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MKL1888:Lateau

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lateau“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Lateau“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 537
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Lateau. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 537. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lateau (Version vom 22.11.2024)

[537] Lateau (spr. -toh), Louise, das neueste Beispiel für Stigmatisation (s. d.); geb. 30. Jan. 1850 als Tochter eines Eisenbahnarbeiters zu Bois d’Haine in Belgien, wurde L. seit 24. April 1868 mit den an jedem Freitag blutenden Wundenmalen begnadigt, wozu seit Juli 1868 Ekstase und seit März 1871 angeblich gänzliche Speiseenthaltung mit Ausnahme der täglich genossenen Kommunion kam. Die Geistlichkeit, an ihrer Spitze der Bischof Dumont von Tournai, beutete den rätselhaften Zustand jahrelang im Interesse der katholischen Kirche aus, welche Gott durch solches Wunder auszeichne, und als Dumont 1880 vom Papst für irrsinnig erklärt und abgesetzt wurde, soll die L. für ihn Partei ergriffen haben. Übrigens hatte dem ganzen in Bois d’Haine ausgeführten Schauspiel Louisens Schwester schon im Sommer 1875 für einige Zeit dadurch ein Ende bereitet, daß sie der Geistlichkeit das Haus verbot. Eine von der medizinischen Fakultät zu Brüssel mit der Untersuchung des Falles beauftragte Kommission aber kam zu dem Resultat, die L. leide an „stigmatischer Neuropathie“. Seit 1880 galt sie nur noch als krank und starb 25. Aug. 1883. Vgl. Warlomont, Rapport médical sur la stigmatisée de Bois d’Haine (Brüssel 1875). Ihr Leben beschrieb Majunke (Berl. 1874).