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MKL1888:Lageabweichungen der Eingeweide

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lageabweichungen der Eingeweide“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Lageabweichungen der Eingeweide“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 401402
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Lageabweichungen der Eingeweide. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 401–402. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lageabweichungen_der_Eingeweide (Version vom 07.10.2022)

[401] Lageabweichungen der Eingeweide, wobei ein oder mehrere Organe ihren typischen Ort im Körper verlassen und auf die Dauer eine abnorme Lagerung einnehmen, sind teils angeboren, meist aber erst während des Lebens durch verschiedene schädliche Einflüsse entstanden. Die angebornen L. treten vielfach unter der Form von Mißbildungen auf, so z. B. der Hirnbruch, die sogen. Ektopie des Herzens, wobei letzteres durch eine Spalte in der vordern Brustwand frei nach außen tritt, etc. Zuweilen kommen sie auch [402] bei scheinbar ganz normal gebauten und vollkommen gesunden Individuen vor. So sind manchmal diejenigen Organe, welche normalerweise in der linken Körperhälfte liegen, nach rechts verlegt und umgekehrt (situs inversus). Die Herzspitze liegt dann unter der rechten Brustwarze, die Leber in dem linken, die Milz in dem rechten Hypochondrium. Diese L. vermag im Leben nur der in der Kunst des Beklopfens und Behorchens des Körpers geübte Arzt zu erkennen, während der betreffende Mensch selbst gewöhnlich gar nichts davon weiß, da sie ohne allen Einfluß auf sein Befinden sind. Die während des Lebens entstandenen L. sind von größerer praktischer Bedeutung, da sie die Quelle mannigfacher Leiden und sehr häufig Gegenstand ärztlicher Behandlung werden, wie die verschiedenen Arten von Unterleibsbrüchen, Darmverschlingung etc. Andre L. dieser Art werden nur selten beobachtet und scheinen noch seltener krankhafte Zustände zu bedingen, wie die sogen. wandernde Milz oder die Wanderniere, welche ihren Ort unter dem Zwerchfell verläßt und nach der Beckenschaufel oder selbst in das Kleine Becken herabsinkt. Über die Ursachen der L. und über die Bedingungen, unter welchen sie auftreten, ist man vielfach noch durchaus im unklaren; wenigstens gilt dies von den angebornen L. Bei den erworbenen L. vermag die ärztliche Kunst in zahlreichen Fällen Hilfe zu gewähren, während andre Fälle nur durch operative Entfernung der verlagerten Organe zu heilen sind.