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MKL1888:Grimma

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Grimma“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 745
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Grimma. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 745. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Grimma (Version vom 26.04.2023)

[745] Grimma, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, an der Mulde und den Linien Leipzig-Döbeln-Dresden und Glauchau-Wurzen der Sächsischen Staatsbahn, hat ein Schloß, 4 luther. Kirchen, eine Eisengießerei und Maschinenbauanstalt, Tüten-, Teppich- und Kinderwagenfabrikation, Bleicherei, Färberei, Großmühlenbetrieb, Gelbgießerei, Leinwanddruckerei, starken Ackerbau und (1885) mit der Garnison (3 Eskadr. Husaren Nr. 19) 8292 evang. Einwohner. G. hat eine berühmte Landes- oder Fürstenschule (Moldanum illustre genannt, vom Kurfürsten Moritz im ehemaligen Augustiner-Eremitenkloster gegründet, 1550 eingeweiht, mit Alumneum), eine Realschule mit Progymnasium, 2 Lehrerseminare, eine Handelsschule und ist Sitz einer Amtshauptmannschaft, eines Amtsgerichts u. eines Hauptsteueramtes. In der Nähe das Klostergut Nimbschen mit der unansehnlichen Ruine des Cistercienser-Nonnenklosters, aus welchem 1523 Katharina v. Bora mit acht andern Nonnen entfloh; im untern Muldenthal das große Mühlenwerk Golzermühle, bestehend aus Mahlmühle, Eisengießerei und Papierfabrik; nahebei das romantisch gelegene Bergschloß Döben (Dewin, zuerst 1185 erwähnt). – G. ist sorbischen Ursprungs; urkundlich erwähnt wird es zuerst 1065. Auf dem Schloß residierten oft meißnische Markgrafen und die sächsischen Kurfürsten. Geboren wurde daselbst der Stammvater des sächsischen Königshauses, Albrecht der Beherzte, der sich deshalb auf seiner Wallfahrt nach Palästina Junker von Grym nannte. In G. wurden seit 1440 mehrere Landtage gehalten, auf deren einem (1458) Kurfürst Friedrich der Sanftmütige die Leipziger Neujahrsmesse stiftete. Hier verhandelten 1511–1546 Abgeordnete der beiden sächsischen Linien; durch den sogen. „Grimmaischen Machtspruch“ wurden 40jährige Streitigkeiten über Münz- und Bergsachen beigelegt. 1828 starb in G. der bekannte Verlagsbuchhändler Göschen, der daselbst seine Druckerei hatte; zu seinen Freunden gehörte der Dichter Seume, der 1801 von G. aus seinen Spaziergang nach Syrakus antrat. Vgl. Lorenz, Die Stadt G., historisch beschrieben (Leipz. 1871); „Führer durch G. und Umgegend“ (3. Aufl., Grimma 1882).