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MKL1888:L’Hôpital

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „L’Hôpital“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „L’Hôpital“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 757
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L’Hôpital. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 757. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:L%E2%80%99H%C3%B4pital (Version vom 15.04.2023)

[757] L’Hôpital, Michel de, franz. Staatsmann, geb. 1504 zu Aigueperse in der Auvergne als Sohn eines Arztes, studierte zu Toulouse und Padua die Rechte, ward hierauf Auditor der Rota zu Rom, ließ sich 1534 als Advokat in Paris nieder und erhielt zugleich die Stelle eines Parlamentsrats, die er jedoch bald niederlegte. 1547 nahm er im Auftrag des Hofs am Konzil zu Trient teil und ward sodann Hauskanzler der Margarete von Valois, der Schwester Heinrichs II., und durch den Einfluß des Herzogs Karl von Guise, Kardinals von Lothringen, 1554 Oberintendant der Finanzen. In dieser Stellung bewies er eine seltene Treue und Uneigennützigkeit und beseitigte eine Menge Mißbräuche. Mit der Thronbesteigung Franz’ II. trat er in den Staatsrat, folgte jedoch bald darauf der Margarete von Valois als Kanzler nach Savoyen. Katharina von Medici ernannte ihn 1560 zum Kanzler von Frankreich. Als ein Mann von universeller Bildung, von mildem Charakter und tiefer politischer Einsicht wollte er den gänzlich zerrütteten Staat ordnen und die religiösen Parteien versöhnen. Er stimmte die Königin günstiger für die Protestanten, widersetzte sich der Einführung der Inquisition, hob die Todesstrafe gegen die Ketzer auf und eröffnete das Religionsgespräch zu Poissy. Schon nach dem Frieden von Amboise 1563 verlor er jedoch seinen Einfluß auf Katharina; auch die von ihm im Justiz- und Verwaltungswesen eingeleiteten Reformen scheiterten an der Auflösung aller Staatsverhältnisse. Nachdem ihn die Königin-Mutter aus dem Staatsrat ausgeschlossen, legte er 1568 sein Kanzleramt nieder und zog sich auf sein Landgut Vignai bei Estampes zurück, wo er 1572 kaum dem Tode durch die fanatisierten Katholiken entging und 13. März 1573 starb. Sein in der Kirche zu Vignai errichtetes Grabmal wurde 1836 durch eine Nationalsubskription erneuert. L. hinterließ schöne lateinische Poesien (zuerst hrsg. 1585; in franz. Übersetzung, Par. 1857), Memoiren, Reden und mehrere Manuskripte juristisch-publizistischen Inhalts, die unter dem Titel: „Œuvres“ (das. 1824, 5 Bde.) von Dufey herausgegeben wurden. Vgl. Villemain, Vie de L. (neue Ausg., Par. 1874); Taillandier, Nouvelles recherches historiques sur la vie et les ouvrages du chevalier de L. (das. 1861); Dupré-Lasale, M. de L. (das. 1875).