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MKL1888:Geologische Gesellschaft

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Geologische Gesellschaft“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 18 (Supplement, 1891), Seite 350352
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Geologische Gesellschaft. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 18, Seite 350–352. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Geologische_Gesellschaft (Version vom 11.01.2023)

[350] Geologische Gesellschaft. Die allgemeine Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft tagte vom 11.–13. Aug. 1890 in Freiburg i. Br. Die erste Sitzung eröffnete Professor Steinmann mit einem Überblick über die ausgeführten und noch auszuführenden Ausflüge und gedachte der Verluste, welche die Geologie durch den Tod von Quenstedt, Neumayr, Hébert und Weiß erlitten hat. Nachdem Professor Beyrich-Berlin zum Vorsitzenden erwählt worden war und nach den üblichen Begrüßungsreden sprach Professor Platz-Karlsruhe über die alten Gletscher des Schwarzwaldes. Die tief herabgehende, lange bekannte Vergletscherung der Alpen zur Diluvialzeit ließ darauf schließen, daß auch die niedrigern Gebirge Süddeutschlands und der Schweiz, der Jura, der Schwarzwald und die Vogesen, vergletschert waren. Sehr bald nach der Aufstellung der Glazialhypothese suchte man auch schon nach Gletscherspuren im Schwarzwald, und Agassiz glaubte, solche bei Geroldsau gefunden zu haben. Im Gegensatz dazu kam in den 40er Jahren der Freiburger Geolog Fromherz zu der Überzeugung, daß es im Schwarzwald nie Gletscher gegeben habe. Er hatte die Alpen besucht und den sehr großen Unterschied erkannt, der zwischen den Gletscherbildungen der Alpen und den dafür gehaltenen Erscheinungen des Schwarzwaldes besteht. Erst die Untersuchung der zwischen beiden Gebirgen gelegenen Gebiete lieferte allmählich die Übergänge von den vegetationslosen Moränen der Alpen mit ihren eckigen Fragmenten zu den waldbedeckten, aus abgerundeten Blöcken bestehenden gleichen Bildungen im Schwarzwald. Im letztern ist das niedere Land durch enge, tief eingeschnittene Thäler, wie das Höllenthal, mit flachen, schuttbedeckten Hochthälern verbunden. Die glazialen Ablagerungen sind teils Bodenausfüllungen in den Thälern, teils Hügel in denselben und an den Gehängen, teils einzelne Blöcke, die sich stellenweise zu richtigen Packungen häufen, teils auch Gebilde, die mit den als Grundmoränen aufgefaßten Geschiebelehmen Norddeutschlands auf das genaueste übereinstimmen. Überall im südlichen Schwarzwald findet man darin gekritzte und abgeschliffene Geschiebe, von denen besonders die neuern Eisenbahnbauten sehr viele geliefert haben. Alle diese diluvialen Bildungen haben als Gemeinsames den Mangel jeglicher Schichtung; nur wenn sie später durch Flüsse nochmals umgelagert sind, erlangen sie dieselbe. Der Vortragende sprach nun spezieller über das hinter dem Höllenthal gelegene Hochthal von Hinterzarten, durch welches die Wasserscheide zwischen Dreisam und Wutach verläuft. Aus der Verbreitung gewisser Gesteine in den Moränen ergab sich, daß der alte Wutachgletscher sich teilte, mit seinem einen Arme die heutige Wasserscheide überschritt und im Dreisamthal sich weiter bewegte. Typische Endmoränen, die quer über das Thal hinweggehen, liegen im Manzenschwander Thale unter dem Feldberg. Geschliffene Felsflächen sind unter den Moränen im Schwarzwald ungemein selten, vermutlich wegen der außerordentlichen Zersetzbarkeit der Gesteine.

