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MKL1888:Lampen

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lampen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 434439
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Lampen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 434–439. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lampen (Version vom 23.04.2023)

[434] Lampen (hierzu Tafel „Lampen“), Vorrichtungen zum Brennen der bei gewöhnlicher Temperatur flüssigen Leuchtmaterialien. Alle L. besitzen einen Ölbehälter, der möglichst geringen Schatten werfen, und in welchem das Leuchtmaterial während des Gebrauchs auf möglichst gleichem Niveau erhalten werden muß, sowie eine Vorrichtung, um dieses der Flamme zuzuführen. Bei dem Blackadderschen Nachtlicht enthält ein auf Rüböl schwimmendes Glas- oder Messingschälchen in der Mitte ein kurzes, vertikal stehendes, enges Röhrchen, in welchem sich das Öl durch Kapillarität bis zur Spitze erhebt, wo es bei genügender Erhitzung entzündet werden kann und ruhig fortbrennt. Aus solchen Kapillarröhrchen kann man sich die gewöhnlichen Lampendochte zusammengesetzt denken, welche der Flamme genau die erforderliche Menge Leuchtmaterial in durchaus gleichmäßiger Weise zuführen müssen. Letzteres bleibt aber stets davon abhängig, daß das Niveau des Leuchtmaterials während der Benutzung der L. sich möglichst unverändert erhält. Sinkt dasselbe erheblich, so zeigt sich meist auch eine erhebliche Verminderung der Leuchtkraft. Bei der Antiklampe (s. Taf., Fig. 1) speist ein massiver Runddocht die Flamme zu reichlich mit Öl, und letztere ist groß genug, um sehr viel Öl in brennbare Gase zu verwandeln; aber für diese letztern strömt nicht hinreichend Luft zu der cylindrischen Flamme, und die Verbrennung ist daher unvollkommen, die Flamme bleibt rot, leuchtet wenig und blakt sehr leicht. Auf derselben Stufe steht in technischer Hinsicht die gewöhnliche Küchenlampe und das Grubenöllicht. Außerdem entweichen unverbrannte Dämpfe und Gase und verderben die Luft, in welcher die Lampe brennt. Sehr viel vorteilhafter ist der Flachdocht, welcher eine breite Flamme mit größerer Oberfläche liefert, so daß eine vollkommnere Verbrennung erzielt wird. Da indes die breite, dünne Flamme zu stark abgekühlt wird, so ist es zweckmäßiger, den flachen Docht zu einem Hohlcylinder zusammenzubiegen, dessen hohler, kegelförmiger Flamme von außen und innen Luft zugeführt wird (Rundbrenner mit doppeltem Luftzug), ohne daß zu starke Abkühlung stattfindet. Dieser Argand-Brenner verteilt auch das Licht gleichmäßig nach allen Seiten, seine Leistungsfähigkeit wird aber wie die des Flachbrenners ganz wesentlich erhöht, wenn man durch einen Glascylinder von bestimmter Höhe und Weite den Luftzug befördert und genau regelt. Die Gestalt dieses Cylinders wechselt je nach der Konstruktion der L. und der Natur des Brennmaterials. Rein cylindrische Gläser werden jetzt nur noch für Leuchtgas benutzt, bei L. mit Flachbrennern kommen bauchige Cylinder zur Anwendung, um dem Luftzug die Richtung auf die Flamme zu geben. Für Rundbrenner benutzt man dagegen Cylinder mit starker Einschnürung, durch welche der Luftzug mit großer Energie fast horizontal gegen die Flamme abgelenkt wird. Diese Cylinder geben den höchsten Effekt aber nur dann, wenn die Einschnürung

[Ξ]

Lampen.
Fig. 1. Antiklampe.
Fig. 2. Schiebelampe mit Sturzflasche.
Fig. 3. Moderateurlampe.
Fig. 4 u. 5. Flachbrenner für Petroleumlampen.
Fig. 6. Lampe mit begrenzter Brennzeit.
Fig. 7. Patentbrenner für Solaröl.
Fig. 8. Patent-Reformkosmosbrenner.
Fig. 9. Patent-Reichslampe.
Fig. 10. Lilienfein und Lutschers Lampe für sehr flüchtige Öle.
Fig. 11. Ligroinlampe.
Fig. 12. Ligroinlampe von Bohm u. Brüder.
Fig. 13. Dampfstrahllampe für schwere Mineralöle.
Fig. 14. Dampftrockner.

