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MKL1888:Holzbaukunst

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Holzbaukunst“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Holzbaukunst“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 8 (1887), Seite 678
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Holzbaukunst. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 678. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Holzbaukunst (Version vom 03.03.2023)

[678] Holzbaukunst, im weitern Sinn derjenige Zweig der Baukunst, bei welchem im Gegensatz zum Steinbau die konstruktiven Teile aus Holz hergestellt werden; im engern Sinn die Kunst, ganze Gebäude aus Holz aufzuführen. Jener führte zum Fachwerks- oder Riegelbau, bei welchem die an der Fassade offen hervortretenden Balken durch Ornamente und Schnitzwerk künstlerisch verziert wurden, dieser zum sogen. Schweizerhaus (s. Bauernhaus) und Blockhaus (s. d.). Im Altertum war die H. mehr bei den orientalischen Völkern, wo sie besonders bei Dächern und Decken Verwendung fand, als bei den den Steinbau bevorzugenden Griechen und Römern üblich. Auch im frühen Mittelalter erstreckte sie sich vorzugsweise auf Decken. Doch kamen auch ganze Holzkirchen in Deutschland, Dänemark und England, besonders aber in Norwegen vor, wo sich ein eigentümlicher Stil der H. auch in der Profanarchitektur entwickelte. Zur höchsten Ausbildung gelangte die H. seit dem Ende des 12. Jahrh. im Norden Europas (Frankreich, Deutschland, England, Niederlande) in dem bürgerlichen und bäurischen Wohnhaus (Fachwerks- und eigentlicher Holzbau). Von im Material begründeten Konstruktionsprinzipien ausgehend, bewahrte der Holzbau auch in der Ornamentik seine stilistischen Eigentümlichkeiten und nahm erst spät dekorative Renaissanceelemente auf. Die reine H. blüht noch heute in Schweden, Norwegen, Rußland, Ungarn, Siebenbürgen, Kroatien und in der Schweiz, in welchen Ländern dieselbe auch einen nationalen Charakter behalten hat. Neuerdings hat die H. eine ausgedehnte Verwendung bei Ausstellungsbauten und provisorischen Festhallen gefunden. Vgl. Bötticher, Die Holzarchitektur des Mittelalters (Berl. 1856); Liebold, Die mittelalterliche Holzarchitektur in Niedersachsen (Halle 1874); Lehfeldt, Die H. (Berl. 1880); Lübke, Geschichte der Renaissance in Deutschland (2. Aufl., Stuttg. 1881, 2 Bde.); Cuno und Schäfer, Holzarchitektur vom 14. bis 18. Jahrhundert (Berl. 1883 ff.); Gladbach, Holzarchitektur der Schweiz (2. Aufl., Zürich 1885); Lachner, Geschichte der H. in Deutschland (Leipz. 1885, Bd. 1).