Professor Zittel-München sprach hierauf über den Stand unsrer Kenntnis der Glazialerscheinungen in den Alpen und deren Vorland. Während dieselbe in den Schweizer und Bayrischen Alpen bereits eine recht gute ist, ist sie sehr lückenhaft in Bezug auf die Vergletscherung der österreichischen Alpen, von denen bislang nur zwei Thäler, Enns und Salzach, eine monographische Bearbeitung erfahren haben. Davon ausgehend, setzte die Abteilung Breslau des deutsch-österreichischen Alpenvereins einen Preis für eine Untersuchung der Vergletscherung der Österreichischen Alpen aus. Die eingegangene Arbeit gibt genaue Nachweise über die Ausdehnung der Vergletscherung, die Lage der diluvialen Schneegrenze und die Art, wie die Vergletscherung in den verschiedenen Gebieten stattgefunden hat. Sehr wichtig ist die Thatsache, daß die Vergletscherung um so schwächer ist, je weiter man nach O. kommt. Die ganzen Ostthäler waren nur mit schwachen Gletschern erfüllt, die selten mit ihrem Fuße die Ebene erreichten, vielmehr weit zurückliegende Endmoränen haben. Auch ist die Menge der hinterlassenen Schuttmassen viel geringer als im N. Auch die Südalpen, das Piava-, Etsch- und Brentathal sind, allerdings nur kursorisch, untersucht worden, wobei sich herausstellte, daß auch in der österreichischen Lombardei eine Anzahl Gletscher niederging, welche in derselben gewaltige amphitheatralische Endmoränen ablagerten. Die alte Streitfrage, ob die lombardischen Gletscher schon in das Pliocänmeer mündeten, scheint endgültig in dem Sinne entschieden zu sein, daß dies nicht der Fall war.

Professor Steinmann wies darauf hin, daß die Vergletscherung im westlichen Schwarzwald viel weiter herunterreichte, als man bisher annahm. Man hat echte Schwarzwaldmoränen nur wenige Meter höher als die Rheinebene angetroffen, so am Ausgang des Wasathals. Auch südlich von Freiburg bis Staufen hin ist die Ebene allenthalben mit einer Grundmoräne überkleidet, und ebenso finden sich unterhalb Badenweiler echte, bis 5 m mächtige Moränen. Vermutlich reichten die Gletscher sogar noch tiefer in die uns unbekannten Tiefen des Rheinthals hinein und hatten an der Ausfüllung desselben einen wesentlichen Anteil. Auch in den Vogesen sind die Gletscherablagerungen im W. bedeutend stärker als im O., so daß wir für die räumliche Intensität der Vergletscherung in allen drei Gebirgen genau das Gleiche beobachten.

Professor Jentzsch-Königsberg sprach über ein neues Vorkommen von Interglazialablagerungen in Westpreußen. In den so außerordentlich mächtig entwickelten Diluvialbildungen Norddeutschlands finden sich in Ost- und Westpreußen zwischen den glazialen marine Ablagerungen, deren Fauna auf ein Meer von gemäßigter, nicht arktischer Temperatur [351] hinweist, und welche als interglazial zu bezeichnen sind. An der vom Vortragenden neu aufgefundenen Stelle folgt unter oberm Geschiebemergel ein Thon und unter demselben ein feiner Sand, dessen einzelne Bänkchen massenhaft Schalen von Cardium edule und Tellina solidula enthalten und zwar auf primärer Lagerstätte, da noch häufig beide Klappen bei einander liegen. Jentzsch will die glazialen Ablagerungen in Preußen in Früh-, Alt-, Inter- und Jungglazial gliedern. Alt- und Jungglazial sind Gletscherablagerungen, Früh- und Interglazial Sedimente in eisfreiem Gebiet. Paläontologisch soll das Frühglazial in seiner marinen Form Yoldia arctica, in seiner Süßwasserfacies Dreissena polymorpha führen, das Interglazial in den marinen Ablagerungen am häufigsten Cardium und Tellina. In den Glazialbildungen kommen diese Reste dann aufgearbeitet auf sekundärer Lagerstätte vor, und zwar ist Frühglaziales in Altglaziales verschleppt, während im Jungglazial alles bunt durcheinander vorkommt. Die Fläche, innerhalb welcher in den Provinzen Preußen interglaziale marine Ablagerungen vorkommen, ist so groß wie das Königreich Württemberg.

