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MKL1888:Kopitar

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kopitar“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 70
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Kopitar. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 70. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kopitar (Version vom 12.08.2021)

[70] Kopitar, Bartholomäus, ausgezeichneter Slawist, geb. 23. Aug. 1780 zu Répnje in Krain, besuchte die Schule zu Laibach, wurde 1799 Hauslehrer, dann Sekretär des Barons Zois, studierte seit 1807 zu Wien die Rechte, widmete sich jedoch mit Vorliebe der slawischen Sprachforschung und wurde 1809 zum Zensor und Hofbibliothekar ernannt. Im J. 1814 wurde er Mitglied der Kommission, welche die von den Franzosen entführten Handschriften aus Paris zurückholte; später unternahm er wissenschaftliche Reisen nach Deutschland, England und Italien. Seit 1843 Hofrat und erster Kustos an der kaiserlichen Hofbibliothek, starb er 11. Aug. 1844. Nachdem K. mit der „Grammatik der slawischen Sprache in Krain etc.“ (Laib. 1808) seinen Ruf als Philolog begründet, schrieb er zahlreiche Abhandlungen über slawische Dialekte und veröffentlichte 1834 die in St. Florian entdeckte Handschrift, das älteste Denkmal der polnischen Litteratur, mit einer gelehrten Einleitung. Sein „Glagolita Clozianus“ (Wien 1836), der gründliche Kommentar zu einer aus dem 11. Jahrh. stammenden Handschrift in altslawischer Kirchensprache, wurde auf dem Gebiet slawischer Philologie als epochemachend begrüßt. Wertvolle Beiträge dieser Art lieferte er ferner in „Hesychii Glossographi discipulus russus“, einem griechisch-russischen Glossar aus dem 12. Jahrh. (Wien 1839), sowie in den „Prolegomena historica“ zu dem in Reims befindlichen „Texte du sacre“ (Par. 1843). Nach seinem Tod erschienen seine „Evangelia slavice“ (Par. 1848) und eine Sammlung seiner „Kleinern Schriften“ (Wien 1857). Der Einfluß Kopitars auf die litterarische Entwickelung der slawischen Stämme, insbesondere der südlichen, war ein entscheidender. Sein Briefwechsel mit Dobrovsky wurde von Jagić (Berl. 1885) herausgegeben.