Zum Inhalt springen

MKL1888:Lincoln

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lincoln“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Lincoln“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 797798
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: Abraham Lincoln
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Lincoln. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 797–798. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lincoln (Version vom 22.11.2023)

[797] Lincoln (spr. lingkö̆n), 1) Hauptstadt von Lincolnshire (England), an den Abhängen und am Fuß eines 155 m hohen Hügels am Witham gelegen, der hier die Cliff Range in einer Pforte durchbricht. Von den vormaligen 50 Kirchen der Stadt sind nur noch 13 übrig. Alle andern Bauten überragen die auf dem Gipfel des Hügels stehende, 1075–1350 erbaute Kathedrale und das von Wilhelm dem Eroberer erbaute Schloß, welches jetzt als Gefängnis und Gerichtshalle dient. L. hat (1881) 37,312 Einw. L. ist Sitz eines Bischofs, hat ein theologisches und ein Lehrerseminar, ein Museum, ein Krankenhaus, eine Irrenanstalt, ein Theater, Maschinenbau, Knochen- und Kornmühlen, Fabrikation von Kunstdünger und Ölkuchen. Unter den Römern war L. (Lindum Coloniae) bereits von einiger Wichtigkeit. An die Römerzeit erinnern noch Reste der Stadtmauern und der Kanal (Foß Dyke), der den Witham mit dem Trent verbindet. In angelsächsischer Zeit wurde es die Residenz der Könige von Mercia; Wilhelm der Eroberer erbaute das Kastell. Hier 1141 Sieg des Grafen Robert von Gloucester über den König von England, Stephan von Blois. Vgl. „Memoirs illustrative of the history and antiquities of the county and city of L.“ (Lond. 1850). – 2) Stadt im nordamerikan. Staat Illinois, am Salt Creek, 45 km nordnordwestlich von Springfield, hat (1880) 5639 Einw. – 3) Hauptstadt des nordamerikan. Staats Nebraska, am Platte, mit Staatenhaus, einer Universität für beide Geschlechter, einem landwirtschaftlichen College und (1885) 20,004 Einw. In der Nähe Salzwerke. L. wurde erst 1867 gegründet.