[435] (Schulter) in ganz bestimmter Höhe über dem Brenner steht. Bisweilen wird auch auf einem in der Achse des Hohldochts sich erhebenden Stiel ein horizontales rundes Metallscheibchen (Brandscheibe) angebracht, an dessen unterer Fläche der innere Luftzug sich bricht, so daß er von innen nach außen auf die Flamme stößt und diese tulpenartig ausbaucht. Derartige Brenner bedürfen dann auch eines weiten Cylinders.

Je nach der Lage des Ölbehälters unterscheidet man Saug- und Drucklampen. Bei erstern wird das Öl nur durch die Kapillarität des Dochts zugeführt. Dabei kann aber der Ölbehälter höher oder niedriger liegen als die Flamme. Liegt er niedriger, so darf der Saugkraft des Dochts nicht zu viel zugemutet

Fig. 1.
Ring der Sinumbralampe[WS 1].

werden, und man macht daher wohl den Ölbehälter flach, z. B. wie bei der Astrallampe ringförmig, wobei der Querschnitt des Ringes eine solche Form erhalten kann (Textfig. 1), daß der Ring fast keinen Schatten wirft (daher Sinumbralampe). Bei höher liegendem Ölbehälter ist eine Vorrichtung erforderlich, welche den Zufluß des Öls regelt. Bei der Schiebelampe benutzt man zu diesem Zweck eine Sturzflasche (s. Taf., Fig. 2). Der Ölbehälter ist hier ein oben offener Cylinder, in welchen eine mit Öl gefüllte Flasche mit Hilfe eines Ventils so eingesenkt wird, daß ihre Mündung sich unten befindet. Sinkt das Niveau des Öls in dem Cylinder auch nur um ein sehr geringes Maß, so muß sofort Luft in die Flasche eintreten und etwas Öl ausfließen, bis das normale Niveau wiederhergestellt ist. Bei den Drucklampen liegt der Ölbehälter in dem Fuß der Lampe, und man vermeidet daher den Schatten vollständig, und die Lampe steht fester; doch muß nun das Öl gehoben werden, weil die Kapillarität des Dochts allein dazu nicht ausreicht. Zu diesem Zweck vorgeschlagene aerostatische Vorrichtungen, bei welchen komprimierte Luft auf das Öl wirkt, und hydrostatische, bei welchen nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren das Öl durch eine spezifisch schwere Flüssigkeit (z. B. Zinkvitriollösung) zur Flamme emporgedrückt wird sowie statische L., bei denen das Öl aus einem Leder- oder Kautschuksack durch ein Gewicht oder aus einem Metallcylinder durch den Druck eines Kolbens emporgedrückt wird, haben sich wenig bewährt, um so mehr gewisse mechanische Vorrichtungen. Bei der Uhrlampe von Carcel wird durch die Kraft einer in einem Gehäuse eingeschlossenen Feder ein Uhrwerk bewegt, welches eine Pumpe mit Kolben und Stiefel treibt. Diese führt der Flamme das Öl im Überschuß zu, so daß ein Teil desselben wieder in den Ölbehälter zurückfließt. Das Ölniveau im Brenner bleibt hierbei stets gleich; das zurückfließende Öl wird etwas vorgewärmt, der Docht aber am Brenner gekühlt und daher eine Flamme von großer Lichtbeständigkeit erzielt. Einfacher und billiger, aber ebenso zweckmäßig ist die Moderateurlampe (s. Taf., Fig. 3). Der Ölbehälter ist ein flaschenförmiges Blechgefäß, in welchem eine Metallscheibe, mittels einer Lederstulpe luftdicht schließend, durch die angelötete Zahnstange BB und das Getriebe D gehoben, durch die große Spiralfeder aber wieder herabgedrückt wird. Füllt man die Lampe mit Öl, so bleibt dies zunächst über der Scheibe, gelangt aber beim Aufziehen unter dieselbe, weil hier ein luftverdünnter Raum entsteht und die Lederstulpe als Ventil wirkt. Unter dem Druck der Spiralfeder steigt nun das Öl durch das Rohr C in die Höhe. C besteht aus zwei ineinander verschiebbaren Röhren AA, von denen die engere A an der Scheibe festgelötet ist; wenn aber beim höchsten Stande der Scheibe die Feder am stärksten wirkt, so ragt dann auch gleichzeitig der Moderateur G in das Rohr C und läßt nur dieselbe Menge Öl durchfließen wie bei niedrigem Stande der Scheibe, wo die Feder schwächer wirkt, aber auch das enge Rohr nicht noch mehr verengert wird. Die Moderateurlampe liefert dem Docht mehr Öl, als er verbraucht, und er muß deshalb durch E weit aus dem Brenner herausgeschraubt werden; der Überschuß des zugeführten Öls fließt am Brenner herab in den Ölkasten zurück. Diese Konstruktion repräsentiert mit ihren mehrfach angebrachten Verbesserungen die vollkommenste Lampe für fette Öle; um sie noch brauchbarer zu machen, hat man sie mit drei konzentrisch ineinander steckenden Dochten versehen, welche gleichzeitig oder einzeln benutzt werden können, so daß die Lampe bei Anwendung des kleinsten Dochts selbst als Nachtlampe dienen kann. – Über Sicherheitslampen s. d.

