MKL1888:Kartäuser
[564] Kartäuser, Mönchsorden, um 1086 vom heil. Bruno aus Köln mit sechs Gefährten in der ihm vom Bischof Hugo von Grenoble überlassenen Wüste von Chartreuse für Gebet und fromme Betrachtungen sowie Handarbeiten, besonders Bücherabschreiben, gestiftet und 1170 vom Papst bestätigt. Der Regel Benedikts folgend, erhielten die K. 1134 von ihrem fünften Generalprior, Guigo, noch besondere Statuten (consuetudines Cartusiae, statuta Guigonis), die ihnen (einige Stunden, besonders an Kapiteltagen, abgerechnet) ewiges Stillschweigen und Einsamkeit in abgesonderten Zellen vorschrieben. Später kam hierzu noch das Verbot alles Fleischessens. Die Oberleitung führen der Prior und acht jährlich ernannte Definitoren. Durch Ernst und Friedensliebe ausgezeichnet, spaltete sich dieser höchst geachtete Orden nur einmal (1378) in zwei Parteien, deren jede einem der gleichzeitigen Päpste anhing, die sich aber 1410 wieder vereinigten. Den durch große Schenkungen anwachsenden Reichtum verwandten die Mönche gern zur Ausschmückung ihrer Wohnungen (Kartausen) und Kirchen (z. B. die Certosa bei Pavia). Die K. tragen einen langen weißen Rock mit weißer Kapuze, beim Ausgehen einen schwarzen Chorrock (cappa). Die ihnen dienenden Laienbrüder nahmen eine sehr gedrückte Stellung ein und zerfielen in drei Klassen: conservi, donati und redditi. Der Frauenorden der Kartäuserinnen entstand 1234, erhielt die Ordensregel der K. und wurde von den Obern der letztern beaufsichtigt. Die Kartäuserinnen hatten Laienschwestern und durften mit keinem Mann sprechen. Ihr Orden beschränkte sich fast auf Frankreich, hatte im Anfang des 18. Jahrh. nur noch fünf Klöster und erlosch 1790.