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MKL1888:Kohlenoxyd

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kohlenoxyd“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Kohlenoxyd“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 9 (1887), Seite 916917
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Kohlenoxyd. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 916–917. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kohlenoxyd (Version vom 04.10.2024)

[916] Kohlenoxyd (Kohlenmonoxyd) CO entsteht, wenn man Kohlensäure (CO2) über glühende Kohlen leitet, indem alsdann die Kohlensäure die Hälfte ihres Sauerstoffs an die Kohle abgibt. Auch wenn man kohlensauren Kalk mit Kohle, Eisen, Zink, oder [917] wenn man Metalloxyde, wie Eisenoxyd, Zinkoxyd, Bleioxyd, mit Kohle glüht, entsteht K. Leitet man Wasserdampf über glühende Kohlen, so entstehen in wechselnden Verhältnissen K., Kohlensäure, Kohlenwasserstoff und Wasserstoff. Ameisensäure und Ameisensäuresalze geben mit konzentrierter Schwefelsäure K., indem die Ameisensäure (CH2O2) in CO und H2O zerfällt. Oxalsäure (C2H2O4) zerfällt beim Erhitzen in K., Kohlensäure und Wasser; erhitzt man aber ein Oxalsäuresalz, so erhält man nur K. und Wasser, weil die Kohlensäure, an die Base des Salzes gebunden, zurückbleibt. Man bereitet K. durch Erhitzen von Oxalsäure mit konzentrierter Schwefelsäure, muß aber das Gas, um die Kohlensäure zu entfernen, durch Kalkmilch oder Barytwasser leiten. Auch beim Erhitzen von gelbem Blutlaugensalz mit konzentrierter Schwefelsäure erhält man sehr reines K. Dies ist ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas, vom spez. Gew. 0,968, läßt sich sehr schwer zu einer Flüssigkeit verdichten, löst sich wenig in Wasser, leicht in einer ammoniakalischen Kupferchlorürlösung, läßt sich leicht entzünden und verbrennt mit blaßblauer Flamme zu Kohlensäure. Es reagiert neutral, reduziert beim Erhitzen viele Metalloxyde und Sauerstoffsalze, wird durch Eisen bei Rotglut zerlegt, indem Kohlenstoff und Kohlensäure entstehen, und gibt, mit feuchtem Ätzkali erhitzt, Ameisensäure. Halbfeuchte Streifen Baumwollzeug, mit konzentrierter säurefreier Chlorplatinlösung getränkt, färben sich durch K. Es spielt in der Metallurgie eine große Rolle, indem man mittels desselben den Erzen ihren Sauerstoff entzieht. Überall, wo Kohle an der Luft verbrennt, entsteht Kohlensäure; wenn diese aber mit glühender Kohle in weitere Berührung kommt, so wird sie, wie angegeben, zu K. reduziert, und dies verbrennt an der Oberfläche der aufgeschichteten Kohlen mit blauer Flamme. Letztere beobachtet man an jedem Windofen und in den Zimmeröfen, wenn darin nur noch ausgeglühtes, nicht mehr mit leuchtender Flamme brennendes Heizmaterial enthalten ist. Wird in letzterm Fall die Klappe des Ofens geschlossen, so findet das K. nicht mehr hinreichenden Sauerstoff zur Verbrennung und entweicht in das Zimmer. Häufig sind diesem Kohlendunst noch Spuren von empyreumatischen Stoffen beigemengt, und man entdeckt ihn daher bald durch den Geruch; war aber die Kohle sehr vollkommen ausgeglüht, so ist das entweichende Gas fast geruchlos, und es kann sich in ziemlich großer Menge der Zimmerluft beimengen, ohne bemerkt zu werden. Hierauf beruht die Gefährlichkeit der Ofenklappen, welche viel rationeller durch luftdicht schließende Ofenthüren ersetzt werden. K. ist sehr giftig, da es sich mit dem Hämoglobin der Blutkörperchen verbindet und diese unfähig macht, in den Lungen Sauerstoff aufzunehmen. Beim Einatmen von K. entstehen Angstgefühl, Schwindel, Kopfschmerzen, Ohnmacht, und in dieser erfolgt der Tod. Die Leichen widerstehen auffallend lange der Verwesung, zeigen auf der Haut hellrote Flecke, Muskeln, Nieren, Leber, Magendrüsen zeigen hochgradige, fettige Entartung, und das Blut ist meist charakteristisch kirschrot. Bei Vergiftungen mit K. muß man sofort für frische Luft sorgen, künstliche Atmung einleiten und durch Bespritzen mit kaltem Wasser, Hautreize, Nies- und Hustenreizmittel auf die peripheren Nerven zu wirken suchen. Im Notfall ist Transfusion vorzunehmen. K. wurde 1776 von Lassone entdeckt und seine Zusammensetzung 1800 von Cruikshank nachgewiesen. Auf die schädliche Wirkung des Kohlendunstes hatte aber schon Hofmann 1716 aufmerksam gemacht. Vgl. Jäderholm, Gerichtlich-medizinische Diagnose der Kohlenoxydvergiftung (deutsch, Berl. 1876); Friedberg, Vergiftung durch Kohlendunst (das. 1866); Hofmann, Über Kohlenoxydvergiftung (Wien 1879); Maschka, Über Vergiftung mit K. (Prag 1880).


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 486
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[486] Kohlenoxyd. Bei der großen Giftigkeit des Kohlenoxyds ist ein leicht anwendbares Reagenz, welches die Gegenwart kleiner Mengen von K. nachzuweisen gestattet, von großem Werte. Man leitet nach Winkler das zu untersuchende Gas durch ammoniakalische Kupferchlorürlösung, welche das K. leicht absorbiert, verdünnt dann mit Wasser und fügt Natriumpalladiumchlorürlösung hinzu; ist K. zugegen, so entsteht augenblicklich eine schwache Wolke von fein verteiltem Palladium. Man kann auf diese Weise noch 0,01 ccm (= 0,0125 mg) K. nachweisen.