Mineralöllampen.

Die Mineralöle (Petroleum, Photogen, Solaröl), welche das Rüböl fast vollständig verdrängt haben, erfordern vielfach andre L., und besonders zum Brennen der flüchtigsten Öle sind eigentümliche Konstruktionen erforderlich. Aber auch die Öle von mittlerer Flüchtigkeit, wie das gereinigte amerikanische Erdöl, können auf den für fette Öle konstruierten L. nicht gebrannt werden. Sie sind dünnflüssiger und werden daher leichter vom Docht gehoben, sie geben bei viel niederer Temperatur als die fetten Öle brennbare Gase, und die Flamme erfordert zur Entwickelung der höchsten Lichtintensität stärkern Luftzug, der aber genau reguliert werden muß. Geschieht dies, so erhält man eine vollkommen geruchlose Flamme, doch nur, wenn die Lampe stets sehr sorgfältig bedient wird. Der Tadel, welcher noch so häufig die Petroleumlampen trifft, ist in den bei weitem meisten Fällen ungerecht und fast immer auf die Bedienung der Lampe zu richten. Die leichte Verdampfbarkeit der Mineralöle und besonders derjenigen, welche schlecht gereinigt oder betrügerisch mit flüchtigern Ölen gemischt sind, ermöglicht die Bildung explosiver Mischungen aus brennbarem Dampf und Luft, so daß in dieser Richtung besondere Sicherheitsmaßregeln zu treffen sind. Alle Mineralöllampen sind Sauglampen, und der Ölbehälter liegt so weit unter dem Brenner, daß eine Erhitzung desselben vermieden wird. Die der Flamme zuzuführende Luft benutzt man in der Regel zum Kühlen des Brenners. Der einfachste Brenner für Petroleumlampen ist der Flachbrenner, welcher zur Beförderung der Luftzuführung mit einer halbkugelförmigen Kappe bedeckt werden muß (s. Taf., Fig. 4 u. 5). Er erhält einen ausgebauchten oder, da dieser leicht springt, einen im ausgebauchten Teil etwas platt gedrückten Cylinder. Letztere Konstruktion ist empfehlenswert, weil bei derselben alle Teile des Cylinders gleich weit von der Flamme entfernt sind und mithin auch gleich stark erhitzt werden. Bisweilen werden auch mehrere Flachdochte in paralleler oder sternförmiger Stellung zusammengefügt, wie z. B. beim Kronenbrenner mit 6 und beim Triplexbrenner mit 3 Flachdochten. Votti konstruierte eine Lampe mit Flachbrenner ohne Cylinder, indem er auf den Brenner einen flach trichterförmigen Teller mit zentraler Öffnung von der Größe des Brenners setzte und auf diesen Teller eine etwas hohe Milchglasglocke [436] stellte. Dieselbe Idee findet sich auch bei der Kaiserlampe von Stöter ausgeführt. Die für Mineralöle angewandten Rundbrenner sind Argand-Brenner gewöhnlicher Konstruktion mit gut geregeltem Luftzutritt und meist flachem Dochte, der sich erst in dem etwas konisch gestalteten Brennerrohr zum Runddocht zusammenbiegt und bisweilen nicht durch Rädchen, sondern durch eine Scheibe gestellt wird. Letztere vermeidet das bei dem Stellrädchen leicht vorkommende Abtropfen des Öls auf den Ölbehälter. Der Brenner kann vollständig auseinander genommen und mithin sehr leicht gereinigt werden. Fig. 6 der Tafel zeigt die Anwendung dieses Rundbrenners für die im Berliner Tiergarten benutzten Laternen. Die Stellscheibe wird hier, durch ein Zahnrad bewegt, welches an einer durch die Bodenplatte der Laterne hindurchgehenden Stange sitzt. In dem Ölbehälter befindet sich eine runde Blechscheibe mit angelöteter Stellstange, mit deren Hilfe das untere Dochtende beliebig gehoben werden kann, so daß demselben eine bald größere, bald geringere Ölmenge erreichbar bleibt. Wird der Behälter am Abend gefüllt, so kann man durch passende Einstellung der Scheibe die Brennzeit der Laterne beliebig abgrenzen, und dieselbe braucht mithin nicht gelöscht zu werden. Bei großen Petroleumrundbrennern beobachtet man, daß die Lichtstärke nicht in gleichem Verhältnis mit der Größe des Brenners zu-, sondern abnimmt. Dies deutet auf eine ungenügende Luftzuführung hin, und Schuster u. Bär haben deshalb einen Rundbrenner, den Patentkosmosbrenner, konstruiert, bei welchem zwischen Vasenring und Brennersieb ein seitlich durchlochter Luftkasten eingefügt wurde, von welchem ein Rohr im Brandrohr emporsteigt, um über der Flamme eine horizontale Brandscheibe zu tragen. Letztere sowohl als das Rohr sind gelocht, und da das obere Ende des Rohrs sich bedeutend stärker erhitzt als das untere, so wird durch dasselbe sehr kräftig Luft angesaugt und in die Flamme geleitet. Man erreicht hierdurch eine sehr glänzende Verbrennung, vermeidet die Erhitzung des Brenners und des Gefäßes, mithin die Bildung entzündlicher Dämpfe; zugleich bleibt aber auch der Docht kühl; er verkohlt weniger als bei andern Brennern und behält länger seine vollkommene Saugkraft. Dieser Brenner hat sich, mit Brennscheibe versehen (Tafelfig. 7), auch für Solaröl sehr gut bewährt und gibt mit demselben eine ungemein intensive, weiße und vollkommen geruchlose Flamme. Eine noch vollkommnere Konstruktion zeigt der Patent-Reformkosmosbrenner (Tafelfig. 8), bei welchem auch die der Flamme außen zuströmende Luft durch das Brennerrohr erwärmt wird. Der bedeutendste Effekt ist aber durch die neue Patent-Reichslampe von Schuster u. Bär (Tafelfig. 9) erzielt worden, bei welcher das Luftzuführungsrohr durch das metallene Gefäß hindurchgeht. Die Lampe besitzt eine Brennscheibe und eine Kappe, unter welcher die erwärmte Luft zur Flamme strömt. Ein Brenner von 20‴ gibt eine Flamme von 45, einer von 40‴ eine solche von 115 Normalkerzen. Ersterer ist mehr als dreimal heller als ein 32-Lochgas-Argandbrenner und kostet 50 Proz. weniger als Gas. Bei dem Mitrailleusenbrenner (Textfig. 2) werden 8, 10 oder 12 volle Dochte, welche im Kreis angeordnet sind, durch kurze, auf einer Scheibe befestigte Rohrstücke gehalten und durch feststehende in dem eigentlichen Brenner befindliche Messingrohre geführt. Sämtliche Dochte werden gleichzeitig gehoben und bilden miteinander gewissermaßen auch einen Runddocht, welcher aber der Länge nach in einzelne Dochte zerfällt. Auch hier ist der Schuster u. Bärsche Luftkasten mit Brennerscheibe angebracht, und mit dieser Vorrichtung ist der Mitrailleusenbrenner, dessen einzelne Dochte eine sehr starke Saugkraft besitzen, besonders für schwerere Petroleumsorten sehr geeignet. Er gibt eine völlig ruhige, höchst intensive Flamme, die Brennerteile bleiben gänzlich kalt, der Brennstoffverbrauch ist aber, entsprechend der größern Leuchtkraft, ein größerer als bei gewöhnlichen Rundbrennern.

