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MKL1888:Matrosen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Matrosen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 344
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Matrosen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 344. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Matrosen (Version vom 23.08.2021)

[344] Matrosen, diejenigen Seeleute, welche alle zur Führung eines Schiffs notwendigen Arbeiten besorgen. Die M. stehen auf Handelsschiffen unter dem Schiffer (Kapitän) und den Steuerleuten, auf Kriegsschiffen unter den Offizieren, Deck- und Unteroffizieren (Maaten) und werden von diesen zu jeder an Bord vorkommenden Arbeit verteilt. In der Marine hat man M. (Gemeine) und Obermatrosen (Gefreite) (s. Marine, S. 251); die Kauffahrtei unterscheidet drei Abstufungen und zwar: vollbefahrene M., die durch längeres Zur-See-Fahren allen vorkommenden Arbeiten gewachsen sind und außer dem Splissen, Knoten etc. von Tauwerk noch das Steuern eines Schiffs, das Loten und Segelnähen verstehen müssen (Vollmatrosen); halbbefahrene M., auch Leichtmatrosen oder Jungmannen genannt, die alle Arbeiten bereits verrichten können, aber noch nicht die gehörige Übung in denselben erlangt haben; unbefahrene M. oder Schiffsjungen, die zum erstenmal in See gehen und die verschiedenen Arbeiten erst erlernen müssen. Matrosenpressen nennt man das gewaltsame Aufgreifen von Menschen zum Matrosendienst, das z. B. in England beim Kriegszustand ein zwar grausames, aber gesetzlich anerkanntes Mittel bietet, das Seevolk, wenn die freiwillige Dienstleistung nicht ausreicht, zu ergänzen und zu vermehren. In neuerer Zeit hat man in den Seehäfen für solche M., welche nicht einer besondern Familie angehören, solange sie ohne Beschäftigung sind, Herbergen und Kosthäuser (Matrosenasyle, Seemannsasyle) errichtet, mit welchen zugleich Sparkassen und Mäßigkeitsvereine in Verbindung stehen. Dergleichen Anstalten bestehen besonders in Nordamerika und England. In London errichtete Kapitän Elliot das erste Matrosenasyl (Asylum for seamen), welches 1835 eröffnet wurde und 300 M. faßt. Ein zweites ähnliches Haus, Sailors Home, für Ostindienfahrer, errichtete 1841 in London ein Privatmann. Hull erhielt 1842 ein gleiches, Sailors Institute, und ebenso 1849 Liverpool das großartige Sailors Home. Das Matrosenasyl zu Amsterdam, Seemannshop (Seemannshoffnung), welches seit 1822 besteht, und das Seemannshaus in Hamburg, gegründet 1858, bieten den abgemusterten Seeleuten Wohnung und Beköstigung und unterstützen alte gebrechliche Seeleute und deren Witwen.