Milch-Breslau legte Stücke eines neuen Minerals aus Leopoldshall vor. Es kommt in monosymmetrischen farblosen Kristallen vor, besteht aus wasserhaltigem Magnesiumborat und wurde nach dem Entdecker Hintzeït benannt. Professor Steinmann sprach über das bolivianische Devon. Auf dem bolivianischen Hochplateau finden sich außer vulkanischen Gesteinen, die nach der Kreideformation entstanden sind, und Sandsteinen unsichern Alters ausgedehnte Thonschiefermassen von paläozoischem Habitus, in welchen im benachbarten Argentinien eine Reihe von Horizonten nachgewiesen ist. Nach d’Orbigny und Forbes soll die Hauptmasse dieser Schiefer silurisch sein, außerdem sind noch permokarbonische Schichten vorhanden. Steinmann fand nun eine reiche Devonfauna, von welcher später Ulrich-Straßburg Proben vorlegte. Es liegen in einem ausgedehnten Gebiet Bolivias auf granitischer Unterlage kambrische und silurische Thonschiefer mit Quarziteinlagerungen. Konkordant darüber lagern die devonischen Bildungen, aus Sandsteinen, sandigen Thonschiefern und Mergeln bestehend. Die etwa 300 m mächtigen Schiefer enthalten in Knollen kalkige Massen, aber keine durchgehende Kalkbank. In diesen Knollen sind die vortrefflich erhaltenen Versteinerungen eingebettet. Nach oben gehen die Schiefer in Sandsteine über, welche undeutliche Pflanzenreste geliefert haben. Innig mit diesen verknüpft folgen dann die permokarbonischen Sedimente. Schließlich legte Professor Graeff-Freiburg Porphyrgesteine vom Montblanc, die durch Druck schieferig geworden sind, vor.

In der zweiten Sitzung wurde als Ort der nächstjährigen Versammlung Freiberg gewählt. Dann sprach Oppenheim-Berlin über die Fauna des oberitalienischen Tertiärs. Die vorgelegten Landschnecken aus den eocänen Tuffen des Val dei Mazzini bei Pugniello im Vicentinischen schließen sich im wesentlichen an die Bewohner der heutigen Tropen an, insbesondere sind indomalaiische und westindische Verwandtschaftsbeziehungen zu konstatieren. Das reiche Vorkommen von Clausilien, einer jetzt auf felsige Gehänge angewiesenen Gruppe, weist auf ein gebirgiges Hinterland des Vicentiner Tertiärbeckens hin, eine Beobachtung, welche durchaus im Einklang steht mit den Resten fremder, heute nicht mehr an Ort und Stelle vorhandener Gesteine, der Granite, Syenite, Porphyre, Glimmerschiefer und Jurakalke, welche der Vortragende in dem gleichalterigen Basalttuff von Ai Fochesatti aufgefunden hat. Dann besprach Oppenheim die Fauna des Monte Pulli bei Valdagno, dessen Lignite zu der Entwickelung einer Textilindustrie an letzterm Orte wesentlich beigetragen haben. Redner wies die vollkommene zeitliche Identität mit den tertiären Kohlenlagern Südungarns nach; beide faßt er als Absätze aus den Ästuarien eines alttertiären Festlandes auf, welches am Alpenrand entlang sich über die Grazer Bucht bis Ungarn hinein erstreckte. Von den vielen vorgelegten, zum großen Teil mit der Epidermis erhaltenen Formen, welche sich auf die Gattungen Cyrena, Anomia, Modiola, Potamomya, Melanopsis u. a. verteilen, ist das Vorkommen schön gefüllter Congerien hervorzuheben, welche sich eng an lebende Arten Südamerikas und Westafrikas anschließen, anderseits aber auch der Congeria spathulata des Wiener Beckens nahe stehen. Congerien sind also schon vom Untereocän an in den Flußmündungen des zentralen Europa weit verbreitet gewesen, wir kennen sie auch aus dem Obereocän Englands und dem Miocän des Mainzer Beckens, und es liegt also nach der Ansicht des Vortragenden keine Berechtigung vor, aus dem reichen Auftreten dieser Gruppe in den Brackbildungen des Unterpliocän auf eine starke Kontinentalperiode in dieser Phase der Erdgeschichte zu schließen, eine Ansicht, welche von Süß und M. Neumayr wiederholt vertreten worden ist.

