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MKL1888:Liukiu

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Liukiu“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Liukiu“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 843
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Liukiu. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 843. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Liukiu (Version vom 23.09.2022)

[843] Liukiu (Riukiu, Lu-tschu), zu Japan gehörige Inselgruppe im Großen Ozean, welche sich von der Colnetstraße unter 30° nördl. Br. in südwestlicher Richtung gegen Formosa bis zum 24.° südl. Br. hinzieht, außer den Linschoteninseln drei größere Gruppen bildet und 36 bewohnte Inseln nebst mehreren Riffen umfaßt, im ganzen 4828 qkm (88 QM.) mit (1882) 358,880 Einw. Einzelne der Inseln, namentlich die kleinern, wie im N. die Sieben Geschwister, sind vulkanisch und erheben sich steil aus dem Meer; andre scheinen Korallenbildungen zu sein, die Mehrzahl aber ist geologisch und botanisch noch ganz unbekannt. Das Klima geht vom subtropischen Charakter im N. in den tropischen im S. über und gilt durchweg für angenehm und gesund. Taifune und Erdbeben gehören, wie weiter nordwärts, zu den Plagen. Der Boden ist zum großen Teil sehr fruchtbar und bringt außer Reis, Weizen, Mais und einer Fülle der schönsten Früchte Thee, Zuckerrohr, Pfeffer, Baumwolle, Tabak und Firnisbäume hervor; berühmt sind die Farbhölzer. Die Bewohner bilden nach Körperbeschaffenheit, Sprache und Sitte mit den Japanern ein Volk. In der nördlichen Gruppe gilt Oshima als sehr fruchtbar und liefert namentlich Reis und Zucker. Der Haupthafen Tomari hat 5800 Einw. Zur mittlern Gruppe gehört Okinawashima oder Groß-L., eine wohlkultivierte Insel von wellenförmiger Beschaffenheit, mit 400 m hohen Hügeln, dem Hauptort Shiuri und dessen Hafen Nafa mit je ca. 11,000 Einw. Der zweite Hafen liegt im N. und heißt Kume. – Die Inselgruppe bildete früher ein selbständiges Königreich, das die Oberhoheit Japans anerkannte und an dieses einen kleinen jährlichen Tribut zahlte, aber auch an China Geschenke sandte. Als jedoch 1854 Japan sich mit China betreffs Formosa auseinander setzte, verbot es die weitere Übersendung von Geschenken an jenes und stellte 1876 die Gruppe als Okinawa Ken ganz unter japanische Verwaltung. Der König der Inseln wurde mediatisiert.