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MKL1888:Gundulić

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Gundulić“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Gundulić“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 7 (1887), Seite 928
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Gundulić. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 928. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Gunduli%C4%87 (Version vom 28.12.2022)

[928] Gundulić (spr. -litj), Iwan (auch Giovanni Gondola), berühmter dalmat. Dichter, geb. 8. Aug. 1588 zu Ragusa, studierte Philosophie und Rechtswissenschaft, daneben besonders die italienische Litteratur, gelangte sehr bald zu hohen Staatsämtern; starb 8. Dez. 1638. In G. erreicht die dalmatische Poesie ihren Höhepunkt. Seine Schöpfungen, lyrischen, dramatischen und epischen Inhalts, zeichnen sich durch eine Vollendung der Form und einen Wohllaut der Sprache aus, die weder vor noch nach ihm je wieder erreicht worden sind. Inhaltlich geben sie ein treues Spiegelbild seiner Zeit, insofern sie einesteils sich als Produkte der im 16. Jahrh. aufkommenden klassischen Bildung kundgeben, andernteils jenen Weltkampf des Christentums mit dem Islam, in welchem die slawischen Stämme eine bedeutende Rolle spielen, zur Darstellung bringen. G. war unter den Slawen der erste dramatische Dichter. Unter seinen (nicht vollständig erhaltenen) Dramen sind „Arijadna“, „Proserpina“, „Kleopatra“ und „Dubravka“ besonders geschätzt. Auch viele lyrische Gedichte hinterließ er, darunter die Elegie „Suze sina razmetnoga“ („Die Thränen des verlornen Sohns“). Sein bedeutendstes Werk aber ist das Epos „Osman“ in 20 Gesängen (Ragusa 1626 u. öfter, Agram 1854; ital. von Appendini, Ragusa 1827), welches den polnisch-türkischen Krieg von 1621 und insbesondere die Thaten und Schicksale des Sultans Osman II. besingt. Das Gedicht ist im Stil des damaligen italienischen Epos gehalten und steht noch heute in der Litteratur der Südslawen in hohem Ansehen. Der 14. und 15. Gesang, welche angeblich von dem Senat der Republik aus Schonung gegen die Türken unterdrückt wurden, sind später von P. Sorkočević, einem Enkel von G., ferner von M. Zlatarić und neuerdings von I. Mazuranić ergänzt worden. Die noch vorhandenen Werke Gundulićs wurden von Pavić (Agram 1877) herausgegeben. Vgl. Appendini, Vita di G. Gondola (Ragusa 1828).