Schenck-Halle sprach über den Laterit. Man versteht darunter eine rote Schicht von außerordentlich wechselnder Mächtigkeit und enormer Verbreitung, die indes auf die Tropen beschränkt ist und nur selten in subtropische Gegenden hinübergreift. Sie hat ihre Hauptverbreitung in Indien, Ceylon und Afrika. Eine petrographische Definition läßt sich nicht geben, weil das Gebilde nur ein Resultat der Tropenverwitterung ist und seine Beschaffenheit daher völlig von der des verwitternden Gesteins abhängig ist. Die Verwitterung ergreift in den Tropen die Gesteine bis zu Tiefen, von denen man sich keine Vorstellung machen kann. Dabei erhält sich aber in wunderbarer Weise die Struktur des ursprünglichen Gesteins, und jedem normalen Laterit kann man es auf den ersten Blick ansehen, ob er aus Granit, Schiefer, Diabas oder einem andern Gestein hervorgegangen ist. Eine dritte Eigentümlichkeit der Tropenverwitterung ist die intensiv rote Farbe der entstehenden Zersetzungsprodukte, die in der vollkommenen Oxydation der Eisenverbindungen ihren Grund hat. Die Ursache der Lateritbildung ist sicherlich, worauf ja die Verbreitung zwingend hinweist, im tropischen Klima zu suchen, und zwar werden hier die hohe Temperatur und die sehr große Regenmenge zusammenwirken. Wie weit auf die rote Farbe die dem Regen beigemengten, durch die starken Gewitter der Tropen erzeugten Salpetersäuremengen von Einfluß sind, ist schwer zu sagen. Die Intensität der Farbe ist natürlich durchaus abhängig von der Menge des Eisens, und so kommt es beispielsweise, daß der Tafelberg bei der Kapstadt auf der einen Seite, die aus eisenreichem Gestein besteht, in tiefroten Laterit, auf der andern, eisenarmen, in eine Art Kaolin verwandelt ist. Die Erhaltung der Struktur ist an das Fehlen von Frost geknüpft, denn durch wiederholtes Gefrieren und Auftauen wird in jedem Boden durch Zersprengung die ursprüngliche Struktur völlig verwischt. Die verschiedenen Arten von Laterit, die man unterscheiden [352] kann, entsprechen verschiedenen Stadien der Lateritbildung. Man kann von den auf ursprünglicher Lagerstätte befindlichen Eluviallateriten die umgelagerten Detrituslaterite unterscheiden. Die erstern sind zunächst Tiefenlaterite und können ganze Schichtensysteme bilden. Sie gehen durch Aufhebung der Struktur und Konzentration des Eisengehalts in Oberflächenlaterite über, und es können schließlich eisenreiche, zellige, oft schlackig aussehende Krusten daraus werden. Die Detrituslaterite sind entweder Absätze des fließenden Wassers oder vom Winde umgelagert, oder auch bei Strandverschiebung von der Brandungswelle umgelagert und dann als mariner Laterit zu bezeichnen.

In der dritten Sitzung sprach Baron v. Reinach-Frankfurt über die Parallelisierung der Gesteine des südlichen Taunus mit denen der Ardennen und der Bretagne, Professor Jentzsch-Königsberg machte einige Mitteilungen über eigentümliche Erscheinungen in der Oberflächengestaltung Westpreußens, so über gewisse sich auf kleinern Gebieten wiederholende Analogien in der Richtung der Flußläufe, über eigenartige Erscheinungen an den Rändern des Weichselthals sowie über das eigentümlich gewundene Thal, welches von Leba über Lauenburg und Neustadt nach Rheda führt, mit seinen beiden Enden im Meeresniveau liegt und in der Mitte, auf der Wasserscheide zwischen Leba und Rheda, auf 50 m über dasselbe sich erhebt. Den letzten Vortrag hielt Pfaff-Erlangen über die Resultate der Ausgrabung einer von ihm aufgefundenen Höhle bei Forchheim. Dieselbe liegt 30 m über dem Flusse, ist 25 m lang, 6 m breit und 1,6 m hoch. Unter einer oberflächlichen Schicht von großen Blöcken folgte zunächst eine rotbraune thonige Schicht mit Asche, Scherben und andern Kunstprodukten. Mit zunehmender Tiefe zeigten die Scherben und Feuersteine Anzeichen von immer niedrigerer Kultur. Die weitere Nachgrabung in dem untern Lehme, der keine Kunstprodukte mehr enthielt, förderte ein Skelett zu Tage, welches einem siebenjährigen Kinde angehörte und, wie die Beigaben bewiesen, an Ort und Stelle bestattet war. Das außerordentlich mürbe Skelett weist auf einen ziemlich niedrigen Entwickelungszustand hin.


