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MKL1888:Hummel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hummel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 792793
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Wiktionary: Hummel
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Hummel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 792–793. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Hummel (Version vom 02.10.2022)

[792] Hummel (Bombus Latr.), Insektengattung aus der Ordnung der Hautflügler und der Familie der Bienen (Apiariae), plump gebaute, beim Flug stark brummende Tiere mit dichter Behaarung, zwei Enddornen an den beiden Hinterschienen, wohl ausgebildeten Fersenhenkeln, zweigestaltigen Lippentastern und auf dem Scheitel in gerader Linie stehenden Nebenaugen. Die Hummeln leben nach Art der Bienen in Familien. Das in einem Schlupfwinkel überwinterte Weibchen baut im Frühjahr in einem Maus- oder Maulwurfsloch etc., aus Moos, Gras, Laub, Tierhaaren od. dgl. ein Nest mit nur einem Flugloch, macht eine Wachszelle, füllt dieselbe mit honigdurchtränktem Pollen und legt ein paar Eier hinein, aus welchen sich bald Larven entwickeln, die schnell wachsen und viel Nahrung brauchen. Die Mutter arbeitet nun sehr angestrengt Tag und Nacht, bei Tag sammelnd und fütternd, nachts die Neststoffe zerbeißend und ordnend und die Jungen wärmend. Etwa Anfang Mai erscheinen die ersten Arbeiter, d. h. verkümmerte Weibchen, welche kleiner sind als die Mutter, die Königin, und beständig Honig und Pollen sammeln. Wie sich die Zahl der Arbeiter vermehrt, bleibt die Königin mehr zu Hause, eierlegend und brütend, und zuletzt fliegt sie, flügellahm geworden, gar nicht mehr aus. Die Arbeiter bebrüten auch die jüngern Geschwister, füttern sie, bauen die Verbindungspfeiler zwischen den Zellen, reinigen das Nest, sind sehr wachsam und machen bei manchen Arten gern von ihrem Stachel Gebrauch, wenn sie gestört werden. Bei sehr vielen Formen schlüpfen Arbeiter bis in den Spätherbst aus. Im Hochsommer erscheinen größere Hummeln, die, wie die Arbeiter, der Königin gleichen, die sogen. kleinen Weibchen, welche in der Regel nur Männchen- oder Drohneneier legen, unter gewissen Umständen aber auch Eier für Weibchen und Arbeiter legen können (die kleinen Arbeiter legen, wie es scheint, nur Drohneneier). Die Drohnen erscheinen in ziemlich bedeutender Zahl und sind meist untereinander sehr unähnlich. Endlich gegen Ende des Sommers entwickeln sich neue Königinnen, die der Stammmutter vollkommen entsprechen. Die Zahl der Mitglieder der ganzen Gesellschaft ist dann auf 40–50, in manchen Fällen auf 200–400 und mehr angewachsen. Die Arbeiter und die kleinen Weibchen sind ungemein thätig für die Gesellschaft, die Drohnen aber leben nur für sich und nehmen an keiner häuslichen Arbeit teil, mit Ausnahme der Bedeckung des Nestes. Letzteres zeigt nicht den regelmäßigen Wabenbau der Bienen und Wespen, sondern einen ziemlich unregelmäßigen Klumpen, bestehend aus größern und kleinern, haselnußähnlichen Puppentönnchen, dunklern Klumpen von Larvenzellen und kleinern, linsen- bis erbsen-, mitunter sogar bohnengroßen Eierklümpchen; einige der fingerhutartigen Puppentönnchen, aus denen die Hummeln [793] schon ausgeschlüpft sind, erscheinen durch Ausstreichen mit Wachs in Honigbehälter und Pollenbecher umgewandelt; daneben sieht man noch eine große Menge von eigentlichen Honigtöpfchen, die aus Wachs hergestellt sind. An sonnigen Tagen verlassen mitunter die jungen Weibchen das Nest und werden von Männchen desselben oder auch andrer Nester im Flug befruchtet, gewöhnlich aber findet dieser Akt im Neste statt. Die Gründerin des Staats stirbt an Altersschwäche, sobald hinreichend junge Weibchen und Männchen vorhanden sind. Bald darauf beginnt die ganze Familie sich zu zerstreuen, und alle gehen zu Grunde (die Männchen zuerst) bis auf die befruchteten Weibchen, welche Winterquartiere beziehen. Von den verschiedenen Arten ist die Erdhummel (B. terrestris L., s. Tafel „Hautflügler“) bis 2,6 cm lang, schwarz, auf den drei letzten Hinterleibsgliedern weiß, auf dem zweiten und dem Prothorax goldgelb, in ganz Europa und Nordafrika gemein. Ähnlich ist die Gartenhummel (B. hortorum Faber). Die Mooshummel (B. muscorum Ill.), 1,8–2 cm lang, gelb, am Thorax und an der Wurzel des Hinterleibes rötlich, bedeckt ihr Nest locker mit Moos und Genist und kleidet es innen mit einer papierdünnen Schicht aus. Der Zugang zum Nest, oft in einen gewundenen Gang verlängert, wird in der Regel mit einer Wache besetzt. Einige Hummeln (Schmarotzerhummeln) legen ihre Eier in die Nester andrer Hummeln; auch leben andre Schmarotzer in den Nestern der Hummeln, und Wiesel, Maus und Iltis zerstören dieselben. Vgl. Hoffer, Die Hummeln Steiermarks. Lebensweise und Beschreibung (Graz 1882–83).