Explosionen kommen bei Petroleumlampen infolge der Betrügereien beim Petroleumhandel, aber auch bei schlecht bedienten L. vor. Wenn die L. nicht sorgfältig gereinigt werden, sammeln sich im Brandrohr verkohlte Dochtteile, und wenn diese beim Herabschrauben des Dochts durch abfallende brennende

Fig. 2. Fig. 3.
Mitrailleusenbrenner. Dampflampe von
Lüdersdorff.

Krustenteilchen entzündet werden, so kann sich die Entzündung auf das explosive Gemisch von Petroleumdampf und Luft im Ölbehälter fortpflanzen. Bisweilen veranlaßt auch fehlerhafte Konstruktion der L. oder ein zu schmaler oder zu schwacher, den Dochtraum nicht völlig ausfüllender Docht Explosionen. Bei Berücksichtigung dieser Verhältnisse gewährt jede gute Lampe hinreichende Sicherheit, doch sind auch verschiedene Konstruktionen angegeben worden, welche diese Sicherheit namentlich gegenüber schlechtem Petroleum noch erhöhen. Erwähnenswert ist besonders der hydraulische Verschluß von Schuster u. Bär, welcher an der Basis des Brenners angelötet wird und durch das herabsickernde Petroleum die Kommunikation zwischen dem Luft- und Dampfraum des Ölbehälters und dem Brenner hydraulisch unterbricht. Entwickeln sich im erwärmten Gefäß Petroleumdämpfe, so können diese entweichen, aber niemals kann die Flamme in das Gefäß zurückschlagen. Andre Vorrichtungen gestatten leichtes und gefahrloses Auslöschen oder bewirken selbstthätig das [437] Auslöschen der Lampe, wenn dieselbe umfällt. – Sehr empfehlenswert sind die L. mit doppeltem Cylinder, namentlich als Tischlampen, da die Glocke bei denselben bedeutend weniger erhitzt wird als bei einfachem Cylinder.

