MKL1888:Marĭonetten
[254] Marĭonetten (franz. Marionnettes, ital. Marionette, Burattini, Fantoccini), künstlich angefertigte bewegliche, mit Gelenken versehene Puppen, durch welche vermittelst mechanischer Vorrichtungen, z. B. Fäden etc., menschliche Bewegungen nachgeahmt werden können. Man führt auf kleinen dazu erbauten Theatern Marionettenspiele auf, wo die Puppen lebendige Personen darstellen und die hinter den Kulissen befindlichen Personen die Worte dazu sprechen. Können die Puppen verwandelt werden, so heißen sie Metamorphosen. Man hatte dergleichen Puppen schon bei den Griechen und Römern, und in China sind Darstellungen mit M. eine Hauptbeschäftigung der Gaukler. In Deutschland bildeten früher die Marionettenspiele eine sehr beliebte Unterhaltung (es sei nur an den „Doktor Faust“ erinnert); jetzt sind sie hier zur niedrigsten Volksbelustigung herabgesunken, während sie sich in Italien noch gegenwärtig der Gunst auch der bessern Stände erfreuen. Eine Sammlung alter deutscher Marionettenspiele hat Engel („Deutsche Puppenkomödien“, Oldenb. 1874–79, 2 Bde.) veranstaltet; auch Mahlmann gab ein „Marionettentheater“ (Leipz. 1806) heraus. Vgl. Magnin, Histoire des marionnettes (2. Aufl., Par. 1862).