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MKL1888:Lie

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lie“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Lie“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 770
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Lie. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 770. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lie (Version vom 24.11.2022)

[770] Lie, Jonas Laurits Idemil, norweg. Dichter, geb. 6. Nov. 1833 zu Ecker bei Drammen als Sohn eines Advokaten, studierte von 1851 an in Christiania Jurisprudenz, wurde Obergerichtsadvokat in Kongsvinger, gab aber nach wenigen Jahren seine Stelle auf, um sich in Christiania ganz der Litteratur zu widmen. Es erschienen zunächst eine Sammlung „Digte“ (1866), die seinen Namen bereits populär machte, und die Novelle „Den Fremsynte“ (1870; deutsch: „Der Geisterseher“, Berl. 1876), die in kurzer Zeit sechs Auflagen erlebte und L. den ersten Romandichtern seines Vaterlandes anreihte. Mit staatlicher Unterstützung reiste er 1871 zuerst nach Nordland und dann nach Italien, wo er mehrere Volkserzählungen auf Grund seiner Studien in Nordland schrieb, die unter dem Titel: „Fortällinger og Skildringer fra Norge“ (3. Aufl. 1880) erschienen. Bald nach diesen trat er mit dem Roman „Tremasteren Fremtiden“ („Der Dreimaster Zukunft“, 1872) hervor, welcher das Leben des norwegischen Küstenvolks mit wunderbarer Treue und Lebendigkeit schilderte und in zahlreiche fremde Sprachen übersetzt wurde. Noch größeres Aufsehen machte der Roman „Lodsen og hans Hustru“ („Der Lotse und seine Frau“, 1874), welcher im ersten Jahr fünf Auflagen erlebte. Die Kraft und Frische der Darstellung, die Feinheit der psychologischen Züge, der poetische Duft, der über dem Ganzen liegt, lassen die Mängel der Komposition leicht übersehen. Eine italienische Erzählung: „Fanfulla“, stammt noch aus dieser Zeit. 1874 zurückgekehrt, erhielt er vom norwegischen Storthing die sogen. Dichtergage, und auch vom König ward er dekoriert. Die italienische Reise zeitigte in der Erinnerung noch einige Früchte: die Erzählung „Antonio Banniera“ (1875) und das lyrisch-dramatische Gedicht „Faustina Strozzi“ (1875). In seinem eigensten Element erschien er dann wieder in den Erzählungen: „Susanne“ (1878), „Thomas Ross“ und „Adam Schrader“ (1879), welch letztere in den höhern Kreisen der Gesellschaft spielen, endlich in den Novellen: „Rutland“ (1881), „Gaa paa“ (1882), „Livsslaven“ (1883; deutsch bei Reclam: „Lebenslänglich verurteilt“), „Familjen paa Gilje“ (1883), „En Malstrøm“ (1884), „Otte Fortællinger“ (1885) und „Kommandørens Døttre“ (1886). Die letzten Jahre verlebte L. in Deutschland. Ein dreiaktiges Lustspiel: „Grabows Kat“ (1880), wurde in Christiania und Stockholm mit großem Beifall aufgeführt.