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MKL1888:Marĭette

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Marĭette“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Marĭette“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 248249
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Marĭette. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 248–249. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mar%C4%ADette (Version vom 30.01.2024)

[248] Marĭette, 1) Pierre Jean, Kunstschriftsteller und Kunstsammler, geb. 7. Mai 1694 zu Paris, hatte sich unter seinem Vater Jean M. (geb. 1660, gest. 20. Sept. 1742), der als Zeichner, Kupferstecher und Buchdrucker gleich ausgezeichnet war, der Kupferstecherkunst [249] gewidmet und erweiterte seine Kenntnisse auf Reisen durch Deutschland und Italien. 1750 verkaufte er den Bücherverlag, den er nach dem Tod seines Vaters fortgeführt hatte, und erwarb sich damit das Amt eines königlichen Sekretärs und Kanzleikontrolleurs zu Paris, beschäftigte sich aber fortan fast ausschließlich mit der Bereicherung seiner Kupferstichsammlung. Er starb 10. Sept. 1774 in Paris. Seine Sammlung, die mehr als 1400 Zeichnungen und über 1500 Kupferstiche enthielt, wurde nach seinem Tod zerstreut. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: „Architecture française“ (Par. 1727); „Traité des pierres gravées du cabinet du roi“ (das. 1750, 2 Bde.); „Description sommaire des dessins des grands maîtres d’Italie, etc., du cabinet du feu M. Crozat“ (das. 1741). Seine handschriftlichen Notizen, die eine Fülle von interessantem Material bieten, wurden in den „Archives de l’art français“ veröffentlicht unter dem Titel: „Abécédaire de P. J. M. et autres notes inédites de cet amateur sur les arts et les artistes“ (Par. 1851–1860, 6 Bde.).

2) Auguste Edouard, berühmter franz. Ägyptolog, geb. 12. Febr. 1821 zu Boulogne sur Mer, war anfänglich Lehrer in seiner Vaterstadt, erhielt 1849 eine Anstellung am ägyptischen Museum in Paris, unternahm 1850–54 eine wissenschaftliche Reise durch Ägypten und machte während derselben insbesondere durch die Auffindung der Apisgräber in Memphis seinen Namen allgemeiner bekannt. Nach seiner Rückkehr wurde er zum Conservateur-Adjoint am ägyptischen Museum ernannt. Doch begab er sich bereits 1858 wieder nach Ägypten, wo er vom Vizekönig nun mit der Oberleitung der von der Regierung veranstalteten Ausgrabungen betraut wurde. In dieser Stellung hat M. die wichtigsten alten Denkmäler zu Tage gefördert; seine bedeutendste Arbeit dieser Art ist die Bloßlegung der Tempel von Abydos und Edfu. Man verdankt M. auch die Anlage des altägyptischen Museums in Bulak bei Kairo, dessen Direktor er viele Jahre hindurch gewesen. Sein letzter Erfolg war die Öffnung dreier Pyramiden der sechsten Dynastie bei Sakkâra, welche in ihren innern Grabkammern wichtige Inschriften enthalten. Außer zahlreichen Aufsätzen in ägyptologischen Zeitschriften veröffentlichte er: „Choix de monuments et de dessins découverts pendant le déblayement du Sérapéum“ (Par. 1856); „Le Sérapéum de Memphis“ (1857–66, 9 Lfgn.); „Lettres à M. de Rougé sur les résultats des fouilles entreprises par ordre du vice-roi d’Égypte“ (1860); „Aperçu de l’histoire d’Égypte“ (1864); „Principaux monuments du musée d’antiquités égyptiennes à Boulaq“ (1864); „Nouvelle table d’Abydos“ (1865); „Fouilles exécutées en Égypte, en Nubie et au Soudan“ (1867); „Abydos; description des fouilles“ (1870–80, 2 Bde.); „Catalogue général des monuments d’Abydos“ (Par. 1881); „Dendérah; description générale du grand temple de cette ville“ (das. 1870–80); „Les papyrus égyptiens du musée de Boulaq“ (1871–77, 3 Bde.); „Karnak; étude historique et archéologique“ und „Les listes géographiques des pylônes de Karnak“ (beide 1875); „Deir-el-Bahari, documents etc.“ (das. 1877); „Monuments divers etc.“ (Par. 1872–82); „Voyage dans la Haute-Égypte“ (das. 1878, Bd. 1); „Questions relatives aux nouvelles fouilles à faire en Égypte“ (das. 1879); „Itinéraire de la Haute-Égypte“ (3. Aufl., das. 1880). M. hatte vom Vizekönig von Ägypten den Titel Bei erhalten und wurde 1867 zum Kommandeur der Ehrenlegion befördert; später wurde er auch Mitglied der französischen Akademie. Seit 1879 zum Pascha ernannt, starb er 18. Jan. 1881 in Bulak. Nach seinem Tod gab Maspero heraus: „Le Sérapéum de Memphis“ (1882, Bd. 1) und das unvollendete Werk „Les Mastaba de l’ancien empire“ (1882–86). In seiner Vaterstadt wurde ihm 1882 ein Denkmal errichtet.