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MKL1888:Gerstäcker

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Gerstäcker“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Gerstäcker“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 7 (1887), Seite 188189
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Gerstäcker. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 188–189. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Gerst%C3%A4cker (Version vom 04.05.2024)

[188] Gerstäcker, 1) Friedrich, Roman- und Reiseschriftsteller, geb. 10. Mai 1816 zu Hamburg, Sohn eines seiner Zeit beliebten Opernsängers, kam nach dem frühen Tode desselben (1825) zu Verwandten nach Braunschweig, besuchte später die Nikolaischule in Leipzig, widmete sich dann auf Döben bei Grimma der Landwirtschaft und wanderte 1837 nach Nordamerika aus, wo er mit Büchse und Jagdtasche das ganze Gebiet der Union durchstreifte. 1843 nach Deutschland zurückgekehrt, widmete er sich mit Erfolg litterarischen Arbeiten. Er stellte zunächst sein Tagebuch unter dem Titel: „Streif- und Jagdzüge durch die Vereinigten Staaten von Nordamerika“ (Dresd. 1844, 2 Bde.; 2. Aufl. 1856) zusammen, schrieb kleine Sagen und Abenteuer aus Amerika nieder und wagte sich endlich an ein größeres Werk: „Die Regulatoren in Arkansas“ (Leipz. 1845, 3 Bde.; 8. Aufl. 1883), worauf in rascher Reihenfolge „Der deutschen Auswanderer Fahrten und Schicksale“ (das. 1847), „Mississippibilder“ (das. 1847–48, 3 Bde.; 5. Aufl. 1884), „Reisen um die Welt“ (das. 1847–48, 6 Bde.; 3. Aufl. 1870), „Die Flußpiraten des Mississippi“ (das. 1848, 3 Bde.; 8. Aufl. 1883) und „Amerikanische Wald- und Strombilder“ (das. 1849, 2 Bde.) neben verschiedenen Übersetzungen aus dem Englischen erschienen. In den Jahren 1849–52 führte G. eine Reise um die Welt, 1860–1861 eine neue große Reise nach Südamerika aus; 1862 begleitete er den Herzog Ernst von Koburg-Gotha nach Ägypten und Abessinien. 1867 trat er eine neue Reise nach Nordamerika, Mexiko und Venezuela an, von der er im Juni 1868 zurückkehrte. Seine letzten Jahre verlebte er in Braunschweig, wo er 31. Mai 1872 starb. Seine spätern Reisen beschrieb er in den Werken: „Reisen“ (Stuttg. 1853–54, 5 Bde.); „Achtzehn Monate in Südamerika“ (Jena 1862) und „Neue Reisen“ (Leipz. 1868, 3 Bde.; 4. Aufl. 1885). Von seinen sonstigen sehr zahlreichen Schriften seien hier nur angeführt: „Der Wahnsinnige“ (Berl. 1853); „Wie ist es denn nun eigentlich in Amerika?“ (2. Aufl., Leipz. 1853); „Tahiti“, Roman aus der Südsee (4. Aufl., das. 1877); „Nach Amerika“ (das. 1855, 6 Bde.); „Kalifornische Skizzen“ (das. 1856); „Unter dem Äquator“ (5. Aufl., Jena 1881); „Gold“ (4. Aufl., Leipz. 1878); „Inselwelt“ (3. Aufl., das. 1878); „Die beiden Sträflinge“ (5. Aufl., das. 1881); „Unter den Penchuenchen“ (das. 1867, 3 Bde.); „Die Blauen und Gelben“, venezuelanisches Charakterbild (das. 1870, 3 Bde.); „Der Floatbootsmann“ (2. Aufl., Schwerin 1870); „In Mexiko“ (Jena 1871, 4 Bde.) etc. Seine kleinern Erzählungen und Skizzen wurden unter den verschiedensten Titeln gesammelt: „Aus zwei Weltteilen“ (Leipz. 1851, 2 Bde.; 4. Aufl. 1885); „Hell und Dunkel“ (das. 1859, 2 Bde.); „Heimliche und unheimliche Geschichten“ (das. 1862, 3. Aufl. 1884); „Unter Palmen und Buchen“ (das. 1865–67, 3 Bde.); „Wilde Welt“ (das. 1865–67, 3 Bde.); „Kreuz und Quer“ (das. 1869, 3 Bde.); „Kleine Erzählungen und nachgelassene Schriften“ (Jena 1879, 3 Bde.) u. a. Unter seinen Jugendschriften verdienen „Die Welt im Kleinen für die kleine Welt“ (Leipz. 1857–61, 7 Bde.; 3. Aufl. 1881), unter seinen Humoresken besonders „Herrn Mahlhubers Reiseabenteuer“ (das. 1857, 7. Aufl. 1884) Auszeichnung. Alsbald nach dem Tode des Autors erschienen seine „Gesammelten Schriften“ (Jena 1872–79) in 44 Bänden. Gerstäckers Reisen galten nicht wissenschaftlichen oder sonstigen allgemeinen Zwecken, sondern der Befriedigung eines persönlichen Dranges ins Weite; seine Schilderungen sind daher vorwiegend Unterhaltungslektüre, wenn schon um ihrer frischen Beobachtung willen schätzbar. Ebenso verfolgte der fruchtbare Autor bei seinen zahlreichen Romanen und Erzählungen nicht poetische, sondern schlechthin Unterhaltungszwecke.

2) Adolf, Entomolog, geb. 30. Aug. 1828 zu Berlin, studierte 1847–51 daselbst Medizin und Naturwissenschaft, ward 1852 praktischer Arzt, gab aber im weitern Verfolg früh begonnener zoologischer Studien die Medizin auf und nahm eine Anstellung am zoologischen Museum in Berlin an. Er habilitierte sich 1856 als Dozent der Zoologie an der Universität, wurde noch in demselben Jahr zum Vorstand der königlichen entomologischen Sammlung der Universität und 1873 zum Professor der Zoologie ernannt. Seit 1860 fungierte er auch als Dozent am landwirtschaftlichen Lehrinstitut in Berlin, und 1876 folgte er einem Ruf als Professor der Zoologie nach Greifswald. Er schrieb: „Rhipiphoridum, coleopterorum familiae dispositio systematica“ (Berl. 1855); „Entomographien“, Bd. 1: „Monographie der Endomychiden“ (Leipz. 1858); „Naturwissenschaftliche Reise nach Mosambik von W. Peters“, Bd. 5: „Insekten“ (Berl. 1862); „Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen im Gebiet der Entomologie 1853–70“ (das. 1855–72); die Arthropoden in Carus’ „Handbuch der Zoologie“ (Leipz. 1863); den 5. Band (Arthropoda) zu Bronns „Klassen und Ordnungen des Tierreichs“ (das. 1866 ff.); „Die Gliedertierfauna des Sansibargebiets, nach dem von Kersten während der v. d. Deckenschen Expedition gesammelten Material bearbeitet“ (das. 1873); „Zur Morphologie der Orthoptera amphibiotica“ (Berl. 1873); „Über das Vorkommen von Tracheenkiemen bei ausgebildeten Insekten“ [189] (Leipz. 1874); „Die Wanderheuschrecke“ (Berl. 1876); „Der Coloradokäfer“ (Kassel 1877).