MKL1888:Marcgraviaceen
[221] Marcgraviaceen, dikotyle, etwa 36 Arten umfassende, in den Urwäldern des tropischen Amerika, besonders [222] in Brasilien, heimische Familie aus der Ordnung der Cistifloren, zunächst mit den Ternströmiaceen verwandt. Die meisten M. sind kletternde oder epiphytische Sträucher mit Kletter- oder Luftwurzeln, zum Teil nur 1–2 mhoch, meist aber an feuchten Orten, an Bäumen hoch emporklimmend und mit ihren blühenden Zweigen diese selbst oft überragend. Bei der Gattung Marcgravia sind besondere Zweige zum Kriechen oder Klettern und wiederum besondere zum Blühen oder Fruchttragen ausgebildet. Erstere sind dicht mit zweizeiligen, sitzenden, ei-herzförmigen oder rechteckigen Blättern besetzt, welche sich fest an Bäume und Felsen anlegen, und denen gewöhnlich kurze, dichtfilzige Kletterwurzeln auf der Unterseite entsprechen. Diese unfruchtbaren Zweige weichen so sehr von den fruchtbaren ab, daß Aublet sie für ein Farnkraut hielt. Die fruchtbaren Zweige sind rund, aufrecht oder hängend, oft von 10 m Höhe bis auf die Erde herabgeneigt, mit weit größern, spiralig gestellten, meist lanzettlichen, ovalen oder länglichen Blättern
Nektarien der Marcgravia picta. | |
versehen und enden an der Spitze in eine Blütendolde. Bei allen Arten ist die Nektarabsonderung auf besondere Organe außerhalb der Blüte übertragen (s. Figur). Diese Nektarien bilden meist große, charakteristisch geformte, schön gefärbte Schläuche, Kapuzen, reitende Sporen etc. und sind als umgewandelte Brakteen anzusehen, die mehr oder weniger weit am Stiel der Einzelblüte hinaufgerückt oder gar mit ihm verwachsen sind. Die Nektarien sind stets mit Nektar gefüllt, und ihr süßer Inhalt trägt ohne Zweifel neben ihrer schönen Farbe und ihrer ansehnlichen Größe, gegen welche die Blüten zum Teil ganz verschwinden, mit dazu bei, Insekten, vielleicht auch kleine Vögel, anzulocken. Die Brakteen dienen also ohne Frage als Vermittler der Befruchtung, und eine künstliche Bestäubung durch Tiere ist notwendig, weil die Blüten protandrisch sind. Vgl. Wittmack in „Flora brasiliensis“, Heft 81.