MKL1888:Landeshut
[450] Landeshut, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, in einem schönen Thal am Fuß des Riesengebirges (Landeshuter Kamm, s. d.), am Bober und an der Linie Ruhbank-Liebau der Preußischen Staatsbahn, 442 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, ein Realgymnasium, ein Amtsgericht, eine Handelskammer, 2 Flachsspinnereien (eine der Seehandlung gehörig), eine mechanische Weberei mit Anfertigung von Militärbekleidungsstücken, 2 große Schuhfabriken, bedeutende Lein- und Baumwollweberei, Gerberei, Bierbrauerei, eine Dampfmühle, ausgedehnten Handel mit Leinwand und Leinenwaren und (1885) 7106 meist evang. Einwohner. Dicht dabei das Dorf Niederleppersdorf mit 2 Webereien und 1200 Einw. – Zu Ende des 13. Jahrh. vom Herzog Boleslaw I. von Schweidnitz gegen die Böhmen erbaut, wurde L. 1345 vom König Johann von Böhmen genommen, aber bald wieder von dem Herzog von Schweidnitz zurückerobert. 1426 belagerten es die Hussiten vergeblich. 1629 hatte die Stadt viel durch die Liechtensteinschen Bekehrungsdragonaden zu erdulden, und erst 1711 nach Bezahlung einer großen Summe erhielten die Evangelischen die Erlaubnis zum Bau einer Gnadenkirche. Nächst dem Gefecht im zweiten Schlesischen Krieg 22. Mai 1745, wo Winterfeld 7000 Österreicher unter Nádasdy mit nur halb so vielen Preußen schlug, ist L. besonders durch den Überfall vom 23. Juni 1760 denkwürdig, in welchem Laudon ein preußisches Korps unter Fouqué aufrieb. Die L. umgebenden Berge waren in einer Ausdehnung von 6 km mit Schanzen bedeckt, zu deren Besetzung mindestens 30,000 Mann gehörten, während die Preußen bloß 10,600 Mann und 68 Geschütze hatten. Als Laudon und Beck vereint angriffen, verteidigte sich das heldenmütige preußische Korps sieben volle Stunden, mußte sich aber endlich ergeben. Vgl. Perschke, Beschreibung und Geschichte der Stadt L. (Bresl. 1829); v. Sodenstern, Feldzug des Generals Fouqué 1760 (2. Aufl., Kass. 1867).