Hummel, 1) Johann Erdmann, Maler, geb. 1769 zu Kassel, war ein Zögling der Akademie seiner Vaterstadt, ging 1792 nach Italien und neigte sich mit Vorliebe landschaftlichen Darstellungen zu. Im J. 1809 zurückgekehrt, ward er Professor der Architektur, Perspektive und Optik an der Akademie zu Berlin, wo er 26. Aug. 1852 starb. H. hat sich als Künstler und Lehrer gleich große Verdienste erworben. Seine historischen Gemälde, Bildnisse, Genrestücke, Landschaften und Architekturstücke sind namentlich in der Perspektive und Farbengebung vortrefflich. Er verfaßte auch ein „Lehrbuch der freien Perspektive für Maler und Architekten“ (Berl. 1824) und stach zwölf Blätter nach eigner Komposition: Luthers Leben und Apotheose (das. 1806).

2) Johann Nepomuk, Klavierspieler und Komponist, geb. 14. Nov. 1778 zu Preßburg, erhielt seine Ausbildung in Wien, wohin seine Familie bald darauf übergesiedelt war, durch Mozart, vervollkommte sich später, nachdem er von 1788 bis 1795 mit Erfolg in Deutschland, England etc. konzertiert hatte, unter Albrechtsbergers und Salieris Leitung in der Komposition und trat 1803 als Kapellmeister in den Dienst des Fürsten Esterházy, in welcher Stellung er Gelegenheit fand, sich als dramatischer und Kirchenkomponist zu versuchen. Nachdem er dieselbe 1811 verlassen und wiederum in Wien festen Fuß gefaßt hatte, widmete er sich vorwiegend seinem Instrument, und seine um diese Zeit entstandenen Werke, unter andern die Polonäse „La bella capricciosa“ und das Rondo in A, bezeichnen eine neue Entwickelungsstufe seines Klavierspiels, auf welcher an Stelle der Mozartschen Technik eine neue, glänzendere erscheint, das Kennzeichen der modernen Wiener Schule, als deren erster Repräsentant H. von nun an gelten durfte. 1816 wurde er als Kapellmeister nach Stuttgart und 1820 in gleicher Eigenschaft nach Weimar berufen, wo er 17. Okt. 1837 starb, nachdem er noch auf zahlreichen Kunstreisen durch sein Spiel, seine Kompositionen und namentlich auch durch seine Improvisationen ganz Europa entzückt hatte. Von seinen zahlreichen Kompositionen jeglicher Gattung haben sich nur die für Klavier als lebensfähig erwiesen; diese aber verdienen in vollem Maß die Achtung, welche ihnen noch jetzt gezollt wird, und besonders dürfen seine Konzerte sowie sein Sextett für Klavier, Bratsche, Kontrabaß und Blasinstrumente zu den Meisterwerken ihrer Gattung gezählt werden.

3) Karl, Maler, Sohn des vorigen, geb. 1821 zu Weimar, studierte bis 1841 unter Preller, mit dem er auch Studienreisen nach England, Norwegen, Rügen und später nach Tirol machte, verweilte 1842–46 in Italien und Sizilien und ließ sich dann in Weimar nieder, wo er Professor wurde. Seine (Öl- und Aquarell-) Bilder, deren Motive meist den Tiroler und italienischen Alpen entnommen sind, zeichnen sich durch feines Naturgefühl und romantisch-poetische Auffassung aus. Die Museen von Leipzig und Stuttgart besitzen Bilder von ihm, andre sind in Berlin, Meiningen, Petersburg etc. Im Schloß zu Weimar befindet sich das Bild: die Gärten der Armida.

4) Fritz, Maler, geb. 1822 zu Berlin, war dort Schüler von H. 1) und Begas und später von Bendemann in Dresden. Im J. 1858 machte er eine Reise nach dem südlichen Frankreich und Spanien. Anfangs der Historienmalerei zugewendet, widmete er sich später ausschließlich der Porträtmalerei. Seine Bildnisse verbinden mit geistreicher Schärfe der Charakteristik ein vornehm kühles, an Holbein erinnerndes Kolorit.

5) Ferdinand, Komponist, geb. 6. Sept. 1855 zu Berlin, spielte bereits mit sieben Jahren die Harfe mit solcher Fertigkeit, daß er mit seinem Vater Konzertreisen durch Europa unternehmen konnte, und begann dann geregelte Kompositionsstudien, zunächst 1868–71 an Kullaks Akademie und von da bis 1875 an der königlichen Hochschule für Musik und der Kompositionsschule der Akademie. Unter seinen Kompositionen befinden sich unter anderm drei Cellosonaten (Op. 2, 9, 12), Phantasiestücke für Cello und Klavier („Märchenbilder“, Op. 10, und „Waldleben“, Op. 11 und Op. 31), ein Notturno für Cello, Harfe und Harmonium, ein Klavierquartett, eine Suite für Klavier zu vier Händen, Ouvertüre (Op. 17), Konzertstücke für Pianoforte etc. Eine Spezialität Hummels sind die Märchendichtungen für dreistimmigen Frauenchor und Solo: „Rumpelstilzchen“, „Frau Holle“, „Hänsel und Gretel“.