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 370372
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[370] Geologische Gesellschaft. Die allgemeine Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft tagte vom 10.–12. Aug. 1891 in Freiberg. Dem eigentlichen Beginn derselben ging ein Besuch der Sammlungen von Halle, Leipzig, Dresden und eine Exkursion nach Tharant voraus. Bei dem Dorfe Grillenburg legt sich auf die ungeheure Gneismasse, die den größten Teil des Erzgebirges zusammensetzt, die hier durch den Quadersandstein gebildete sächsische Kreideformation auf, die in einem großen Steinbruch aufgeschlossen ist. Weiterhin ist dieser Sandstein im Ascherhübel durch eine Basaltmasse durchbrochen, die sich kuppelförmig auflagert. Dieser Basalt trägt die Zeichen seines feuerflüssigen Ursprunges in sich; er enthält nämlich sehr zahlreiche Einschlüsse des von ihm durchbrochenen und ihn unterlagernden Sandsteins, die durch die glutflüssige Masse zusammengefrittet und in eine glänzende glasartige Masse verwandelt sind. In diesem Aschenhübeler Basalt ist auch das einzige außerhalb der berühmten grönländischen Fundorte aufgefundene metallische Eisen in einem nußgroßen Stückchen vor einiger Zeit entdeckt worden.

Die erste Sitzung eröffnete Prof. Stelzner-Freiberg mit einer Begrüßungsrede, in der er auf die außerordentliche Bedeutung hinwies, welche die Freiberger Bergakademie allezeit für die Entwickelung der Geologie besessen hat. Leopold v. Buch und Alexander v. Humboldt saßen hier zu Füßen Werners, der 1786 das erste Kolleg der Welt über Geognosie las. Nachdem Geinitz-Dresden zum Vorsitzenden gewählt war, sprach Beck-Leipzig über das Rotliegende des Plauenschen Grundes. Der auf kambrischen und silurischen Schiefern auflagernde Komplex von Gesteinen, welchem die Steinkohlenschätze der Gegend von Döhlen und Potschappel bei Dresden angehören, darf nicht zur Steinkohlenformation gerechnet werden, wie das bisher mit der untern Kohle führenden Abteilung geschah, sondern gehört in seiner Gesamtheit einer etwas jüngern Formation, dem Rotliegenden, an. Die jüngere flözleere Abteilung des Schichtenkomplexes entspricht dem mittlern Rotliegenden andrer Gegenden. Die Formation beginnt mit mächtigen Porphyrdecken, die mit gewaltigen Konglomeratbänken bedeckt sind. Dann folgen, mit Sandsteinen und Schieferletten wechselnd, die Flöze selbst, deren mächtigstes im Durchschnitt eine Stärke von 3,5 m besitzt, aber örtlich bis zu 8 m anschwillt. Über der Flözgruppe folgen wieder Sandsteine und Schieferthone. Das mittlere Rotliegende ist im Plauenschen Grunde durch keine scharfe Grenze getrennt, sondern innig mit dem untern verbunden. Es besteht in seinem untern Teil hauptsächlich aus bunten Schieferletten und Thonsteinen, in seinem obern aus Konglomeraten und vulkanischen Bildungen, Tuffen und tuffigen Sandsteinen. Der untern dieser beiden Abteilungen sind einige Kalkbänke eingeschaltet, welche bei Niederhäßlich Tausende von Stegocephalen einschließen, kleine, salamanderähnliche Tiere, die im Larvenzustand durch Kiemen atmeten, im Wasser lebten und nackt waren, nach der Verwandlung aber zu lungenatmenden, auf der Bauchseite gepanzerten Landtieren wurden. Das Rotliegende des Plauenschen Grundes ist nicht eine einheitliche Mulde, sondern besteht aus einem Hauptbecken und einem südwestlich davon gelegenen Nebenbecken, die durch einen unterirdischen Thonschieferrücken getrennt sind. Zahlreiche Verwerfungen und einseitige Hebung haben in späterer Zeit die ganze Ablagerung betroffen. – Sterzel-Chemnitz sprach über die Flora des Rotliegenden im Plauenschen Grunde und begründete durch seine Ausführungen die Überzeugung, daß die Kohle führenden Schichten des Plauenschen Grundes nicht der produktiven Steinkohlenformation, sondern mit den darüberliegenden paläozoischen Schichten dem Rotliegenden angehören. Entscheidend sind hierbei weniger die vereinzelt noch vorkommenden Karbonpflanzen, als vielmehr der ganze Charakter der betreffenden Floren.