Lincoln (spr. lingkö̆n), Abraham, der 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, geb. 12. Febr. 1809 in Hardin County (Kentucky) aus einer Quäkerfamilie, welche eine Farm besaß, siedelte 1816 mit seinen Eltern nach Spencer County in Indiana über und ward von denselben bloß mit ländlichen Arbeiten beschäftigt. Nur sechs Monate lang genoß er Schulunterricht. 1830 ließ er sich mit seinen Eltern in Macon County in Illinois nieder, baute ihnen das erste Blockhaus, welches noch vorhanden ist, und nahm 1832 an dem Kriege gegen den Schwarzen Falken in einer Freiwilligenkompanie teil, die ihn zu ihrem Hauptmann wählte. Hierauf nahm L. die Stelle eines Postmeisters in Neusalem an. Daneben machte er sich mit der Rechtswissenschaft und der Feldmeßkunst bekannt. Von 1834 bis 1840 ward er alljährlich in die Legislatur seines Staats gewählt. 1836 ließ er sich in Springfield als Rechtsanwalt nieder und galt bald für einen der gewandtesten Verteidiger in schwierigen Rechtsfällen. Im Dezember 1847 in das Abgeordnetenhaus des Kongresses gewählt, stimmte er hier für eine weite Auslegung der Rechte der Unionsregierung den Einzelstaaten gegenüber und vor allem für die Aufhebung der Sklaverei, zunächst im Bezirk von Columbia. Schon auf dem republikanischen Nationalkonvent von 1856 versuchten die Abgeordneten von Illinois seine Kandidatur für die Vizepräsidentschaft durchzusetzen, drangen jedoch nicht durch; ebenso unterlag er 1858 bei der Senatorenwahl in Illinois gegen Stephan A. Douglas. Da er sich hierbei aber als einen ebenso geschickten wie mutigen Gegner der Sklaverei bewies, wurde er im Mai 1860 von der republikanischen Versammlung in Chicago als Präsidentschaftskandidat aufgestellt und bei der Wahl der Wahlmänner 6. Nov. von den [798] Stimmen aller Nichtsklavenstaaten mit Ausnahme New Jerseys zum Präsidenten erwählt. Diese Wahl gab den über ihre Niederlage erbitterten Südstaaten Anlaß zum Abfall von der Union. L. selbst entging auf seiner Reise nach Washington im Februar 1861 nur mit Mühe einem Mordanfall. In der Rede, mit der er 4. März 1861 das Präsidium antrat, sprach er zwar den Südstaaten das Recht ab, aus der Union auszuscheiden, suchte sie aber zu beruhigen. Doch der Angriff derselben auf Fort Sumter 13. April gab das Signal zum Ausbruch des Bürgerkriegs. Am 15. April erließ L. seinen ersten Aufruf für 75,000 Freiwillige, und wenn er auch nicht gleich die prinzipielle Bedeutung des Kampfes erkannte, so bewahrte er doch auch in den Zeiten höchster Gefahr unerschütterlichen Mut und zähste Ausdauer und wußte diese Eigenschaften auch der Nation einzuflößen. Nachdem er einmal die Abschaffung der Sklaverei als den Preis des Siegs proklamiert, führte er den Krieg mit konsequenter Energie trotz aller Hindernisse und Schwierigkeiten fort, getragen von der begeisterten Anhänglichkeit des Volkes, welches in ihm die Eigenschaften verkörpert sah, auf die es besonders stolz ist. Er ward daher 1864 aufs neue als Kandidat für die Präsidentschaft ausersehen und erhielt die Stimmen fast aller an der Wahl teilnehmenden Staaten. Am 4. März 1865 erfolgte sodann sein zweiter Amtsantritt. Nach dem Fall von Richmond 3. April hielt L. unter dem begeisterten Jubel der Schwarzen seinen Einzug in die ehemalige Hauptstadt der südlichen Konföderation. Allein L. überlebte diesen glorreichen Augenblick nur um wenige Tage, indem am Abend des 14. April der Schauspieler J. Wilkes Booth, ein fanatischer Südländer, während einer Vorstellung in Fords Theater zu Washington dem Leben des Präsidenten durch einen Pistolenschuß ein Ende machte. Lincolns Leiche wurde in feierlichem Zug unter allgemeinster Teilnahme des Volkes nach Springfield in Illinois gebracht und dort auf einem der Nation gehörigen Grundstück beigesetzt. L. war von unbestechlicher Redlichkeit, großer Bescheidenheit und unerschütterlicher Festigkeit des Willens; er hatte einen klaren Verstand und treffendes Urteil, dabei Witz und Humor in der Unterhaltung. Indem er plötzlich starb, als er der Sache der Freiheit durch seine energische Ausdauer den glänzendsten Triumph verschafft hatte, wurde er der populärste, gefeiertste Mann seit Washington, dessen Andenken kein Fleck trüben konnte. Seine Herkunft, sein Vorleben, seine Erscheinung machten L. zum Ideal eines echten Republikaners. Am 14. April 1876 wurde sein Standbild zu Washington feierlich enthüllt. Von den zahlreichen Biographien Lincolns sind hervorzuheben die von Raymond (New York 1866), Lamon (Boston 1872), Stoddard (New York 1884), I. N. Arnold (Chicago 1885) und Thayer (deutsch, Gotha 1885). Vgl. auch Bancroft, Memorial adress of the life and character of A. L. (New York 1866), und „Reminiscences of A. L., by distinguished men of his time“ (hrsg. von Rice, das. 1886). – Lincolns einziger überlebender Sohn, Robert Todd L., geb. 1843, nahm noch am Bürgerkrieg teil, ließ sich dann in Chicago als Advokat nieder und ward 1881 unter Garfield Kriegsminister.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 530
korrigiert
Indexseite

[530]  Lincoln, 2) Robert Todd, amerikan. Politiker, geb. 1. Aug. 1843 zu Springfield (Illinois), Sohn des Präsidenten Abraham L., besuchte die Harvard-Universität bei Boston, ward 1864 von seinem Vater dem General Grant als Adjutant beigegeben und machte den letzten Feldzug des Bürgerkriegs mit. Nach dem Frieden nahm er seine Rechtsstudien wieder auf und ließ sich in Chicago als Rechtsanwalt nieder. Präsident Garfield ernannte ihn 1881 zum Kriegsminister, und L. behielt diesen Posten auch unter dem Präsidenten Arthur bis 1885. Nach dem Amtsantritt Clevelands nahm er seine Anwaltspraxis in Chicago wieder auf, bis er 1889 vom Präsidenten Harrison zum Gesandten der Union in London ernannt wurde.