MKL1888:Kurbelgetriebe
[339] Kurbelgetriebe, Mechanismen, die dazu dienen, mittels einer Kurbel eine rotierende Bewegung in eine geradlinig hin- und hergehende oder letztere in eine rotierende zu verwandeln. Die gebräuchlichsten Arten dieser K. sind das Schubkurbelgetriebe und das oszillierende K. Bei ersterm bewegt sich der geradlinig fortschreitende Körper auf einer nach dem Mittelpunkt des Kurbelkreises hin gerichteten Bahn. Die Figur zeigt ein Schubkurbelgetriebe, bestehend aus der um die Achse A drehbaren Kurbel K, an deren Zapfen Z eine Stange P angreift (Bleuelstange, Lenkerstange, Kurbelstange). Das andre Ende dieser Stange ist gelenkig mit dem zwischen den zentral
Schubkurbelgetriebe. | |
gerichteten Gleitschienen G geradlinig geführten Stück Q (Gleitstück, Querhaupt) verbunden; daher beschreibt die Stange mit diesem Ende immer eine gerade Linie, mit dem bei Z befestigten dagegen Kreise und mit den zwischen Z und Q liegenden Punkten Linien, welche sich, je weiter nach Q hin liegend, desto mehr der Geraden, je weiter nach Z rückend, desto mehr dem Kreis nähern, so daß diese Stange P als dasjenige Glied anzusehen ist, welches die Bewegungsänderung vermittelt. Die Bewegungsübertragung ist keine gleichförmige, vielmehr wird, wenn die Kurbel mit gleichmäßiger Geschwindigkeit rotieren soll, das Querhaupt Q um so langsamer verschoben werden, je näher die Kurbel nach einer oder der andern Seite derjenigen Lage rückt, in welcher ihre Mittellinie mit derjenigen der Bleuelstange P zusammenfällt, dagegen in dem Augenblick die größte Geschwindigkeit haben, wo die Bleuelstange senkrecht zum Kurbelarm steht. Wird die Bewegung bei Q eingeleitet, so kann in den Momenten des Zusammenfallens der Kurbel- und Bleuelstangenmittellinien, welche Totpunkte oder tote Punkte heißen, auf die Kurbel keine Kraft übertragen werden, daher kann die Kurbel ihre Rotation über den Totpunkt hinaus nicht fortsetzen. Es muß deshalb zur Überwindung dieser Totpunkte eine andre Kraft zu Hilfe genommen werden, als welche gewöhnlich die bei der Drehung angesammelte lebendige Kraft eines Schwungrades benutzt wird. In dieser Weise wird z. B. das Schubkurbelgetriebe zur Verwandlung der hin- und hergehenden Kolbenbewegung einer Dampfmaschine in eine rotierende benutzt. Leitet man die Bewegung in die Kurbelwelle ein, so finden Totpunkte nicht statt. Man kann daher z. B. durch ein Schubkurbelgetriebe einen Pumpenkolben kontinuierlich hin- und hergehen lassen. – Während beim Schubkurbelgetriebe das Stück G mit dem Lager der Kurbelwelle verbunden und feststehend gedacht werden mußte, hat man beim oszillierenden K. nur die Kurbelwelle nach Z zu verlegen, A als Kurbelzapfen und P feststehend anzunehmen. Leitet man dann in G eine Bewegung derart ein, daß sich G auf Q verschiebt, so wird sich die Kurbel um Z drehen, gleichzeitig aber G mit Q zusammen eine oszillierende Bewegung um das P mit Q verbindende Gelenk ausführen. Auch hier treten wieder Totpunkte auf. Wenn dagegen die Bewegung der Kurbel auf G übertragen werden soll, fallen die Totpunkte fort. Die Bewegungsübertragung ist bei dem oszillierenden K. gleichfalls eine ungleichförmige.