MKL1888:Kupferalter
[324] Kupferalter (Kupferzeit). Prähistorische Funde von Geräten aus reinem Kupfer wurden zuerst in Irland in größerer Zahl zwischen den Bronzealtertümern des Landes entdeckt und gaben Wilde Anlaß zu der naheliegenden Erwägung, ob nicht der Bronzezeit eine Kupferzeit vorangegangen sei, in der man noch nicht verstanden habe, das Kupfer durch Zinnzusatz zu härten und zugleich für den Guß verwendbarer zu machen. Diese Annahme gewann noch durch die Einfachheit der Form jener Geräte und durch das Fehlen jeder Verzierung gegenüber der Formvollendung und Mannigfaltigkeit und der zum Teil sehr reichen Ornamentik der Bronzegeräte sehr an Wahrscheinlichkeit. Außer in Irland wurden auch in der Schweiz und namentlich in Ungarn sehr viele Kupfergegenstände gefunden, und es begann nun eine lebhafte Erörterung dieser Frage seitens der Fachgelehrten, von denen sich viele gegen die Annahme einer reinen Kupferzeit aussprachen. Eine besondere Stütze erhielt letztere namentlich durch die Behandlung des Kupfers in Nordamerika, wo es in den nördlichen Regionen in Michigan und Ontonagon am Südufer des Obern Sees (Lake superior) in großen Stücken in gediegenem Zustand an der Oberfläche gefunden wird. Die Indianer verstanden es schon vor der Ankunft der Europäer zu bearbeiten, jedoch nur auf kaltem Weg durch einfaches Hämmern. Indes zeigen die europäischen Kupferfunde prähistorischer Zeit, daß hier das Kupfer nicht bloß gehämmert, sondern auch geschmelzt wurde. In neuerer Zeit hat namentlich v. Pulszki in Budapest, gestützt auf das reiche Material seines Landes, diese Frage ausführlicher in Untersuchung gezogen. Infolgedessen hat man dann auch in andern Ländern erhöhte Aufmerksamkeit auf das Vorkommen von Kupferaltertümern verwendet und das Vorhandensein solcher Funde in Deutschland und Skandinavien sowie in den Seen des Salzkammerguts gleich denen der Schweiz nachgewiesen. Von höchster Wichtigkeit für die Entscheidung dieser Frage wurde die Entdeckung eines Kupferbergwerks aus prähistorischer Zeit auf dem Mitterberg bei Bischofshofen in Tirol. Die hauptsächlichsten Formen der Kupfergeräte sind roh gegossene Keile, welche fast das Ansehen von Barren haben und wohl erst durch Hämmerung ihre definitive Gestaltung erhalten sollten, sodann keilförmige Beilklingen (sogen. Celte) und, an gewisse Formen von durchbohrten Steinhämmern erinnernd, Axthämmer und Keilhauen, vielfach noch in unabgeputztem Zustand mit der rohen, eigentümlich patinierten Gußhaut. Letztere kommen fast nur in Ungarn vor. Die in den Pfahlbauten gefundenen Stücke, unter denen sich auch Dolche befinden, sind im allgemeinen dünner und zierlicher. Vgl. Much, Die Kupferzeit in Europa (Wien 1887).