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MKL1888:Humbert

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Humbert“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Humbert“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 8 (1887), Seite 786
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Humbert. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 786. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Humbert (Version vom 02.10.2022)

[786] Humbert (ital. Umbérto), Rainer Karl Emanuel Johann Maria Ferdinand Eugen, König von Italien, Sohn des Königs Viktor Emanuel, geb. 14. März 1844, nahm persönlichen Anteil an den Kriegen 1859 und 1866, befehligte in letzterm Krieg eine Division und machte in der Schlacht von Custozza, als sich der Sieg gegen die Italiener entschieden hatte, erfolgreiche Anstrengungen, den Rückzug der Armee zu decken. Nach der Okkupation Roms im September 1870 erhielt er als Generalleutnant das Kommando der dortigen Militärdivision. Sein und seiner Gemahlin Margarete (Prinzessin von Savoyen, geb. 20. Nov. 1851, vermählt 22. April 1868) Besuch am kaiserlichen Hof zu Berlin zur Taufe der jüngsten Tochter des deutschen Kronprinzen im Juni 1872 bahnte das freundschaftliche Verhältnis zwischen der hohenzollerischen und der savoyischen Dynastie sowie dem deutschen und dem italienischen Volk an. Durch den Tod seines Vaters 9. Jan. 1878 wurde er König von Italien. Er regierte ganz im Geiste desselben streng konstitutionell, stellte aber die finanzielle Ordnung in der Zivilliste wieder her und gab nebst seiner Gemahlin dem Volk das Beispiel feinster Bildung und wahrhaft vornehmer, edler Haltung. Als er 17. Nov. 1878 auf einer Rundreise durch das Königreich in Neapel einzog, machte ein Koch, Passanante, ein Attentat auf ihn, verwundete ihn aber nur leicht. – Sein einziger Sohn, Prinz Viktor Emanuel von Neapel, ist 11. Nov. 1869 geboren.

Humbert (spr. ongbähr), Gustave Amédée, franz. Rechtsgelehrter und Politiker, geb. 28. Juni 1822 zu Metz, studierte in Paris die Rechte, erlangte 1844 den Doktorgrad und war Repetent der Rechtswissenschaft in Paris, als er im März 1848 zum Souspräfekten von Diedenhofen ernannt wurde. 1851 abgesetzt, nahm er seine Vorlesungen zu Paris wieder auf und wurde 1861 zum Professor des römischen Rechts in Toulouse ernannt. Im Februar 1871 ward er dort zum Mitglied der Nationalversammlung gewählt und schloß sich hier der republikanischen Linken an, deren Vizepräsident er wurde. Er nahm hervorragenden Anteil an den Arbeiten der Versammlung. Ende 1875 wurde er zum lebenslänglichen Senator und im Dezember 1877 zum Generalprokurator am Rechnungshof ernannt. Unter Freycinet übernahm er 30. Jan. 1882 das Justizministerium, trat aber schon 29. Juli mit dem ganzen Kabinett zurück und wurde Vizepräsident des Senats.