Zum Inhalt springen

MKL1888:Identität

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Identität“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Identität“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 8 (1887), Seite 875
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary: Identität
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Identität. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 875. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Identit%C3%A4t (Version vom 13.01.2023)

[875] Identität (neulat.), Einerleiheit, herrscht im weitern Sinn zwischen Begriffen, wenn sie miteinander vertauscht werden können (Wechselbegriffe), im engern Sinn, wenn sie ein und derselbe Begriff sind. Erstere Art der I. findet zwischen Begriffen statt, welche bei verschiedenem Inhalt denselben Umfang besitzen (z. B. gleichseitiges Dreieck und gleichwinkeliges Dreieck, denn jedes Dreieck der erstern ist zugleich eins der letztern Art). Die zweite Art der I. findet zwischen Begriffen statt, deren Inhalt und Umfang derselbe ist. Während die erstere Art nur zwischen gewissen (den sogen. Wechsel-) Begriffen, findet letztere bei jedem Begriff ohne Ausnahme statt, denn jeder Begriff ist nach dem Denkgesetz: A = A, welches darum principium identitatis heißt, mit sich selbst identisch. Umgekehrt ist derselbe aber mit seinem Gegenteil nicht identisch, d. h. von jedem A gilt, daß es nicht = non A sei, was man den Satz (oder das Denkgesetz) des Widerspruchs (principium contradictionis) nennt, welcher nichts andres als die Umkehrung des Identitätsprinzips ist. Insofern bei gewissen philosophischen Systemen behauptet wird, daß zwischen gewissen für fundamental gehaltenen Gegensätzen, wie z. B. Subjekt (Wahrnehmendes) und Objekt (Wahrgenommenes) oder Denken (welches das Wesen des Geistes) und Ausdehnung (welche das Wesen der Materie ausmacht), I. herrsche, werden diese Systeme selbst (Schellings Naturphilosophie, Spinozas Alleinheitslehre) Identitätssysteme genannt.