Für sehr flüchtige Öle sind L. von besonderer Konstruktion erforderlich, weil die gewöhnlichen sofort heftig explodieren würden. Diese flüchtigen Öle können in L. ohne Docht gebrannt werden, indem das Öl außerhalb der Flamme durch Erwärmung in Dampf verwandelt wird, welcher ohne weiteres in die Flamme eintritt (Gas-, Dunst-, Dampflampe). Die älteste derartige Konstruktion ist die Dampflampe von Lüdersdorff (Textfig. 3), in welcher ein Gemisch aus 1 Volumen Terpentinöl und 4 Volumen Alkohol durch einen Docht bis in solche Nähe des Brenners gehoben wird, daß die von letzterm abgeleitete Wärme hinreicht, das Leuchtmaterial in Dampf zu verwandeln. Letzterer entweicht durch die 10–12 Löcher in dem Brennerknopf und gibt eine glänzende Flamme. Für die flüchtigsten Mineralöle haben Lilienfein u. Lutscher in Stuttgart eine Lampe (s. Taf., Fig. 10) in den Handel gebracht, bei welcher sich unter dem Brenner mit in einer Vertikalebene liegenden Löchern eine Metallscheibe befindet, die man vor dem Anzünden durch ein Streichholz erhitzt. Sie verdampft dann einen Teil des bis zu ihr mittels eines Dochts zugeführten Leuchtmaterials, und der aus den Löchern ausströmende Dampf gibt eine Flamme wie der Schmetterlingsbrenner für Gasbeleuchtung. Die Flamme bedarf keines Zugglases, und auch durch das Wegfallen des Dochts gewährt die Lampe manche Vorteile; doch ist sie durchaus nicht ungefährlich und gibt übrigens auch nicht billigeres Licht als die gewöhnliche Petroleumlampe. Ungefährlich und für manche Zwecke recht empfehlenswert ist die Ligroinlampe (s. Taf., Fig. 11), deren Ölbehälter mit Schwamm gefüllt ist. Man tränkt diesen mit dem sehr flüchtigen Leuchtmaterial und schraubt dann die Dochthülse auf, welche einen dicht eingepaßten massiven Baumwolldocht enthält. Dieser nimmt nach Bedarf aus dem Schwamm Leuchtmaterial auf und gibt eine zwar nur kleine und bei Luftzug leicht verlöschende, aber sehr weiße Flamme. Bei dem Brenner von Böhm u. Brüder in Wien (Tafelfig. 12) gelangt das flüchtige Öl von einem höher gelegenen Behälter durch das Rohr a in ein Kniestück b, in welchem sich eine Regulierschraube c für die Einströmungsöffnung d befindet. Soll nun die Lampe in Betrieb genommen werden, so wird zunächst in einer Fangschale e etwas Öl verbrannt. Hierdurch bilden sich aus dem bei d austretenden Leuchtstoff Dämpfe, die, mit der bei f eingesaugten Luft gemischt, sowohl durch den Brennerkopf g austretend die eigentliche Leuchtflamme bilden, als auch durch eine Bohrung h und ein Röhrchen i nach unten gelangend einem Heizflämmchen Nahrung geben. Dies Flämmchen ist durch einen Blechmantel k vor Luftzug geschützt und wird in seiner Stärke durch ein Schräubchen l reguliert. Die Entzündung erfolgt durch die Luftzuführungsöffnungen m von der Fangschale aus. Die verbrauchte Luft entweicht durch Öffnungen in der Nähe des Brennerkopfs. Auch für die schwersten Mineralöle sind besondere L. konstruiert worden, doch haben dieselben seltener Verwendung gefunden. Die Dampfstrahlöllampe von Hartmann u. Lucke in Mülheim a. Rh. läßt sich überall, wo Dampf vorhanden ist, ohne Umstände aufstellen und eignet sich namentlich zur Beleuchtung großer Säle, Hofräume, Plätze etc. In dem Ölbehälter a (Tafelfig. 