MKL1888:Meerschweinchen
[422] Meerschweinchen (Cavia Klein), Säugetiergattung aus der Ordnung der Nagetiere und der Familie der M. (Caviina), gedrungen gebaute Tiere mit kurzen Ohren und Füßen, an den vordern vier, an den hintern drei Zehen, großen, oben gekielten, hufähnlichen Nägeln, ohne Schwanz. Das gemeine M. (Cavĭa cobaya Schreb.), 20–24 cm lang, in bunter Mischung schwarz, rot, gelb und weiß gezeichnet, ist im wilden Zustand nicht bekannt, in Südamerika seit Jahrhunderten als Haustier eingeführt und bei uns wahrscheinlich durch die Holländer um die Mitte des 16. Jahrh. bekannt geworden. Es ist ein weitverbreitetes, überall beliebtes Haustier, sehr zahm und vollkommen harmlos, mit jedermann befreundet, aber nicht sehr anhänglich. Dabei läßt es sich leicht erhalten, frißt allerlei Pflanzenstoffe und wirft zwei- bis dreimal im Jahr 2–5, in heißen Ländern bis 7 Junge, welche nach 6–7 Monaten fortpflanzungsfähig sind. Das M. zeigt sich ziemlich gewandt, läuft nicht eben rasch, hält sich paarweise zusammen und ist sehr reinlich. Gegen Kälte und nasse Witterung ist es sehr empfindlich. Seiner grunzenden Stimme verdankt es den Namen. Die Aperea (C. aperĕa Wagn.), irrtümlich für den Stammvater des Meerschweinchens gehalten, ist 26 cm lang, 9 cm hoch, auf der Oberseite braungelb, auf der Unterseite gelblichgrau, an den Füßen bräunlichweiß, im Sommer heller gefärbt. Sie bewohnt Paraguay, die Pampas von Buenos Ayres und Brasilien, lebt gesellig im Gras und Gebüsch der Felder, hält sich am Tag verborgen, fällt leicht allen Raubtieren zur Beute, richtet in Gärten Schaden an und wirft nur einmal im Jahr zwei Junge. In der Gefangenschaft wird sie sehr zahm und pflanzt sich auch leicht fort. Der Pelz ist wertlos, das Fleisch wird von Indianern gegessen.
[562] Meerschweinchen. Die Heimat des Meerschweinchens ist nach neuern Untersuchungen Peru, wo das Tier zur Zeit der Eroberung durch Pizarro neben Lama, Alpako und Hund als Haustier gezüchtet wurde. Das M. war das hauptsächlichste Schlachttier des gemeinen Mannes, ohne dessen Besitz er nur selten Fleischnahrung erlangt haben würde. Das Tier wurde aber auch zu Opfern benutzt, man schlachtete es mit dem Daumennagel, und die Zauberer prophezeiten aus dem fließenden Blut. 1551 und 1554 kamen M. nach Paris und Augsburg und von dort nach Zürich an Konrad Gesner. Sie erregten anfangs großes Aufsehen und fanden viele Liebhaber. Ihre Haltung und Züchtung war eine Zeitlang geradezu Modesache.