Zum Inhalt springen

MKL1888:Kamenz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kamenz“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Kamenz“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 9 (1887), Seite 422
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: Kamenz
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Kamenz. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 422. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kamenz (Version vom 29.01.2022)

[422] Kamenz, 1) Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, Amtshauptmannschaft K., eine der sogen. Vierstädte der Oberlausitz, an der Schwarzen Elster und den Linien Arnsdorf-K. der Sächsischen und K.-Senftenberg der Preußischen Staatsbahn, hat 4 Kirchen (darunter eine wendische), ein neues Rathaus mit Bibliothek und Sammlung kirchlicher Altertümer, eine Tuchmacherfachschule, ein 1823 zu Ehren Lessings (der hier 1729 geboren ward, und dessen Kolossalbüste von Knaur auf dem Schulplatz steht) gestiftetes Krankenhaus („Lessingsstift“), ein Amtsgericht, Wollspinnerei und ansehnliche Tuchfabriken, Fabrikation von Topfwaren, Thonröhren, Zementsteinen und Glas, Schönfärbereien, bedeutende Granitbrüche, Gärtnerei, besuchte Getreide- und Viehmärkte und (1885) 7211 meist evang. Einwohner. – K. hieß anfangs Dreikretscham und erhielt erst im 16. Jahrh. den Namen K. Nachdem 1318 der Markgraf Waldemar von Brandenburg die Stadt durch Kauf erworben hatte, unterwarf sich dieselbe nach seinem Tod 1319 dem König von Böhmen. K. hatte im Hussiten- und Dreißigjährigen Krieg sehr viel zu erdulden und kam 1635 an Kursachsen. Durch die Brände 1706 und 1842 wurde die Stadt fast ganz in Asche gelegt. Vgl. Bönisch, Topographie der Stadt K. (Kam. 1824–25); „Urkundenbuch der Städte K. und Löbau“ (im „Codex diplom. Saxoniae regiae“, Bd. 7, Leipz. 1883). – 2) (Kamienica) Dorf und Gut im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Frankenstein, unweit der Neiße, Knotenpunkt der Linien Breslau-Mittelwalde, Kosel-K. und K.-Raudten der Preußischen Staatsbahn, hat eine kath. Kirche und (1885) 904 Einw. Die ehemalige reiche Cistercienserabtei ward 1094 vom Herzog Břetislaw gegründet, 1811 aufgehoben. Das Gebäude wurde nach Schinkels Entwürfen in ein prachtvolles Schloß umgewandelt, das der (1883 gestorbenen) Prinzessin Marianne, geschiedenen Gemahlin des Prinzen Albrecht von Preußen, gehörte und jetzt Eigentum des jüngern Prinzen Albrecht ist. In der ehemaligen Klosterkirche soll Friedrich d. Gr. durch den Abt Tobias Stusche vor den Österreichern gerettet worden sein, indem ihn dieser in ein Chorkleid steckte und mit den Geistlichen die Metten singen ließ, während die Kroaten nach ihm die Kirche durchsuchten. Vgl. Frömmrich, Geschichte der ehemaligen Cistercienserabtei K. (Glatz 1817).