13) hängt das Luftzuführungsröhrchen b, welches am obern Ende in einen Lufttrichter c mündet, der mit einem Schieber versehen ist, um den Luftzutritt zum Behälter a regulieren zu können. Infolgedessen muß das Öl aus dem Behälter a ganz gleichmäßig ausfließen. Es gelangt durch den Hahn e und das Rohr g zu dem vollständig horizontal eingestellten Teller d, auf welchem es angezündet und dann mit dem Trichter f bedeckt wird. Um es leichter entzünden zu können, übergießt man es mit ein wenig Petroleum. Hierauf läßt man nach und nach den durch den Dampftrockner k (Tafelfig. 14) getrockneten Dampf ganz langsam durch die im Teller d befindliche konische Öffnung zutreten und reguliert den Dampfstrom derart, daß das Öl auf der ganzen Tellerfläche gleichmäßig brennt. Weiterer Bedienung bedarf die Lampe alsdann nicht mehr. Fließt infolge unrichtiger Stellung des Schiebers bei c dem Teller mehr Öl zu, als zum Verbrennen nötig ist, so steigt das überflüssige Öl über den innern Rand des Tellers und gelangt in die ringförmige Fuge, aus der es durch das Röhrchen h in den Sammelkasten i gelangt. Zum Löschen der Lampe schließt man den Hahn e, sperrt den Dampf ab und setzt auf den Teller den trichterförmigen Deckel l. Das noch unverbrannte Öl läßt man dann durch einen Hahn aus dem Rohr g in den Sammelkasten i abfließen. Der Dampfstrom wirkt bei der Lampe mechanisch, indem er die zur Verbrennung nötige Luft in die Flamme treibt und gleichzeitig auch das Ansaugen von Luft durch die Öffnungen des Trichters f herbeiführt. Bei der hohen Temperatur der Flamme aber und bei Gegenwart der Kohlenwasserstoffe wird Wasserdampf zersetzt, und es entsteht ein Gasgemisch, welches mit außerordentlich intensivem Licht verbrennt und keinen Ruß absondert. Eine derartige Lampe ohne Docht und Cylinder, aber vorteilhaft mit Reflektor, gibt eine Leuchtkraft von 20 Gasflammen oder 180 Normalkerzen bei einem stündlichen Verbrauch von etwa 1 kg Teeröl. Der Ölbehälter enthält ca. 30 Lit. Teeröl, um selbst für die längsten Nächte auszureichen. Wo die Fracht das Öl nicht zu sehr verteuert, ist diese Beleuchtung sehr viel billiger als Gasbeleuchtung. Eine größere Lichtintensität hat man durch Zufuhr von reinem Sauerstoff in die Flamme zu erreichen gesucht. So wendet Philipps als Leuchtmaterial eine Lösung von Naphthalin in Erdöl an und brennt dieselbe in einer Lampe mit Runddocht, in dessen Innerm ein Rohr aufsteigt, welches im Niveau des Brenners mündet und durch radiale Löcher Sauerstoffgas in die Flamme treten läßt. Auch eine mit fettem Öl gespeiste Moderateurlampe kann mit Sauerstoffzuleitung versehen werden und gibt eine selbst für photographische Zwecke geeignete Beleuchtung. Dies ist noch mehr der Fall bei der Sellschen Lampe, welche einer gewöhnlichen Petroleumlampe mit Runddocht gleicht, aber mit Schwefelkohlenstoff gespeist wird. Zur Abkühlung des sehr flüchtigen Leuchtmaterials steht der Behälter in einem zweiten, mit kaltem Wasser zu füllenden Gefäß. In die an sich wenig leuchtende Flamme des Schwefelkohlenstoffs leitet man durch ein zentrales Rohr einen Strom von Stickstoffoxydgas (welches aus Eisenchlorür, salpetersaurem Kali und Salzsäure dargestellt wird) und erhält dann ein photographisch ungemein wirksames Licht. Die Verbrennungsgase müssen durch einen Schornstein abgeleitet werden.

