MKL1888:Mandinka
[182] Mandinka (Mandingo, Mallinke), auch Wangara und Wakore genannt, Negervolk im südlichen Senegambien zwischen 9° westl. und 1° östl. v. Gr., nördlich vom Konggebirge. Man rechnet zu ihm auch die Bambara und Soninke. Die vorwaltende Farbe der M. ist dunkelbraun, die Gesichtsbildung bald mehr, bald weniger negerartig, die Gestalt hoch und schlank; das Haar ist stark gekräuselt, wächst aber bis zur Länge von 1/2 m, der Bart weder lang noch dicht, doch am Kinn gut entwickelt. Die M. waren vor den Eroberungen der mohammedanischen Fulbe das mächtigste Volk Westafrikas. Nach arabischen Nachrichten hatte schon im 12. Jahrh. ein Teil der M. sich dem Islam zugewandt und trat als erobernde Macht im O. von Ghanata auf, wo er das große Reich von Melli zu Anfang des 13. Jahrh. gründete, welches 100 Jahre später die Höhe seiner Macht erreichte, als es Ghanata, Timbuktu und das Gebiet der Sonrhay umfaßte. Durch die Macht dieses Reichs gewann das Volk der M. sowie seine Sprache eine große Verbreitung unter den Stämmen des westlichen Afrika. Die Mandinkasprache bildet zusammen mit den Nachbarsprachen Bambara, Vei, Susu die Sprachfamilie der Mandesprachen, die von Steinthal eingehend dargestellt worden ist („Die Mandenegersprachen“, Berl. 1867). Nach Lepsius steht diese Sprachfamilie in einem entfernten Verwandtschaftsverhältnis zu den Bantusprachen Südafrikas (s. Bantu). Um 1433 war dies Reich bereits durch die Eifersüchteleien der Provinzialstatthalter und durch räuberische Tuareg geschwächt, und allmählich ging es in Trümmer. Heute trägt die Expansion der M. einen friedlichern Charakter, sie sind die Hauptvermittler des Handels im [183] Nordwestsudân. Von Timbuktu bis Sierra Leone, Großbassam und an den Golf von Benin gehen ihre Karawanen; die Soninke liegen mehr dem Kleinhandel ob. Auch sind die M. treffliche Ackerbauer ihrer Gebiete geworden und verstehen Eisen und Gold zu gewinnen; sie sind auch gute Schmiede, Viehzüchter und Zureiter von Pferden. Fremde Sprachen lernen sie sehr schnell. Die M. haben sich manchen Stamm ganz assimiliert und sind nach W. weit hinein in die Gebiete der Wolof und Fulbe vorgedrungen. Barth schätzte ihre Zahl auf 6–8 Mill.