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MKL1888:Goldast

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Goldast“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 484
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Goldast. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 484. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Goldast (Version vom 05.01.2025)

[484] Goldast, Melchior, genannt von Haimisfeld, deutscher Publizist und Historiker, geb. 6. Jan. 1578 zu Espen im Thurgau, studierte zu Ingolstadt und Altdorf die Rechte, mußte aber 1598 wegen Armut die Universität verlassen. Nachdem er sich eine Zeitlang in der Schweiz aufgehalten, auf der Bibliothek von St. Gallen studiert und in Genf als Hauslehrer gewirkt hatte, ging er 1603 als Sekretär des Herzogs von Bouillon nach Heidelberg und Frankfurt a. M. 1604 ward er Hofmeister eines Freiherrn v. Hohensax zu Forsteck, lebte aber bald wieder unstet in mehreren Städten der Schweiz, bis er 1606 nach Frankfurt zurückkehrte, wo er sein Leben kümmerlich durch Schriftstellerei fristete. 1611 wurde er sachsen-weimarischer Rat, doch gab er schon 1615 diese Stellung wieder auf, um in die Dienste des Grafen von Schaumburg zu treten; er lebte bis 1624 in Bückeburg. Später war er als kaiserlicher und kurtrierscher Rat bei mehreren Missionen thätig, stand zuletzt in hessen-darmstädtischen Diensten und starb als Kanzler der Universität zu Gießen 1635. Seine Korrespondenz war eine sehr ausgedehnte, die Zahl seiner Schriften, welche sich über alle Wissenschaften verbreiten und in vortrefflichem Latein verfaßt sind, eine ungeheure. Durch seine freie Schreibart zog er sich viele Feinde zu, unter andern Scippius und Lipsius. Seine Schriften sind meist die Resultate gründlicher Forschungen auf dem Gebiet der mittelalterlichen Geschichte und des Staatsrechts; doch ist er in der Aufnahme von Urkunden oft kritiklos verfahren, es finden sich in seinen Sammlungen eine große Zahl unechter. Von seinen Werken sind zu nennen: „Scriptores rerum suevicarum“ (Frankf. 1605; neue Ausg., Ulm 1727); „Scriptores rerum alemannicarum“ (Frankf. 1606, 3 Bde.; neue Ausg. 1730); „Constitutionum imperialium collectio“ (das. 1613, 4 Bde.; neue Ausg. 1674); „Monarchia romani imperii“ (Hannov. 1611–14, 3 Bde.); „Commentarii de regni Bohemiae juribus“ (das. 1627, 2 Bde.). Er gab auch Wilibald Pirkheimers und de Thous Schriften heraus. Die Reste seiner reichhaltigen Bibliothek werden in Bremen aufbewahrt.