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MKL1888:Lavergne

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lavergne“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 580
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Lavergne. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 580. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lavergne (Version vom 04.08.2021)

[580] Lavergne (spr. -wä́rnj), Léonce Guilhard, franz. Politiker, geb. 24. Jan. 1809 zu Bergerac, studierte in Toulouse die Rechtswissenschaft, wandte sich dann dem Studium der Litteraturgeschichte zu und ward 1838 zum Professor der auswärtigen Litteratur an der Fakultät in Montpellier ernannt, trat dieses Amt aber nicht an, da ihn der Minister des Innern, Rémusat, zu seinem Kabinettschef machte. 1842 wurde er Requetenmeister im Staatsrat und 1844 Abteilungschef im auswärtigen Ministerium. Seit 1846 für das Departement Gers Mitglied der Deputiertenkammer, zog er sich nach der Februarrevolution 1848 ganz vom politischen Leben zurück und trieb volkswirtschaftliche und sozialpolitische Studien. 1850–52 hatte er den Lehrstuhl für Ackerbaukunde am agronomischen Nationalinstitut in Versailles inne, 1854 wurde er Mitglied des Zentralackerbauvereins, 1855 Mitglied der Akademie für Moral und Politik. Nach dem Sturz des Kaiserreichs ward er 8. Febr. 1871 zum Mitglied der Nationalversammlung gewählt und schloß sich als gemäßigt-freisinniger Orléanist dem rechten Zentrum an. Er bemühte sich mit seinen nähern Freunden, wie Audiffret-Pasquier, eine konstitutionelle Monarchie zu errichten, und bekämpfte daher Thiers und die Republik. Als aber der Fusionsversuch der Monarchisten gescheitert war, verband er sich mit dem linken Zentrum zur Begründung einer konservativen Republik. An dem Zustandekommen der Verfassung von 1875 hatte er als Präsident der Dreißigerkommission hervorragenden Anteil und ward Ende 1875 zum lebenslänglichen Senator gewählt. Er starb 20. Jan. 1880. Außer zahlreichen Abhandlungen in der „Revue des Deux Mondes“, dem „Journal des Économistes“ und dem „Correspondant“ schrieb er: „Essai sur l’économie rurale de l’Angleterre, de l’Écosse et de l’Irlande“ (1854, 5. Aufl. 1882); „Économie rurale de la France depuis 1789“ (1860, 4. Aufl. 1877); „Les économistes français du XVIII. siècle“ (1870); „Les assemblées provinciales sous Louis XVI“ (1863, 2. Aufl. 1879).