Von den L., welche zum Erhitzen dienen, sind die gewöhnlichen Spirituslampen am bekanntesten; man gibt ihnen außer der Öffnung, in welcher der Dochthalter steckt, noch eine zweite Öffnung zum Nachfüllen [438] von Spiritus. Statt des Weingeistes kann man sie mit Holzgeist oder auch mit einer Mischung von Terpentinöl und Weingeist speisen. Die Berzelius-Lampe ist eine Spirituslampe mit doppeltem Luftzug (Argand-Brenner); ein niedriger Schornstein umgibt die Flamme, welche entweder aus einer Sturzflasche, oder aus einem kranzförmigen oder einem seitlich liegenden, kastenförmigen Behälter gespeist wird. Letztere Einrichtung ist vorteilhafter, da der Spiritus im Kranze zu stark erhitzt wird. Die Lampe ruht entweder auf drei Füßen, welche nach oben in einen Dreifuß zum Aufsetzen der zu erhitzenden Geräte verlaufen, oder der Spiritusbehälter ist durchbohrt und mit der ganzen Lampe an einem senkrechten Messingstab verschiebbar; an demselben Stab lassen sich auch mehrere wagerechte Stäbe verschieben, die über dem Brenner in größere oder kleinere Ringe auslaufen. Auf letztere stellt man die zu erhitzenden Schalen oder Flaschen. – Sehr allgemein benutzt man Petroleumlampen zum Erhitzen von Speisen etc., und zwar hat man die gewöhnlich zum Leuchten dienenden L. mit Vorrichtungen versehen, um gelegentlich eigentümlich konstruierte Gefäße (meist mit zentralem Rohr, durch welches der Lampencylinder geht) auf denselben zu erhitzen, häufiger aber benutzt man Petroleumkochöfen mit besondern Einrichtungen. In der Regel besitzen diese Öfen Flachbrenner, und es ist festgestellt worden, daß ein 51 mm breiter Docht in 24 Minuten 1 Lit. Wasser von 11° mit einem Aufwand von 20 g Erdöl ins Kochen bringt. Ein 68 mm breiter Docht leistet dasselbe mit gleichem Aufwand in 19 Minuten und zwei derartige Dochte unter demselben Gefäß gleichfalls mit zusammen 20 g Petroleum in 11 Minuten. Bei größern Flüssigkeitsmengen stellt sich der Aufwand pro Liter etwas geringer. Rundbrenner gewähren keine Vorteile, es sei denn, daß man eine leichtere Behandlung des Dochts und der Flamme als solche gelten lassen will. Eine größere Hitze als die Berzelius-Lampe erzeugt Devilles Glühlampe, mit welcher man dünne Platindrähte schmelzen kann. Diese Lampe wird mit Terpentinöl gespeist, welches aus einer größern Flasche zufließt und stets in gleicher Höhe erhalten wird. Das Öl wird auf 100° erhitzt, so daß ein Luftstrom, den man darüber leitet, sich reichlich mit Dämpfen beladen kann. Diese entzündet man und facht dann die Flamme durch ein Gebläse an.

