Zum Inhalt springen

MKL1888:Lichnowski

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lichnowski“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Lichnowski“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 763764
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: Felix Lichnowsky
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Lichnowski. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 763–764. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lichnowski (Version vom 20.04.2023)

[763] Lichnowski, fürstliche, aus Polen gebürtige, in Österreich und Preußen begüterte Familie, erhielt 1702 die Würde der Freiherren von L. und edlen Herren von Woschütz und wurde 1721 in den böhmischen, 1727 in den Reichsgrafenstand, 1772 in den preußischen und 1846 in den österreichischen Fürstenstand erhoben; seit 1740 führen die L. auch den Namen der Grafen von Werdenberg und seit 1861 das von König Wilhelm I. erteilte Prädikat „Durchlaucht“. Die namhaftesten Sprößlinge derselben sind:

1) Eduard Maria, Fürst, geb. 19. Sept. 1789, folgte seinem Vater, dem Fürsten Karl L., 1814 und starb 1. Jan. 1845 in München. Er ist Verfasser der unvollendet gebliebenen, nur bis Maximilian I. reichenden „Geschichte des Hauses Habsburg“ (Wien 1836–44, 8 Bde.).

2) Felix Maria Vinzenz Andreas, Fürst, geb. 5. April 1814, ältester Sohn des vorigen, trat 1834 in die preußische Armee, nahm aber 1838 seine Entlassung und ging in die Dienste des spanischen Prätendenten Don Karlos, welcher ihn zum Brigadegeneral und zu seinem Generaladjutanten ernannte. Seine Erlebnisse in Spanien, von wo er 1840 zurückkehrte, schildern seine „Erinnerungen aus den Jahren 1837–39“ (Frankf. 1841–42, 2 Bde.). In Brüssel und Paris, wo er 1840 verweilte, schrieb er seine „Erinnerungen“ und verwickelte sich dadurch in einen Streit mit dem General Montenegro, der zu einem Duell führte, in dem L. schwer verwundet wurde. Nach seiner Genesung machte er eine Reise nach Lissabon, über die er in „Portugal, Erinnerungen aus dem Jahr 1842“ (Mainz 1843) berichtete. An dem [764] ersten preußischen Vereinigten Landtag 1847 nahm er als Mitglied der Herrenkurie teil. Beim Ausbruch der Märzrevolution 1848 von Ratibor in die Nationalversammlung gewählt, nahm er in der Paulskirche seinen Sitz auf der Rechten, zu deren bedeutendsten Rednern er gehörte. Ein eifriger Verfechter der Legitimität und fast fanatischer Katholik, forderte er durch kühne Angriffe den Zorn der Radikalen heraus. Er fiel als ein Opfer des Frankfurter Aufstandes 18. Sept. 1848 auf der Bornheimer Chaussee nebst dem General v. Auerswald unter den barbarischen Mißhandlungen eines Pöbelhaufens und starb 19. Sept. Als Chef des Hauses folgte ihm sein jüngerer Bruder, Fürst Karl L., geb. 19. Dez. 1819; er ist Mitglied des preußischen Herrenhauses und des deutschen Reichstags und gehört zur deutschen Reichspartei.