Basis unterbrochenem Blütenschwanz und bläulichlila gefärbten Blüten, wächst in England, vielleicht auch in Süddeutschland, wird vielfach kultiviert, besonders bei Mitcham in Surrey, in Michigan und New York. Die Blätter riechen stark eigentümlich, flüchtig balsamisch, schmecken angenehm gewürzhaft, anfangs erwärmend, dann auffallend kühlend; sie enthalten als wesentlichen Bestandteil ätherisches Pfefferminzöl (s. d.), sind offizinell und werden besonders als Theeaufguß bei Kardialgie und Kolik, äußerlich zu aromatischen Kräutern, Umschlägen und Bädern benutzt. (Vgl. Roze, La Menthe poivrée, sa culture, ses produits etc., Par. 1868.) Die Mentha-Arten, von denen viele bei uns wild vorkommen, zeigen sich in Behaarung, Blattform und Blütenstand, besonders im kultivierten Zustand, höchst veränderlich, und bei einigen werden die Blätter in der Kultur blasig, runzelig, am Rand wellig. So entsteht die Krauseminze, deren Geschmack minder angenehm, nicht kühlend ist. Die offizinelle Krauseminze ist eine Varietät von M. piperita L., nach andern von M. aquatica L.; sie treibt einjährige, krautige Stengel, hat kurzgestielte oder sitzende, rundlich eiförmige, spitze, gesägte Blätter, auf den Blattnerven, am Stengel [484] Gliederhaare und zu endständigen Köpfen vereinigte Blütenquirle mit violetten Blüten. Sie wird besonders in der Schweiz, in Norddeutschland und Skandinavien kultiviert, wurde schon im 16. Jahrh. benutzt, ist aber seit Ende des vorigen Jahrhunderts durch die Pfefferminze stark zurückgedrängt worden. In Süddeutschland findet sich als Krauseminze mehr eine Varietät von M. sylvestris L., in den mittel- und niederrheinischen Ländern, auch in England, eine Varietät von M. viridis L. Welche Art die Griechen unter Minthe, die Römer unter Menta oder M. verstanden, läßt sich nicht ermitteln.