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MKL1888:Libau

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Libau“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Libau“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 759
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Libau. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 759. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Libau (Version vom 06.08.2021)

[759] Libau, Stadt in dem russ. Gouvernement Kurland, auf einer Nehrung am Ausfluß des Libauschen Sees, Endpunkt der von Wilna kommenden Eisenbahn, hat eine griechisch-katholische, eine römisch-katholische und 2 luther. Kirchen, eine Synagoge und (1880) 27,418 Einw., darunter 65,6 Proz. Evangelische, 23,6 Juden, 6,6 Katholiken und 4 Proz. Griechisch-Katholische. Der Nationalität nach überwiegen die Deutschen, Russen haben sich sehr wenig niedergelassen. Der Handel hatte in den Jahren 1877–83 einen großen Aufschwung erfahren, ist seitdem aber wieder zurückgegangen. Der Wert der Ausfuhr betrug 1886: 25,290,000 Rubel, der der Einfuhr 11,224,000 Rub. Die erstere besteht namentlich in Getreide, insbesondere Hafer, Spiritus, Flachs, Petroleum, Mehl, Lumpen, Holz; die letztere in Steinkohlen, landwirtschaftlichen Maschinen, Kolonialwaren, Eisen, Kupfer, Heringen und Baumaterialien. Der Hafen ist vortrefflich, meist das ganze Jahr hindurch eisfrei und neuerdings vertieft worden. Das Fahrwasser auf der Barre war 1885: 5,2 m (früher nur 3,6–4 m). Die Zahl der eingehenden Schiffe war 1886: 1268 mit 355,754 Ton., darunter 330 mit 32,380 T. im Küstenverkehr. L. steht mit Riga, Königsberg und Lübeck in Dampferverbindung. Die Industrie, früher ganz unbedeutend, hat sich seit einiger Zeit sehr entwickelt. Gegenwärtig (1885) sind 22 Fabriken mit 283 Arbeitern und einem Produktionswert von 3,466,333 Rub. vorhanden, darunter 2 Eisengießereien, 4 Bierbrauereien, eine Drahtfabrik, eine Dampfsägemühle, eine chemische Fabrik, eine Ölschlägerei, eine Dampfmahlmühle etc. L. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Es besitzt 2 Leuchttürme, ein Gymnasium, Realschule, eine Navigationsschule, ein Theater, eine Schiffswerfte, 3 Banken und eine Sparkasse. In der Dreifaltigkeitskirche befindet sich seit 1886 die größte Orgel der Welt. L. hat auch als Seebad einigen Ruf. Es bestand schon vor der Landung der ersten Deutschen als Stadt der heidnischen Letten unter dem Namen Leepaja, was wohl s. v. w. Lindenstadt bedeutet. In der Nähe Schwefelquellen.