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MKL1888:Lithĭum

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lithĭum“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Lithĭum“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 835836
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Lithĭum. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 835–836. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lith%C4%ADum (Version vom 18.01.2023)

[835] Lithĭum Li, Alkalimetall, findet sich stets in Begleitung von andern Alkalimetallen, als Silikat im Petalit (1,3–1,7 Proz.), Lithionglimmer (0,6–2,7 Proz.), Spodumen (1,7–2,7 Proz.), Triphan, Kastor, Turmalin, als Phosphat im Triphyllin (1,6–3,7 Proz.), als Fluorlithium im Amblygonit (3,3–4,7 Proz.); in sehr geringer Menge findet sich L. weitverbreitet in vielen Feldspaten, Kalksteinen, Meteoriten, in Quell-, Fluß- und Meerwasser, in Pflanzenaschen, in der Milch, im Blut; eine Quelle bei Redruth in Cornwall soll in 24 Stunden 400 kg Chlorlithium liefern. Zur Darstellung des Lithiums zersetzt man die dasselbe enthaltenden Mineralien mit Salzsäure, stellt eine nur Alkalichloride enthaltende Lösung dar, verdampft diese zur Trockne und extrahiert aus dem Rückstand das Chlorlithium mit einer Mischung gleicher Volumen Alkohol und Äther. Das Chlorlithium wird dann geschmolzen und durch [836] den elektrischen Strom zersetzt. So erhält man reines L. als silberweißes, auf frischer Schnittfläche glänzendes, aber sehr schnell anlaufendes Metall, welches, wie die übrigen Alkalimetalle, unter Steinöl aufbewahrt werden muß. Es ist bei gewöhnlicher Temperatur knetbar, Atomgewicht 7,01, spez. Gew. 0,593 (es ist mithin der leichteste aller starren Körper), schmilzt bei 180°, ist nur bei sehr hoher Temperatur flüchtig, entzündet sich an der Luft bei 200° und verbrennt zu Oxyd; es zersetzt Wasser bei gewöhnlicher Temperatur, ohne sich zu entzünden, ist einbasisch und bildet mit Sauerstoff Lithiumoxyd (Lithion) Li2O, welches sich in Wasser zu Lithiumhydroxyd (Lithiumoxydhydrat) LiOH löst. Letzteres ist dem Natriumhydroxyd ähnlich und bildet mit Säuren die farblosen, meist in Wasser löslichen Lithiumsalze, von denen das kohlensaure und das phosphorsaure Lithiumoxyd schwer löslich sind. Lithiumchlorid (Chlorlithium) LiCl ist farblos, zerfließlich, sehr leicht löslich in Wasser und Alkohol, schmeckt wie Kochsalz, schmilzt leicht und verflüchtigt bei Weißglut. Es färbt, wie alle Lithiumsalze, die Alkoholflamme karmesinrot. Man benutzt Lithiumsalze gegen Gicht, da harnsaures Lithiumoxyd das löslichste aller Harnsäuresalze ist und Lithiumsalze daher geeignet erscheinen, die gichtischen Ablagerungen von harnsaurem Natron zu lösen. Lithiumsalze dienen auch gegen Krupp, Diphtheritis, gelbes Fieber, zur Bereitung von Mineralwässern und zu Nachtsignalen. L. wurde 1817 von Arfvedson entdeckt und das Metall zuerst von Davy dargestellt.