MKL1888:Heiserkeit
[331] Heiserkeit (Rauheit, Raucedo), eine eigentümliche Veränderung der menschlichen Stimme, welche darin besteht, daß dieselbe ihren normalen Wohllaut, ihre Reinheit, ihren vollen, metallischen Klang verliert und statt dessen in verschiedenartige, bald mehr rauhe, schnarrende, bald mehr pfeifende, kreischende, fistulierende Töne, in ein plötzliches Überspringen von diesen zu jenen und umgekehrt ausartet und sich bis zur Stimmlosigkeit (Aphonie) steigern kann. Die Ursachen der H. liegen gewöhnlich in einer Schwellung und Schlaffheit der Kehlkopfschleimhaut und der Stimmbänder infolge katarrhalischer Entzündung der obern Luftwege. Die H. wird oft auch durch Geschwüre der Kehlkopfschleimhaut hervorgerufen, namentlich wenn diese an den untern Stimmbändern sitzen. Geschwülste im Innern des Kehlkopfes oder solche, welche von außen her auf ihn und auf die Luftröhre drücken, wie der Kropf (Schilddrüsengeschwulst), Lymphdrüsen- und Mandelgeschwülste, können ebenfalls H. bewirken. Die Gelegenheitsursachen der H. sind gleichfalls sehr mannigfaltig. Lautes und anhaltendes Reden und Singen, Erkältung des Halses oder auch andrer Körperteile geben wie zum Katarrh der Luftwege, so auch zu der H. als Symptom desselben häufig die Veranlassung. Gewisse fieberhafte Ansteckungskrankheiten (Typhus, Masern) sind fast stets mit Kehlkopfkatarrh und H. verbunden. Ungemein häufig ist H. bei Schwindsüchtigen, wo sich zu der Krankheit der Lungen eine chronische Entzündung und Geschwürsbildung der Kehlkopfschleimhaut hinzugesellt hat. Je nach den Ursachen ist die H. bald eine vorübergehende, bald eine bleibende oder wenigstens sehr lange andauernde Störung. Beruht sie auf einfachem Katarrh der Kehlkopfschleimhaut, so pflegt sie bald vorüberzugehen, während Geschwüre und Geschwülste des Kehlkopfes chronische, oft bis zum Tod anhaltende H. bedingen. Die Behandlung richtet sich nach den Ursachen. S. Aphonie.