MKL1888:Holzwolle
[690] Holzwolle, durch Schleifen von Holz erhaltenes Holzmehl (s. Holzstoff), welches als Surrogat der Schafwolle zur Herstellung der Samttapeten dient; auch aus langen, dünnen, gekräuselten Holzfäden bestehende Masse, welche erhalten wird, indem man in einen Holzstock feine Längsfurchen zieht und die zwischen diesen stehen bleibenden Rippen mit einem Schrupphobel abschneidet. Diese H. dient als Pack- und Polstermaterial.
[459] Holzwolle. Mit der Zunahme des Anbaues der Zuckerrübe vermindert sich die in der Wirtschaft geerntete Strohmenge, weshalb zur Düngerbereitung vielfach Ersatzmaterial verwendet werden muß. Als solches wird bei billigen Holzpreisen die H. mit Vorteil benutzt. Eine 2pferdige Holzwollemaschine vermag pro Tag die Streu für einen Viehstand von 80 Stück zu erzeugen, wobei ein Raummeter Nadelholz 360 kg Wolle ergibt. Die H. vermag viel Jauche aufzusaugen, gibt dabei den Tieren ein weiches Lager und führt dem Boden humusbildende Substanzen [460] zu. Nach Schultze stellt sich die Aufsaugungsfähigkeit der H. für Wasser gegenüber andern Einstreumaterialien wie folgt:
100 | Teile | H., | grob, | nahmen | auf | 170 | Teile | Wasser | |
100 | „ | „ | fein, | „ | „ | 223 | „ | „ | |
100 | „ | Roggenstroh, zerschnitten | „ | „ | 400 | „ | „ | ||
100 | „ | Torfstreu, | grobfaserig | „ | „ | 584 | „ | „ | |
100 | „ | „ | pulverförmig | „ | „ | 753 | „ | „ |
Eine Kuh bedarf täglich als Einstreu 2 kg, ein Pferd 3 kg H. Bei letzterm ist mit der Verwendung von H. der Vorteil verbunden, daß sie nicht, wie das Stroh, gefressen wird. Als schlechter Wärmeleiter hält sie auch Hühner ungemein warm, wenn man den Boden des hölzernen Hühnerstalles mindestens fausthoch mit grober H. belegt. In den österreichischen Staatsforsten wird die Aufstellung von Holzwollemaschinen von der Regierung durch Subventionen erleichtert, um durch Verwendung von H. in den Viehställen das Streurechen möglichst einzuschränken.