MKL1888:Karategin
[502] Karategin, Landschaft in Zentralasien, der östlichste Teil des Chanats Bochara, zwischen der Hissar- und Serafschankette im N. und der Darwaskette im S., von Zuflüssen des Amu Darja durchzogen, grenzt im N. und O. an das russische Ferghanagebiet, im S. an Darwas und im W. an Hissar. Der bedeutendste Fluß ist der aus dem Alaigebirge kommende und das Land von O. nach W. durchschneidende Surch-Ob (rotes Wasser), an dessen rechtem Ufer die Residenz des Schahs, Garm (Harm), mit 300 Höfen liegt. Der am dichtesten bevölkerte Teil von K. liegt 2000 m ü. M. und hat ein rauhes, schneereiches Klima. Der Winter beginnt Mitte Oktober und dauert bis Mitte Mai, mit einer Temperatur bis gegen −40° R. Die Vegetation ist eine äußerst üppige: Nußbäume, Ahorne, Ebereschen, Apfel- und Birnbäume wachsen an den Abhängen der Berge; in den Fruchtgärten: Maulbeerbäume, Aprikosen-, Pfirsich-, Kirsch-, Apfel- und Nußbäume. Selbst Weintrauben findet man hier und da. Ackerbau und Viehzucht sind die Erwerbszweige der Bewohner (Tadschik und Kara-Kirgisen). – Über die Geschichte ist sehr wenig bekannt. Bis 1868 soll K. vollkommen unabhängig gewesen sein und unter der oligarchischen Verwaltung eines Schahs aus den Nachkommen Alexanders von Makedonien gestanden haben. 1868 versuchte der unabhängige Regent des Kuljab, Sary-Chan, ein Schutzbündnis gegen den Emir von Bochara abzuschließen. Der damalige Schah Musafar ging darauf nicht ein und wurde infolgedessen von Sary-Chan, der in K. einbrach, gefangen genommen. Letzterer, gezwungen durch einen Angriff des Emirs von Bochara, nach Kuljab zurückzukehren, setzte den gefangenen Schah Musafar als seinen Regenten in K. ein. Später (1870) wurde K. von chokandischen Truppen eingenommen und Musafar-Schah als Kriegsgefangener Chudajar-Chan übergeben, bis Bochara wieder seine Ansprüche auf das Land geltend machte. 1877 wurde K. vollständig von Bochara abhängig, erhielt von dort einen Bek und wird jetzt vollständig als Provinz von Bochara verwaltet.