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MKL1888:Holzverzierungen

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Holzverzierungen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Holzverzierungen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 18 (Supplement, 1891), Seite 431433
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Holzverzierungen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 18, Seite 431–433. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Holzverzierungen (Version vom 04.03.2023)

[431] Holzverzierungen. Eine Reihe neuerdings mit großem Erfolg zur Durchführung gelangter Verfahrungsarten, dem Holze mit mechanischen Hilfsmitteln Verzierungen zu erteilen, welche früher nur durch die teure Handschnitzerei hervorgebracht wurden, findet ihre Grundlage in folgenden, durch die eigentümliche Beschaffenheit und Zusammensetzung des Holzes erklärten Eigenschaften des letztern. Wird Holz mit einem gewissen Feuchtigkeitsgehalt einer Erwärmung ausgesetzt, so erfährt dasselbe eine Art Dämpfung durch den eignen Wassergehalt, wird dadurch geschmeidig und bildsam und nimmt mit Leichtigkeit Eindrücke an, welche nach dem Erkalten vollständig und dauernd zurückbleiben. Setzt man dahingegen das Holz einer erhöhten Temperatur aus, so verändert es seine Farbe, indem es bei etwa 200° sich bräunt, bei 270–350° in sogen. Rotkohle und bei 400° in Schwarzkohle übergeht und zwischen Hellbraun und Tiefschwarz eine Menge sichtbarer Abstufungen und Abtönungen dieser Farben gestattet.

Die Ausnutzung der ersten Eigenschaft erfolgt durch Pressen des Holzes zwischen erwärmten Preßplatten oder Preßwalzen, oft und zweckmäßig in Verbindung mit einer Vorwärmung des genügend durch Hobeln etc. vorbearbeiteten Holzes. Man unterscheidet bei dieser Arbeit Flach- und Hochrelief. Die Flachreliefarbeiten liefern die Verzierungen etwa 1–3 mm erhaben, die Hochreliefarbeiten können bedeutend höhere Verzierungen hervorbringen. Der kontinuierlichen Wirkung und der leichtern Hervorbringung größerer Pressungen halber verwendet man als [432] mechanisches Mittel am zweckmäßigsten ein Walzenpaar. Entweder ist eine Walze, und zwar die untere, glatt und nur eine, die obere, mit den zu erzeugenden Verzierungen (natürlich umgekehrt) versehen, oder beide Walzen bekommen die Verzierungen in der Weise, daß die letztern auf der einen Walze positiv, auf der andern negativ erscheinen. Um zugleich hierbei mit wenig Walzen zahlreiche Abwechselungen hervorbringen zu können, setzt man am besten die Walzen aus Ringen von 2–60 cm Breite zusammen, welche auf eine massive eiserne Walze geschoben werden und beliebig gegenseitig auszuwechseln sind. Die Walzen stehen durch Zahnräder in Verbindung und sind so gelagert, daß sie gegeneinander federn und übrigens beliebig der Holzdicke entsprechend eingestellt werden können. Die Erwärmung derselben erfolgt durch Gasflammen, die im Innern der zu dem Zweck hohl gegossenen Walzen brennen. Die Wirkung der Walzen läßt sich schwächen oder verstärken, je nachdem man den Druck verkleinert oder vergrößert, die Dauer der Pressung erniedrigt oder erhöht oder die Erwärmung kleiner oder größer wählt. Ferner kann man die Verzierungen nach Belieben auf einer Seite des Holzes oder auf beiden Seiten erzeugen und auf diese letzte Weise aus dünnen Holzplatten (Furnieren) z. B. natürliche Holztapeten fabrizieren, welche als Ledertapetenimitationen sehr geschätzt sind oder mit entsprechenden Unterlagen zu Stuhlsitzen, Sessellehnen, Einlagen, Täfelungen Verwendung finden. Aus massiven Stangen stellt man Friese, Hohlkehlen mit Eierstäben, Rahmenhölzer, unter gleichzeitiger Zuhilfenahme von Preßplatten aus Holzplatten Rosetten, Knöpfe, verzierte Damenbrettsteine, Schlüsselschilder, Verzierungen auf Dosendeckeln, Nachahmungen edler Hölzer u. dgl. in großer Mannigfaltigkeit her.

