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MKL1888:Impressionisten

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Impressionisten“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Impressionisten“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 8 (1887), Seite 907908
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Impressionisten. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 907–908. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Impressionisten (Version vom 13.07.2021)

[907] Impressionisten (auch Intentionisten), die Vertreter einer Richtung der französischen Malerei, welche Ende der 60er Jahre zuerst aufgetaucht ist. Im Gegensatz zu der historischen Überlieferung der Malerei und den Gewohnheiten des Ateliers wollen die I. die unbedingte Rückkehr zur Natur. Ihr Streben ist darauf gerichtet, den Eindruck (l’impression) festzuhalten, welchen die farbige Oberfläche eines Gegenstandes auf das Auge übt, und alle verschwimmenden und verschwebenden Töne wiederzugeben, welche die Luft zu verschiedenen Tageszeiten unter dem Einfluß des wechselnden Lichts annimmt. Die I. sehen die Natur wie jemand, der die Augen halb schließt oder mit den Augen zwinkert. Die Konturen verschwimmen, und nur das Licht und die Töne bleiben. Ein zweiter ihrer Grundsätze ist die Malerei in freier Luft (en plein air). Das Studium der Figuren im Atelier hat die Malerei nach ihrer Ansicht bislang auf eine falsche Fährte geführt, weil eine Figur im geschlossenen Lichte des Ateliers einen ganz andern Eindruck macht als im zerstreuten Lichte der freien Natur. Im Gegensatz zu der traditionellen Asphaltmalerei streben sie nach den lichten, hellen Tönen, wie sie die Natur in Wirklichkeit bietet. Dieser Teil ihrer Lehre hat nicht nur die zahlreichsten Anhänger gefunden, sondern auch eine vollständige Umwälzung in der französischen Malerei hervorgerufen. Wie die I. sich auf Corot, Courbet und Manet, welcher in dem letzten Jahrzehnt seiner Thätigkeit selbst Impressionist gewesen ist, stützen, so hat sich die Schule der modernen französischen und deutschen Naturalisten, an deren Spitze der früh verstorbene Bastien-Lepage und L’Hermitte in Frankreich, F. v. Uhde und M. Liebermann in Deutschland stehen, aus den I. entwickelt. Wegen ihrer Formlosigkeit und Skizzenhaftigkeit und wegen der Geschmacklosigkeit oder, wie sie selbst sagen, „Aufrichtigkeit“ (sincérité), mit welcher sie die im schärfsten Kontrast stehenden, wenn auch in der Natur wirklich vorkommenden Töne unvermittelt nebeneinander setzen, werden sie viel verspottet. Aber das Wahre in ihrer Richtung wird jetzt in Frankreich allgemein anerkannt und bricht sich auch in Deutschland Bahn, wo die Düsseldorfer Akademie mit dem Modellstudium in freier Luft begonnen hat und die Künstler in stets wachsender Zahl sich der neuen Erkenntnis anschließen. Die bedeutendsten französischen I. sind außer Manet: Claude Monet, [908] Pissaro, Renoir, Bertha Morisot, Sisley, Degas, Caillebotte, Boudin und Legros. Vgl. Duranty, La nouvelle peinture (Par. 1876); Th. Duret, Les peintres impressionistes (das. 1878); A. Rosenberg, Geschichte der modernen Kunst, Bd. 1, S. 331–339 (Leipz. 1884).