MKL1888:Maris
[554] ✽ Maris, Jakob, holländ. Maler, geb. 25. Aug. 1837 im Haag, begann frühzeitig seine Studien auf der dortigen Akademie, um sich zum Landschaftsmaler auszubilden, und wurde dann Schüler von Ströbel und von Huib van Hove. Als van Hove nach Antwerpen übersiedelte, folgte ihm M., bildete sich aber dort bei dem Akademiedirektor de Keyser und bei van Lerius weiter. 1866 begab er sich nach Paris, besuchte Héberts Atelier und empfing den Einfluß der Landschaftsmaler Diaz, Corot, Rousseau, Millet, Dupré und Daubigny. Erst hier kam sein Talent für die mit Figuren ausgestattete Landschaft zur vollen Entfaltung. 1871 kehrte er in seine Vaterstadt zurück. M.’ Auffassung und Malweise sind durchaus modern, ohne jeden Anklang an die alten Niederländer; seine breite Pinselführung und seine sichere Berechnung der Licht- und Schattenwirkungen sind den Franzosen abgelernt. Aus der großen Zahl seiner Werke sind hervorzuheben: strickendes Mädchen an einem Haus, Ansicht vom Y mit Amsterdam, eine Strandansicht, ein Gemüse putzendes Mädchen, Ansicht von Schiedam, holländische Stadtansicht, am Meeresufer, Mutter und Kinder (eine Ente mit ihren Jungen), die Mühle, die Brücke und Kanal in Rotterdam. Er hat sich auch als Aquarellmaler und Radierer ausgezeichnet. – Sein Bruder Willem M. ist ebenfalls Landschaftsmaler, welcher seine Bilder zumeist mit Tieren belebt (Weide bei Sonnenschein, watende Kühe, Kühe an der Tränke, Enten, ein Sommertag, am Flußufer). Er lebt in Ryswyk beim Haag. Beide Brüder besitzen die erste Medaille der Münchener Kunstausstellung. – Ein älterer Bruder der vorigen, Matthijs M., (geb. 1835 im Haag) bildete sich anfangs auf den Akademien im Haag und in Antwerpen und seit 1869 in Paris zum Genremaler aus und lebt jetzt in London, wo seine durch ein zartiges, duftiges Kolorit und durch poetische Auffassung ausgezeichneten Genrebilder (Mädchen mit Tauben, vlämische Köchin, häusliche Geschäfte) großen Beifall finden.