Geschichtliches.

L. waren schon bei den alten Ägyptern gebräuchlich, aber bis in die neueste Zeit kannte man nur den unvorteilhaften massiven Runddocht. Der Flachdocht wurde 1783 durch Leyer in Paris u. 1784 durch Alströmer, der

Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7.
Fig. 8. Fig. 10. Fig. 11. Fig. 12.
Fig. 9.
Fig. 4. griechische, Fig. 5 römische Thonlampe; Fig. 6–9 römische Bronzelampen; Fig. 10–12 altchristliche Lampen.
Verschiedene Formen antiker Lampen.

hohle Runddocht 1789 durch Argand angegeben. Letzterer ersetzte auch mit Quinquet den bis dahin über der Flamme angebrachten blechernen Zugcylinder durch einen gläsernen. 1765 konstruierte Grosse die Pumplampe, 1800 Carcel die Uhrlampe, 1836 Franchot die Moderateurlampe, welche besonders durch Neuburger 1854 verbessert wurde. Eine vollständige Umwälzung in der Lampenfabrikation brachte die Einführung des Petroleums hervor. L. für sehr flüchtige Flüssigkeiten, sogen. Dampflampen, für Kamphin etc. wurden seit 1833 bekannt, fanden aber nur geringe Verwendung. Die erste Petroleumlampe soll Silliman in Nordamerika 1855 konstruiert haben, und um die weitere Verbesserung derselben haben sich besonders Block, Dittmar, Brünner, Wild u. Wessel, Stobwasser, Schuster u. Bär, Zängerle u. a. verdient gemacht.

Die Mehrzahl der uns erhaltenen L., aus Thon oder Bronze, seltener aus Alabaster oder Glas bestehend, gehört der römischen Zeit an. Abgesehen von den Funden in Pompeji, haben uns besonders die antiken Gräber eine reiche Ausbeute von L. geliefert, da es Sitte war, den Toten L. mitzugeben, welche [439] eigens für diesen Zweck fabriziert wurden und nicht zum praktischen Gebrauch geeignet waren. Die antike Lampe besteht gewöhnlich aus einer Halbkugel mit oder ohne Fuß, an deren oberer Schnittfläche eine Öffnung zum Eingießen des Öls angebracht war, einer oder mehreren vorspringenden Tüllen für den Docht an der einen und einem Henkel oder Griff an der andern Seite (Textfigur 4–9). Man hat antike L. mit zwölf Tüllen gefunden. Die ersten Christen nahmen die Form der antiken L. an, die sie jedoch mit christlichen Emblemen (Lamm, Taube, guter Hirt) und dem Christusmonogramm (s. d.) verzierten (Textfig. 10–12). Aus dem Katakombenkultus entwickelte sich die Form der mit Ketten an der Decke oder an einem Arm befestigten Hängelampen, welche während des ganzen Mittelalters sowohl für Kultuszwecke

Fig. 13.
Orientalisches Lampen-Ei (Hängelampe). Sammlung Davillier in Paris.

(in christlichen Kirchen wie in mohammedanischen Moscheen) als in Profangebäuden üblich waren und noch heute in reichster Ausbildung (Bronze, Zinkguß, Schmiedeeisen, Porzellan, Glas) in Gebrauch sind. Die orientalischen Hängelampen für Moscheen bestanden meist aus Glas, Fayence oder Metall. Die Ketten vereinigten sich in einem eiförmigen Körper aus blau bemalter Fayence (Lampen-Ei, Fig. 13). Die moderne Tischlampe mit hohem Fuß (für Öl, Petroleum, Gas, elektrisches Licht) erhält gewöhnlich einen reichen künstlerischen Schmuck. Die Form schließt sich meist an die der antiken Vasen oder Urnen an (s. Tafel „Moderne Bronzekunstindustrie“, Fig. 9). Vgl. Buchner, Die Mineralöle und die Mineralöllampen (Weim. 1864); Moigno, Les éclairages modernes (Par. 1868); Fischer, Die Petroleumlampe und deren Behandlung (Weim. 1876).[WS 2]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Sinumbrallampe
  2. Siehe auch Lampe (Band 19).