MKL1888:Libanios
[758] Libanios, griech. Sophist, geb. 314 n. Chr. zu Antiochia in Syrien, machte seine wissenschaftlichen Studien in Athen, trat bereits im Alter von 25 Jahren daselbst ein öffentliches Lehramt an und gelangte durch seine Kenntnisse und Schriften zu hohem Ansehen. Sein Ruf zog ihn 340 nach Konstantinopel; doch wurde er hier von dem Haß und Neid der andern Sophisten verfolgt und schon nach zwei Jahren, als der Magie verdächtig, aus der Stadt verwiesen. Nach einer fünfjährigen Lehrthätigkeit in Nikomedia nach Konstantinopel zurückberufen und zum Quästor befördert, lehrte er daselbst mehrere Jahre, bis er 354 für immer nach seiner Vaterstadt übersiedelte, die er nun zum Mittelpunkt seines ausgedehnten Wirkens in Schule und Öffentlichkeit machte. Er starb daselbst hochberühmt und in hohem Alter unter der Regierung Theodosius’ d. Gr. (um 393). Von seinen zahlreichen, großenteils noch vorhandenen Schriften philosophischen, rhetorischen und geschichtlichen Inhalts verdienen namentlich die Reden, die Deklamationen (Meletai) und rhetorischen Übungsstücke (Progymnasmata), die Inhaltsanzeigen zu den Reden des Demosthenes und die Briefe besondere Hervorhebung. Einer Gesamtausgabe seiner Schriften ermangeln wir noch. Die Reden und Deklamationen gab am vollständigsten Reiske (Altenb. u. Leipz. 1791–97, 4 Bde.), die Briefe J. C. Wolf (2. Ausg., Amsterd. 1738) heraus. Eine neu aufgefundene Rede („Pro Olympio“) wurde von Siebenkees in den „Anecdota graeca“ (Nürnb. 1798), eine Deklamation von Boissonade in den „Anecdota graeca“ (Bd. 1, Par. 1829), zwei andre, noch unedierte Deklamationen von Förster im „Hermes“ (Bd. 9, Berl. 1875) veröffentlicht. Vgl. Petit, Essai sur la vie et la correspondance du sophiste L. (Par. 1866); Sievers, Das Leben des L. (Berl. 1868); Förster, Franc. Zambeccari und die Briefe des L. (Stuttg. 1878).