In der zweiten Sitzung wurde unter dem Vorsitz von Römer-Breslau Straßburg i. E. als Ort der nächstjährigen Versammlung gewählt. Dann sprach v. Koenen-Göttingen über eigentümliche kugelige Bildungen in Sandsteinen, welche die Schichtung des sie einschließenden Gesteins zeigen und an die bekannten Imatrasteine Finnlands erinnern. Der Vortragende wies auf ähnliche Bildungen in den Bleiglanzknottensandsteinen von Kommern und auf die Mangan- und Eisenkonkretionen der sogen. Tigersandsteine hin. v. Calker-Groningen sprach über kambrische und untersilurische Geschiebe der Gegend von Groningen im östlichen Holland und führte den Nachweis, daß die meisten Horizonte des baltischen Kambrium und Silur durch Geschiebe in Holland vertreten sind und daß ein Teil derselben, wie die Kalke mit Pentamerus borealis und der Ungulitensandstein, sicher aus Esthland herrühren.

In der dritten Sitzung unter dem Vorsitz von v. Koenen-Göttingen sprach Oppenheim-Berlin über eocäne Brackwasserablagerungen im nordwestlichen Ungarn. Das Eocän beginnt dort mit Süßwasserkalken, die sehr bald einen brackischen Charakter annehmen. Über den Brackwasserschichten folgen wiederum Süßwasserbildungen, und zwar zuerst mächtige Thone und dann Mergel. Redner gab eine ausführliche Kritik der Fauna der Brackwasserschichten und einen Vergleich derselben mit solchen des Vicentiner Tertiärs, woraus eine große Gleichartigkeit beider hervorgeht, nur daß die ungarischen Ablagerungen etwas älter zu sein scheinen. Alsdann sprach Redner über die Altersverhältnisse der Sotzkaschichten und andre Fragen, die sich an das Tertiär der südlichen Steiermark anknüpfen.

Hazard-Leipzig entwickelte die Beziehungen der Geologie zur Landwirtschaft und berührte dabei ganz speziell eine bestimmte Seite dieser Beziehungen: die Abhängigkeit der Kulturfähigkeit eines Bodens von dem Verhältnis zwischen mechanischer Konstitution und Gehängeneigung. Redner teilt die Böden in solche, die aus der Verwitterung hervorgehen: 1) von Thon, 2) von Lehm, 3) von massigen Gesteinen, 4) von schieferigen Gesteinen, 5) von Kies, 6) von Sand. Diese Reihenfolge gibt auch die Wertfolge der einzelnen Böden bei sonst gleichen äußern Bedingungen an, so daß der Thon etwa als Weizenboden, der Lehm als Rübenboden, der Verwitterungsboden der massigen Gesteine als Klee- und Gerstenboden, der schieferige als Roggenboden, die Kiese und Sande als Kartoffel- und Haferboden bezeichnet werden können. Es macht nun aber einen gewaltigen Unterschied, ob der Boden eine ebene Hochfläche bildet oder an einem Abhange liegt oder eine Einsenkung ausfüllt, indem nämlich die Atmosphärilien das Bestreben haben, die Bestandteile eines Bodens, je feinkörniger sie werden, um so mehr zur Tiefe zu führen und oben nur die gröbern Gemengteile zurückzulassen. So wird also beispielsweise der Verwitterungsschutt eines massigen [371] Gesteins, der auf der ebenen Hochfläche einen guten Boden bildet, an steilen Hängen infolge der Auswaschung aller feinkörnigern Gemengteile einen unfruchtbaren, steinigen Kies bilden, mit flacher werdendem Gehänge allmählich sich bessern und in Einsenkungen infolge der Zusammenschwemmung der thonigen Massen besser werden als auf der Hochfläche. So kann aus dem Verhältnis der Neigung der Ackerfläche und dem ursprünglichen Gestein die für die Kultur des betreffenden Bodens geeignetste Pflanze direkt abgeleitet werden. – Voigt-Christiania sprach über norwegische Erzlagerstätten, die in den peripherischen Teilen von Eruptivmassen durch Konzentration der dem Magma beigemengten Erze entstanden sind. Man beobachtet häufig bei Glimmersyeniten, daß die aus dem glutflüssigen Magma zuerst auskristallisierenden Mineralien an den Rändern (Salbändern) des Ganges stark gehäuft sind, so zwar, daß der Magnetit, Eisenkies, Apatit und Glimmer in der Randzone des Ganges 3–10mal so stark vertreten sind wie im Innern des Ganges. Bei andern Gängen wieder sieht man, daß die Mitte aus Orthoklas und Quarz, die Ränder aus Plagioklas ohne Quarz bestehen. Zwischen der erzreichen Randzone und dem erzfreien Ganginnern gibt es noch ein Übergangsgestein, welches in manchen Fällen mit besonderm Namen bezeichnet wird. So geht der Labradorstein durch den Ilmenit-Norit in Titaneisenerz über, der Olivingabbro durch den Magnetit-Olivenit in Magnetit und der Nephelinit in Titaneisenerz. Daß es sich hier um eine bloße Anreicherung durch Konzentration und nicht etwa um eine nachfolgende Infiltration handelt, beweist am besten der Umstand, daß sich in diesen Erzlagerstätten keine Spuren von Fumarolenmineralien finden. Die Erklärung der eigentümlichen Erscheinung hat das Experiment mit Salzlösungen geliefert, die durch Abkühlung der Ränder zu einer Konzentration in den abgekühlten Teilen gebracht wurden. Analog wird man bei den von den Rändern her abgekühlten Eruptivgesteinen an eine Konzentration der Metallsalze in den abgekühlten Teilen denken müssen. Neben den Temperaturverhältnissen spielen aber sicherlich auch die paramagnetischen Eigenschaften der Eisensalze eine Rolle bei der Konzentration. Auch die nickelhaltigen Magnetkiese Norwegens sind Kontaktlagerstätten, am Rande der Gänge und Eruptivstocke gebildet; auch bei diesen ist das ursprüngliche Magma nickelhaltig und die Anreicherung desselben in der Grenzzone auf Temperaturverhältnisse zurückzuführen. v. Koenen wies im Anschluß an diese Darlegungen auf die am Rande von Basaltmassen auftretenden und wahrscheinlich in analoger Weise aus denselben entstandenen Eisenerzlagerstätten des Vogelsberges in Hessen hin.

