MKL1888:Lycēum
[1] Lycēum (griech. Lykeion), ursprünglich ein dem Apollon Lykeios (s. Lykios) geheiligter Ort bei Athen, berühmt durch seine schattigen Haine und das Gymnasium, worin Aristoteles und die Peripatetiker lehrten, und wonach schon die Römer ähnliche Anstalten so benannten; jetzt eine höhere, ihre Zöglinge zum Besuch der Universität vorbereitende Schule, meist gleich bedeutend mit Gymnasium (s. d.). In Bayern gibt es 7 Lyceen, 6 königliche (Freising, Passau, Regensburg, Bamberg, Dillingen, Augsburg) und ein bischöfliches (Eichstätt), die hinsichtlich der Lehrverfassung den Universitäten entsprechen. Sie haben eine theologische und eine philosophische Sektion und sind im ganzen nur schwach besucht (1880 zusammen gegen 400 Studenten). In Frankreich ist L. (lycée) Bezeichnung für die Staatsgymnasien, während die städtischen gelehrten Schulen Collèges (s. d.) heißen. Nach der gegenwärtigen Einrichtung haben daselbst die Lycées acht oder bei Teilung der obersten in zwei Stufen neun Klassen, die eine Division élémentaire (VIII. und VII.), Division de grammaire (VI., V., IV.) und Division supérieure (III., II., I.) bilden. Der Lehrgang schließt mit der Erlangung des Baccalauréat ès lettres und, wo (wie 1880 in 24 von 80 Anstalten) noch eine Klasse der Mathématiques spéciales besteht, des B. ès lettres et sciences, die etwa den deutschen Reifezeugnissen eines Gymnasiums entsprechen. – In neuerer Zeit hat man die Bezeichnung L. auch mehrfach für solche dem weiblichen Geschlecht gewidmete Lehranstalten gewählt, die eine höhere, dem Universitätsstudium angenäherte Bildung anstreben (Viktoria-Lyceum in Berlin, Alice-Lyceum in Darmstadt).