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MKL1888:La Fosse

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „La Fosse“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „La Fosse“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 400401
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La Fosse. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 400–401. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:La_Fosse (Version vom 06.10.2022)

[400] La Fosse (spr. foß), 1) Charles de, franz. Maler, geb. 1636 zu Paris, studierte bei Le Brun, ging 1658 nach Italien, lebte zwei Jahre in Rom, dann in Venedig und ward 1674 Professor der Pariser Akademie, 1702 Rektor und 1715 Kanzler. Er starb 1716. Sein Hauptwerk ist das große Deckengemälde in der Kuppel des Invalidendoms zu Paris, den heil. Ludwig darstellend, welcher Christus sein Schwert überreicht. Mit einer großen Leichtigkeit des Schaffens begabt, malte er die Wölbung über dem Hochaltar der Kapelle zu Versailles in vier Monaten, außerdem eine Menge Bilder für Kirchen und Paläste. Seine Kompositionen zeigen ein kräftiges, glänzendes Kolorit, aber oberflächliche, gespreizte Formen und zu wenig Naturstudium.

[401] 2) Antoine de L., Sieur d’Aubigny, franz. Dramatiker, geb. 1653 zu Paris, war Sekretär des französischen Gesandten in Florenz, dann des Marquis de Créquy, an dessen Seite er sich in der Schlacht bei Luzzara (1702) auszeichnete, und schließlich des Herzogs von Aumont; er starb 2. Nov. 1708. L. war Verfasser von vier Tragödien: „Polyxène“ (1686), „Manlius Capitolinus“ (1698), „Thésée“ (1700) und „Corésus et Callirhoë“ (1703), von denen die zweite, „Manlius“, zu den vorzüglichsten und beliebtesten Trauerspielen des 18. Jahrh. gehörte. Außerdem hat er Idylle, Elegien, Oden, Madrigale, Epigramme etc. veröffentlicht. Seine „Œuvres“ erschienen in 2 Bänden (Par. 1747 u. 1811).

3) Etienne Guillaume, Tierarzt, geboren zu Paris, starb 24. Jan. 1765 daselbst. Er lieferte Untersuchungen über den Sitz des Rotzes und förderte auch die Lehre vom Hufbeschlag. – Sein Sohn Philippe Etienne, geb. 1739 zu Montaterre bei Paris, erlernte unter des Vaters Leitung die Tierheilkunde und war 18 Jahre alt, als er Vorlesungen über Anatomie begann. 1758 trat er als Pferdearzt bei der Armee ein, und 1767–70 hielt er zahlreich besuchte Vorlesungen in einem von ihm selbst erbauten Amphitheater. Großen Ruf besonders im Ausland erwarb er durch sein Prachtwerk „Cours d’hippiatrique“ (Par. 1772, 2 Bde.; auch deutsch, Prag 1787) und das „Dictionnaire d’hippiatrique“ (Par. 1775, 4 Bde., u. öfter). 1777 bis 1781 lebte er in Rußland; nach Paris zurückgekehrt, ward er Obertierarzt beim Hof und beim Gendarmeriekorps, auch wurde er von der Regierung der Republik angestellt, später aber eingekerkert, zum Tod verurteilt und nur durch den Fall Robespierres gerettet. Er lebte seitdem auf seinem Landsitz, mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt, und starb im Juni 1820 in Villeneuve sur Yonne. Von seinen Schriften sind noch hervorzuheben: „Dissertation sur la morve“ (Par. 1761; deutsch, Wien 1781); „Guide du maréchal“ (Par. 1766).