Uhlig-Prag sprach über den Jura im Kaukasus und den südlich anstoßenden Gegenden auf Grund einer reichen Sammlung von Petrefakten, die von Abich gesammelt wurden. Der untere Jura oder Lias des in Rede stehenden Gebiets besteht aus dunkeln Schiefern und Sandsteinen mit eingeschalteten Kohlenflözen, in welchen nur ganz vereinzelte marine Schichten auftreten. Unter denselben besitzen die Kardinienschichten eine mit der gleichalterigen westeuropäischen durchaus übereinstimmende Fauna. Nur auf der Südseite des Kaukasus enthält der Lias auch rote marine Kalke, die den roten, unter dem Namen Hierlatzkalke bekannten Gesteinen gleichen und dieselbe Fauna enthalten. Der braune Jura ist reich gegliedert, fast sämtliche in Westeuropa darin bekannte Horizonte lassen sich deutlich wiedererkennen. Zumeist sind es Schiefer mit eingelagerten Oolithen, und nur selten treten Kalkmergel auf. Im Kelloway, der Grenze zum obern Jura, lagern im Kaukasus vulkanische Tuffe, die ganz die westeuropäische Grenzfauna enthalten. Die Übereinstimmung mit Westeuropa setzt sich auch durch den ganzen obern oder weißen Jura fort, wogegen eine vollkommene Differenz gegen den räumlich viel näher gelegenen zentralrussischen Jura unverkennbar ist. Wir sehen also im Kaukasus und den südlich davon gelegenen Gebieten eine Juraformation entwickelt, die mit der westeuropäischen Juraprovinz vollkommen identisch ist, und zwar überwiegend darin diejenigen Faunenelemente, die man wegen ihres Auftretens im Jura der Alpen als alpine bezeichnet. Der Jura im Kaukasus gehört demnach zu der alpinen Mediterranprovinz. Zur Liaszeit war das Kaukasusgebiet niedrig gelegenes, der Küste nahes und wiederholt vorübergehend vom Meer überflutetes Festland. Im mittlern und obern Jura wurde es ununterbrochen von einem Meer von mäßiger Tiefe bedeckt. Ablagerungen der eigentlichen Tiefsee fehlen völlig. Zur Erklärung der großen Unterschiede gegenüber der russischen und der außerordentlichen Übereinstimmung mit dem fernen alpinen Jura muß man klimatische Unterschiede annehmen, so zwar, daß der zentralrussische Jura ein boreales, der kaukasisch-alpine ein gemäßigtes Klima anzeigt.