Bei stärkerer Erwärmung der Formen tritt zu den figürlichen Teilen der Verzierungen noch die genannte Färbung hinzu und steigert damit weiter die Mannigfaltigkeit in überraschender Weise. Aus diesem Grunde hat sich dieses Verfahren unter dem Namen Pyrographie, Neoskulptur, Brandtechnik in neuerer Zeit in bemerkenswerter Weise entwickelt. Kleinere Muster, Blumen, Ornamente etc. werden mit erhöhten Stempeln, größere mit Platten, sich oft wiederholende mit Walzen eingebrannt. Zur Hervorbringung des Druckes dient neben Walzen eine hydraulische oder Kniehebelpresse. Der Druck beträgt etwa 22 kg auf 1 qcm (22 Atmosphären) und dauert je nach der Tiefe, die einzubrennen ist, durchschnittlich nur 1 Sekunde. Bei bedeutenden Vertiefungen und Erhöhungen ist ein wiederholtes Pressen geboten und vor jeder neuen Pressung eine Entfernung der losgebröckelten Kohleteilchen durch Bürsten notwendig. Die schönsten Effekte erzielt man übrigens mit den oben beschriebenen Walzen, weil sich hierbei die Wirkungsdauer etc. am sichersten regeln und der gewünschten Tontiefe anpassen läßt, da diese neben dem Hitzegrad von der Dauer der Wirkung abhängt. Nach dem Einbrennen des Musters, der Schrift oder schriftlichen Darstellung zeigt die Holzplatte die nicht gebrannten Stellen erhaben, die gebrannten vertieft. Um die letztern mit den erstern in eine Ebene zu bringen, genügt ein abermaliges Pressen zwischen glatten Walzen, wodurch die erhabenen Stellen niedergedrückt werden und vollkommen ebene Flächenmuster von vorzüglicher Wirkung entstehen. Um auch runde (cylindrische oder profilierte), säulenartige Stücke mit diesen Verzierungen zu versehen, erfährt nur die Anordnung insofern eine Änderung, als die Einrichtung getroffen wird, die Arbeitsstücke zwischen den Formplatten zu rollen. Zu diesem Zwecke ist die Maschine folgendermaßen konstruiert. Auf einem horizontalen Walzenpaar ab (s. Figur) ruht eine hin und her schiebbare Platte P zur Aufnahme der Matrize. Auf diese Matrize kommt das Arbeitsstück A zu liegen und zwar mit den Enden in die Schlitze i des Gestelles, so daß es sich nur drehen, nicht verschieben kann. Über dem Arbeitsstück befindet sich sodann eine zweite Platte Q, welche, mit Hilfe des Walzenpaares cd ebenfalls horizontal geführt, das Anpressen des Arbeitsstückes A an die Matrize und das Hin- und Herrollen desselben im Verein mit der Platte P bewerkstelligt. Zum Anpressen dienen zwei gleich gelegene Hebel H, welche durch die Zugstange z und eine Traverse t auf die Zapfen der Walzen cd wirken, wenn die zum Tragen dieser Hebel angebrachte Schnur s ausgelöst wird. Die gegenseitige Hin- und Herbewegung der Platten P und Q erfolgt entweder durch Drehung des Arbeitsstückes mittels einer passend angebrachten Kurbel oder durch Drehung der Walzen a und c, welche zu dem Zwecke mit Zahnrädern versehen sind, die ihren Antrieb von der Kurbel h erhalten. Je nachdem die Matrize mehr

Maschine zur Erzeugung von Verzierungen säulen­artiger Stücke.

oder weniger schräg gelegt wird, entsteht eine schwach oder stark ansteigende spiralförmige Abwickelung der Form auf dem Arbeitsstück; außerdem sind die obern Walzen so gelagert, daß sie für schwachkegelige Arbeitsstücke eine schräge Lage einnehmen können. Die sämtlichen durch Brennen und Pressen erhaltenen Flächen unterliegen später den gewöhnlichen Nacharbeiten: Hobeln, Drehen, Schleifen, Polieren etc. Eine eigentümliche Ausführung der Brandtechnik ist in der Anwendung des elektrischen Lichtbogens entstanden, indem man diesen zwischen Metallspitzen hervorbringt und längs einer Zeichnung oder aus freier Hand über das Holz führt (Pyrotypie oder Pyrographie).

Zur mechanischen Herstellung von Intarsien wird nach Casperding in Berlin folgendermaßen verfahren. Man bestreicht Furniere aus edlen Hölzern einseitig mit Leim, preßt nach dem Trocknen des letztern mehrere solcher Furniere zu einem Paket zusammen und schneidet dieses mittels der Laubsäge nach der gewünschten Zeichnung (Arabesken) aus. Je ein so vorbereitetes Blatt wird darauf mit der Leimseite auf die zu verzierende Holzplatte gelegt und beide Platten zwischen erwärmten Platten so stark gepreßt, daß die Verzierungsplatte vollständig in die volle Grundplatte eingedrückt wird, deren frei stehende Flächen zugleich emporquellen. In einzelnen Fällen ist es geraten, vor dem Einpressen die Umrisse der einzulegenden Platte einzuritzen oder zu schneiden, [433] weil dadurch das Einpressen erleichtert wird. Ein von Schuchardt in Berlin erfundenes Verfahren bezweckt die Erzeugung sogen. matter Gravierungen in polierten Holzflächen auf mechanischem Wege. Die den Holzflächen zu verleihenden Verzierungen werden in zwei genau zusammenpassenden Metallformen gearbeitet und zwar so, daß die Matrize die Zeichnung 1–2 mm erhöht, die Patrize vertieft erhält. Sodann wird die Zeichnung in der Matrize aufgerauht, während die tiefliegende Grundfläche glatt bleibt. Zwischen diesen Formen wird nun die nicht sehr starke Holzplatte so lange gepreßt, bis die Matrize sich klar abgedrückt hat. Auf der Holzplatte erscheint darauf das Ornament erst deutlich, wenn die erhabenen Flächen durch eine glänzende Politur sich von den tiefer liegenden rauhen abheben. Zu dem Zwecke bestreicht man die Vorderseite der Platte einschließlich des Ornaments mit einem matten Öllack ein- oder zweimal oder zum zweitenmal mit einem Wachslack. Nach völligem Trocknen wird derselbe von der geraden Fläche wieder abgeschiffen und endlich diese auf gewöhnliche Weise poliert. Indem die mit Lack überstrichenen Teile keine Politur mehr annehmen, heben sie sich von der polierten Flache als matte Gravierung ab und erteilen ihr dasjenige Ansehen, welches früher durch mühsames Eingravieren in einen polierten Grund hervorgebracht werden mußte.