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MKL1888:Guericke

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Guericke“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Guericke“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 7 (1887), Seite 902903
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Guericke. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 902–903. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Guericke (Version vom 11.04.2021)

[902] Guericke (spr. ghe-), 1) Otto von, Physiker, geb. 20. Nov. 1602 zu Magdeburg, studierte in Leipzig, Helmstedt und Jena die Rechte, dann zu Leiden Mathematik, Geometrie und Mechanik und bereiste hierauf Frankreich und England. Er wurde 1627 Ratsherr zu Magdeburg, trat nach der Zerstörung der Stadt in schwedische Dienste als Oberingenieur zu Erfurt, wurde 1646 Bürgermeister in Magdeburg und brandenburgischer Rat, legte jedoch 1681 seine Ämter nieder und siedelte nach Hamburg über, wo er 11. Mai 1686 starb. G. ist Erfinder der Luftpumpe (1650), mit welcher er die ersten öffentlichen Versuche 1654 auf dem Reichstag zu Regensburg machte. Auch erfand er das Manometer (1661), die „Guerickeschen Wassermännchen“ (wahrscheinlich hohle Glasfiguren, die auf dem Quecksilber in der Barometerröhre schwammen) und konstruierte die erste (unvollkommene) Elektrisiermaschine, mit deren Hilfe er entdeckte, daß zwei gleichnamig elektrisierte Körper sich abstoßen, während man bis dahin nur die Anziehung leichter Körperchen durch elektrisierte Körper beobachtet hatte. Er beschäftigte sich auch mit Astronomie und stellte zuerst die Meinung auf, daß sich die Wiederkehr der Kometen müsse bestimmen lassen. Die wichtigsten seiner Beobachtungen legte er in der Schrift „Experimenta nova, ut vocantur, Magdeburgica de vacuo spatio“ (Amsterd. 1672; neue Ausg., Leipz. 1881) nieder. Von historischem Wert ist auch seine „Geschichte der Belagerung, Eroberung und Zerstörung Magdeburgs“ (1631), herausgegeben von F. W. Hoffmann (Magdeb. 1860). Vgl. Hoffmann, Otto v. G. (Magdeb. 1874).

2) Heinrich Ernst Ferdinand, namhafter Vertreter des altlutherischen Dogmas, geb. 25. Febr. 1803 zu Wettin, habilitierte sich 1824 in Halle mit der Schrift „De schola, quae Alexandriae floruit, catechetica“ (Halle 1824–25, 2 Bde.) und wurde 1829 außerordentlicher Professor der Theologie. Als er sich 1833 für die schlesischen Altlutheraner und gegen die Einführung der Union und Agende erklärte, ward er im Januar 1835 seiner Professur enthoben. Er fungierte hierauf als Prediger der altlutherischen Gemeinde in Halle, doch ward ihm 1838 von der Regierung auch die Verrichtung kirchlicher Handlungen untersagt. Seit 1840 als Professor restituiert, starb er 4. Febr. 1878 [903] in Halle. Von seinen Schriften nennen wir: „Beiträge zur historisch-kritischen Einleitung ins Neue Testament“ (Halle 1828–31, 2 Bde.); „Historisch-kritische Einleitung in das Neue Testament“ (Leipz. 1843; 3. Aufl. u. d. T.: „Neutestamentliche Isagogik“, das. 1867); „Handbuch der Kirchengeschichte“ (Halle 1833, 2 Bde.; 9. Aufl. 1866–67); „Allgemeine christliche Symbolik“ (Leipz. 1839, 3. Aufl. 1861); „Lehrbuch der christlichen Archäologie“ (das. 1847; 2. Aufl., Berl. 1859). Mit Rudelbach gab er seit 1840 die „Zeitschrift für die lutherische Theologie“ heraus.