Koßmann-Berlin sprach über thermo-chemische Einflüsse bei der Hydratisation der Salze, Pohlig-Bonn legte Photographien aus der Eifel und dem Siebengebirge und sodann eine Reihe seltener und interessanter Mineralien aus Mexiko, Nordamerika und der Umgebung des Laacher Sees vor. Hierauf sprach er über einige Erscheinungen aus den Vulkangebieten am Niederrhein, der Eifel, der Umgebung des Laacher Sees und dem Siebengebirge. Die sogen. Trachytkonglomerate des Siebengebirges sind nach ihm echte Trachyttuffe; neben ihnen treten noch zwei andre Arten von Tuffen, nämlich andesitische und basaltische, auf. Den Laacher See hält Redner für ein echtes Maar, da rings um ihn herum sich eine gleichmäßige Tuffablagerung findet, die nach außen allmählich in Bimssteintuff übergeht. Unter den vulkanischen Auswürflingen in der Eifel finden sich sehr zahlreich archäische Gesteine, Hornblendegneise, graue Gneise und Glimmerschiefer, die alle sehr stark umgewandelt sind.

Die Nachmittagsexkursion führte nach Flöha, nahe der Grenze der erzgebirgischen Gneisformation gegen die jüngern archäischen Schiefer. Die Glimmerschiefergruppe, die sonst in großer Mächtigkeit zwischen dem Gneis und dem Phyllit zu lagern pflegt, fehlt hier fast ganz, und der Phyllit geht auf einer ganz kurzen Strecke, wobei Graphitoid führende Schiefer als Zwischenglieder auftreten, in echten roten Gneis über. Ein deckenförmiger Erguß von Quarzporphyr lagert in großer Mächtigkeit auf dem Gneis und Phyllit. Der Porphyr zeigt in ganz vorzüglicher Ausbildung Fluidalstruktur, und parallel derselben verläuft eine spätere Verkieselung des Porphyrs, welche zur Entstehung von kleinen Quarzitflözchen geführt hat. Nach dem Empordringen des Porphyrs haben nochmals Spaltenbildungen und Verwerfungen stattgefunden, und eine dieser Verwerfungsspalten, welche beim Abstieg zum Bahnhof Erdmannsdorf passiert wurde, ist ausgefüllt mit einer Quarz-Fluoritbreccie, die durch Umwandlung aus einer Porphyrbreccie hervorgegangen ist. An diesen Gang [372] stößt auf der einen Seite der Gneis, auf der andern Seite der Phyllit an.

Bei der Exkursion am folgenden Tage besuchte man in der Nähe des Dorfes Rehefeld ein linsenförmiges Kalkflöz von 140 m Länge in Phyllit. Der Kalkstein ist zum Teil rein weiß, hochkristallinisch, marmorartig, an andern Stellen grau und etwas dichter; bisweilen kommen auch durch Eisenoxyd rotgefärbte Partien vor. Gegen den Phyllit hin nimmt der Kalkstein viel Glimmer auf und geht schließlich durch Kalkphyllit in echten Phyllit über. Auch in dem Auftreten reiner Phyllitpartien im Kalk oder von Kalkschmitzen im Phyllit offenbart sich der innige Zusammenhang beider Gesteine. Bei der weitern Fahrt nach der alten Bergstadt Altenberg wurde der 5–8 km breite Streifen von Eruptivgestein erreicht, der sich von SSO. nach NNW. von Teplitz her quer durch das Erzgebirge erstreckt. Das Hauptgestein, ein Quarzporphyr, ist auf einer gewaltigen Spalte emporgedrungen, hat dieselbe ausgefüllt und sich auf der Oberfläche deckenartig ausgebreitet, wobei er auch Ablagerungen der Steinkohlenformation bedeckt hat. Seinem östlichen Rande folgt ein mächtiger, weithin sich erstreckender, dieselbe Richtung einhaltender Gang von Granitporphyr, welcher Ausläufer in den Quarzporphyr entsendet und mithin noch jünger als dieser sein muß. In einer die beiden Porphyre spitz kreuzenden Richtung setzt sich nun weiterhin eine Reihe von Granitstöcken auf, die das jüngste Glied der obererzgebirgischen Eruptivformation darstellen und als stockförmige, nachträglich in die Porphyrgesteine eingedrungene Massen aufzufassen sind. Diese Granitstöcke sind Träger eines Zinnerzgehaltes, auf welchem bei Altenberg, Zinnwald und Graupen seit alten Zeiten ein höchst eigentümlicher Bergbau umgeht. Die Exkursion ging weiterhin durch das Gebiet der böhmischen Mineralquellen und durch das Braunkohlengebiet und endete bei Bodenbach.