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MKL1888:Mérimée

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mérimée“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Mérimée“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 494
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Mérimée. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 494. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:M%C3%A9rim%C3%A9e (Version vom 01.03.2025)

[494] Mérimée, Prosper, ausgezeichneter franz. Dichter und Schriftsteller, geb. 28. Sept. 1803 zu Paris, ergriff die Advokatenlaufbahn, widmete sich aber mehr der politischen Journalistik, der Poesie und dem Studium der bildenden Künste. Er wurde 1831 Kabinettssekretär des Ministers Grafen d’Argout und Inspektor der historischen Denkmäler, dann Sekretär im Handelsministerium, 1834 Büreauchef im Ministerium des Seewesens, 1853 Senator und 1858 Präsident der Kommission für die Reorganisation der kaiserlichen Bibliothek. Seit 1844 Mitglied der Akademie und seit 1866 Großoffizier der Ehrenlegion, starb er 23. Sept. 1870 in Cannes. Ein langjähriger intimer Freund der Gräfin Montijo, der Mutter der Kaiserin Eugenie, war er während der ganzen Dauer des Kaiserreichs Hausfreund der Tuilerien, und der Sturz Napoleons III. soll denn auch seinen Tod beschleunigt haben. Als Schriftsteller trat er zuerst anonym mit kleinern Erzählungen und historischen Romanen auf. Seinen Dichterruf begründete er mit zwei das Publikum mystifizierenden Veröffentlichungen: „Théâtre de Clara Gazul, comédienne espagnole“ (1825, neue Ausg. 1874), einer Sammlung von ihm selbst verfaßter Stücke, deren Hauptverdienst in der Zeichnung des wirklichen Lebens liegt, und der Gedichtsammlung „La Guzla“ (1827), angeblich einer Übersetzung serbischer Gesänge von Hyacinth Maglanowitsch, in der That aber ebenfalls von ihm verfaßt. Dem genannten „Théâtre“, wodurch M. den Sieg der romantischen Schule beschleunigte, folgten: „La Jacquerie, scènes féodales“ (1828) und später das Lustspiel „Don Quichote, ou les deux héritiers“ (1850), worin der Gegensatz eines einfachen und natürlichen Charakters zu der Sittenverderbnis unsrer großen Hauptstädte zur Anschauung gebracht wird. Von Mérimées historischen Arbeiten sind die „Histoire de don Pèdre I, roi de Castille“ (Par. 1848, neue Ausg. 1865; deutsch, Leipz. 1852), die „Études sur l’histoire romaine“ (Par. 1844, 2 Bde.; 3. Aufl. 1870) und „Les faux Démétrius“ (das. 1852; deutsch, Leipz. 1853), von seinen kunsthistorischen die „Monuments historiques“ (1843) hervorzuheben. Auch beschrieb er seine Reisen („Dans le midi de la France“, 1835; „Dans l’ouest“, 1836; „En Auvergne et Limousin“, 1838; „En Corse“, 1840, etc.) u. veröffentlichte: „Mélanges historiques et littéraires“ (Par. 1855, 2. Aufl. 1869) und „Les cosaques d’autrefois“ (das. 1865). Seine Novellen, unter denen sich besonders „Colomba“ (oft aufgelegt; deutsch von Laun, Hildburgh. 1872), „Mateo Falcone“, „Carmen“ und „La dame de pique“ als wahre Muster der erzählenden Gattung auszeichnen, erschienen in mehreren Sammlungen: „Mosaïque“ (1833), „Contes et nouvelles“ (1846) und „Nouvelles“ (1852). Aus seinem Nachlaß erschienen: „Dernières nouvelles“ (Par. 1873), die „Lettres à une inconnue“ (mit Einleitung hrsg. von Taine, 1.–8. Aufl., das. 1873), letztere, wie der „Soir“ enthüllte, an die Gräfin Lise Przedrzerska, Schwester der Marquise von Noailles, gerichtet, und die „Lettres à une autre inconnue“ (1875) sowie seine Briefe an Panizzi (hrsg. von Fagan 1881, 2 Bde.). Vgl. Tamisier, Prosper M., l’écrivain et l’homme (Mars. 1875); Tourneaux, P. M., ses portraits, ses dessins, etc. (Par. 1879); Haussonville, P. M. (das. 1888).