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MKL1888:Maspĕro

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Maspĕro“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Maspĕro“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 316
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Maspĕro. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 316. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Masp%C4%95ro (Version vom 08.08.2022)

[316] Maspĕro, Gaston, franz. Ägyptolog, geb. 23. Juni 1846 von italienischen Eltern zu Paris, wo er auch seine Erziehung erhielt. Seines Lebensunterhalts wegen sah er sich genötigt, nach Montevideo zu gehen, von wo er 1868 nach einjährigem Aufenthalt nach Paris zurückkehrte. Hier ward er 1869 zum Répétiteur des Ägyptischen an der École pratique des hautes études ernannt. 1870 nahm er Dienste in der Pariser Armee und ward naturalisiert; das Jahr 1873 brachte ihm den Doktorhut und die Ernennung zum Professor am Collège de France an Stelle de Rougés. Die Bestätigung erfolgte indes wegen der Jugend des Gelehrten erst nach dem Wechsel des Ministeriums 1874. M. begründete 1881 eine Schule für ägyptische Archäologie in Kairo und wurde nach Mariettes Tod zum Direktor der Ausgrabungen und des ägyptischen Museums in Bulak bei Kairo ernannt. In dieser Stellung hat er der Wissenschaft große Dienste geleistet, legte sie aber schon 1886 wieder nieder und lebt seitdem als Professor und Mitglied des Instituts in Paris. M. trieb die orientalischen Studien ganz autodidaktisch. Noch auf der Normalschule schrieb er: „Sur l’inscription dédicatoire du temple d’Abydos“. Es folgten: „Du genre épistolaire chez les Égyptiens“ (1872); „Sur quelques papyrus du Louvre“ (1875); „Études égyptiennes“ (1879–82); „L’archéologie égyptienne“ (1887); „Le papyrus de Berlin Nr. 1“ und zahlreiche Artikel in archäologischen und sprachwissenschaftlichen Zeitschriften. In einer Reihe von Artikeln, welche er in der „Zeitschrift für ägyptische Sprache“ 1877–1880 veröffentlichte, suchte er die Entstehung der demotischen Schrift aus der hieroglyphischen und hieratischen im einzelnen zu erklären. In andern (in den „Annuaires de l’association pour l’avancement des études grecques“ 1875–78) kommentierte er das zweite Buch Herodots. Auch gibt er den „Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l’archéologie égyptiennes et assyriennes“ (1870–1887, Bd. 1–7) heraus. Seine „Histoire ancienne des peuples d’Orient“ (3. Aufl. 1884) wurde von Pietschmann ins Deutsche (Leipz. 1877) übersetzt.