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MKL1888:Giesebrecht

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Giesebrecht“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Giesebrecht“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 7 (1887), Seite 332
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Giesebrecht. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 332. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Giesebrecht (Version vom 08.08.2022)

[332] Giesebrecht, 1) Ludwig, Dichter, geb. 5. Juli 1792 zu Mirow in Mecklenburg-Strelitz, Sohn eines Pfarrers, studierte zu Berlin und Greifswald, nahm im mecklenburgischen Husarenregiment 1813–15 teil an den Freiheitskriegen und war seit 1816 als Professor am Gymnasium zu Stettin thätig. Im J. 1848 vertrat er Stettin in der Frankfurter Nationalversammlung; er starb 18. März 1873 in Jasenitz bei Stettin. G. hat sich als Dichter und Schulmann einen geachteten Namen erworben. Er veröffentlichte: „Zur Ottenfeier“, ein Gedicht (Greifsw. 1824); „Epische Dichtungen“ (Stettin 1827); „Wendische Geschichten“ (Berl. 1843, 3 Bde.); die Zeitschrift „Damaris“ (Stett. 1860–65, 5 Bde.) u. a. Eine Sammlung seiner „Gedichte“, worin auch viele dialektische, erschien zu Leipzig 1836 (2. Ausg., Stett. 1867, 2 Bde.), eine Auswahl zu Stettin 1885. Vgl. Kern, Ludwig G. als Dichter, Gelehrter und Schulmann (Stett. 1875), welches Buch auch Giesebrechts Schrift „Ferdinand Calos Leben“ enthält.

2) Friedrich Wilhelm Benjamin von, namhafter Historiker der Gegenwart, Neffe des vorigen, geb. 5. März 1814 zu Berlin, besuchte daselbst das Joachimsthaler Gymnasium und widmete sich anfangs philologischen, sodann, durch Leopold Rankes geschichtliche Vorträge bewogen, historischen Studien. Er schloß sich der Historischen Gesellschaft Rankes an und lieferte zu den von derselben unter Rankes Leitung herausgegebenen „Jahrbüchern der Geschichte Deutschlands unter den sächsischen Kaisern“ die ausgezeichnete „Geschichte Ottos II.“ Als erste selbständige Arbeit von ihm erschien die Wiederherstellung der verlornen, aber in einer großen Anzahl Stellen der übrigen mittelalterlichen Geschichtschreiber bruchstückweise vorhandenen „Jahrbücher des Klosters Altaich“ („Annales Altahenses“). Die Wiederauffindung der Annalen 1870 in dem Nachlaß Aventins durch Freiherrn E. v. Öfele („Mon. Germ., Script.“, XX, 772 ff.; übersetzt von Weiland, Berl. 1871) bestätigte Giesebrechts Rekonstruktion. Inzwischen war er zum Oberlehrer des Joachimsthaler Gymnasiums ernannt worden. Als Früchte eines längern Aufenthalts in Italien erschienen die Abhandlung „De litterarum studio apud Italos medii aevi“ (Berl. 1845) und mehrere gründliche Aufsätze über die Echtheit und Glaubwürdigkeit der mittelalterlichen Lebensbeschreibungen der Päpste. Eine sehr gelungene Übersetzung der fränkischen Geschichte des Bischofs Gregor von Tours lieferte er 1851. Nach mehr als 20jährigen Vorarbeiten schritt er hierauf an die Ausarbeitung seines Hauptwerkes, der „Geschichte der deutschen Kaiserzeit“ (Braunschw. 1855 ff.), die mit dem 1880 erschienenen 5. Band bis zum Jahr 1164 gelangt ist, während die zwei ersten Bände bereits die 5. Auflage erlebt haben. Namentlich der erste, 1855 erschienene Band fand durch patriotischen Schwung und glänzende Darstellung wie durch gründliche Forschung allgemeinen Beifall; der letztere Vorzug ist in hohem Maß auch den spätern Bänden geblieben, in denen jedoch die Darstellung sich mitunter zu sehr ins Einzelne vertieft und der Mangel einer scharfen politischen Auffassung durch breite Erörterungen über die prinzipiellen Streitfragen, welche die Erzählung oft unterbrechen, sich kundgibt. G. ward 1857 als ordentlicher Professor der Geschichte nach Königsberg berufen und erhielt den zur Jubelfeier des Verduner Vertrags gestifteten Preis. 1862 folgte er nach Sybels Abgang einem Ruf als Professor der Geschichte nach München und wurde dort zum beständigen Sekretär der Historischen Kommission ernannt und durch Verleihung des Ordens der bayrischen Krone 1865 in den Adelstand versetzt. Eine Sammlung akademischer Festreden erschien unter dem Titel: „Deutsche Reden“ (Leipz. 1871); auch veröffentlichte er seinen wertvollen Vortrag über „Arnold von Brescia“ (das. 1873). 1874 übernahm er die Leitung der früher von Heeren und Ukert begonnenen „Europäischen Staatengeschichte“ für den Verlag von F. A. Perthes in Gotha.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 382
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[382] Giesebrecht, Wilhelm von, Historiker, starb 17. Dez. 1889 in München. Von seiner „Geschichte der deutschen Kaiserzeit“ erschien noch die 2. Abteilung des 5. Bandes: „Friedrichs I. Kämpfe gegen Alexander III., den Lombardenbund und Heinrich den Löwen“ (Leipz. 1888).