Zum Inhalt springen

MKL1888:Köchlin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Köchlin“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Köchlin“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 9 (1887), Seite 909
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Köchlin. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 909. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:K%C3%B6chlin (Version vom 29.12.2021)

[909] Köchlin, Fabrikantenfamilie im Elsaß, welcher dasselbe zum großen Teil seinen industriellen Aufschwung verdankt. Samuel K., geb. 1719 zu Mülhausen, errichtete daselbst 1746 mit mehreren andern die erste Fabrik für bunte Baumwollzeuge und starb 1771. Sein Sohn Johann (1746–1828) begründete mit zwei Brüdern ebenfalls eine Fabrik für Baumwollgewebe, trat aber aus, errichtete in Mülhausen eine höhere Lehranstalt für Kaufleute und war seit 1802 Associé seines Sohns Nikolaus (1781–1852), dessen in Mülhausen unter der Firma Köchlin Frères errichtetes Geschäft er bald zu einem der großartigsten Etablissements für Baumwollindustrie erweiterte. Nikolaus K. wurde 1826 zum Deputierten gewählt, schloß sich der äußersten Linken an, legte aber 1841 sein Mandat nieder und widmete sich dem Bau der Eisenbahnen Mülhausen-Thann und Straßburg-Basel und des neuen Viertels in Mülhausen. Sein Bruder Jakob K., geb. 1776 zu Mülhausen, wurde 1813 Maire seiner Vaterstadt, 1814 durch die eindringenden Feinde dieser Stelle entsetzt. Während der Verwaltung des Herzogs von Decazes erhielt er sie wieder, verlor sie aber 1820, als das neue Wahlgesetz in Paris durchging, von neuem. Dafür wählten ihn 1822 seine Mitbürger zum Deputierten in die französische Kammer. 1826 zog er sich ins Privatleben zurück und starb 16. Nov. 1834 in Mülhausen. In dem von ihm daselbst gegründeten Waisenhaus ist ihm ein Denkmal errichtet. Daniel K. (1785–1871) trat früh in das väterliche Geschäft, leitete dasselbe seit 1836 und erwarb sich um das Aufblühen desselben große Verdienste. Ein Vetter, Andreas K. (1789–1875), war 1818–30 Leiter des Etablissements Dollfus, Mieg u. Komp. und begründete dann eine großartige Maschinenfabrik in Mülhausen, mit welcher er 1872 die Maschinenfabrik von Grafenstaden bei Straßburg verband. Er war 1830–48 Maire von Mülhausen und erwarb sich als solcher Verdienste um den öffentlichen Unterricht. Von 1832 bis 1834 saß er als Abgeordneter des Arrondissements Altkirch in der Kammer, wo er lebhaft das Ministerium Périer unterstützte; 1841 trat er als Deputierter von Mülhausen an die Stelle seines Bruders Nikolaus, zog sich aber nach der Februarrevolution 1848 ins Privatleben zurück. Ebenfalls ein Enkel Samuels war Joseph K.-Schlumberger (1796–1863), der in seiner Vaterstadt eine blühende Spinnerei und Kattundruckerei anlegte, die Sociéte industrielle mit begründete und sich auch als Geolog einen Namen gemacht hat. Er war unter dem zweiten Kaiserreich Maire von Mülhausen.