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MKL1888:Góngora y Argōte

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Góngora y Argōte“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Góngora y Argōte“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 7 (1887), Seite 512
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Góngora y Argōte. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 512. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:G%C3%B3ngora_y_Arg%C5%8Dte (Version vom 05.10.2022)

[512] Góngora y Argōte, Luis de, berühmter span. Dichter, geb. 11. Juni 1561 zu Cordova, widmete sich erst in Salamanca dem Studium der Rechte, dann aber den schönen Wissenschaften. Seine dichterischen Versuche fanden großen Beifall; gleichwohl zwang ihn die Not, 1606 in den geistlichen Stand zu treten, worauf er eine magere Pfründe an der Kathedrale zu Cordova erhielt. Erst spät ward er zum Ehrenkaplan des Königs Philipp III. ernannt und in die Residenz berufen; er starb in seiner Vaterstadt 24. Mai 1627. Seine Jugendgedichte sind ganz im nationalen Geist geschrieben und tragen das Gepräge eines frischen, ursprünglichen Genius. Unzufrieden mit dem Erfolg derselben und verbittert durch sein Schicksal, erfand er einen neuen Stil, den sogen. „gebildeten“ (estilo culto), dessen Wesen in einer mühsam gesuchten Künstlichkeit und Dunkelheit des Ausdrucks, im Gebrauch weit hergeholter Bilder, Vergleichungen und Attribute, geschraubter und witzelnder Antithesen sowie in der Überladung der Sprache mit gelehrten, namentlich mythologischen Anspielungen bestand (vgl. Euphuismus). In diesem Stil dichtete er seine „Soledades“, seine „Fábula de Polifemo y Galatea“, die „Fábula de Piramo y Tisbe“ und eine große Anzahl Sonette. G. fand eine Unzahl von Nachahmern, die man Gongoristen oder Kulteranisten nannte, während man den neuen Stil selbst mit dem Wort Gongorismus bezeichnete. Auf die spanische Dichtkunst ist diese Geschmacksverirrung während des ganzen 17. Jahrh. vom nachteiligsten Einfluß gewesen. Die älteste Ausgabe der Werke Gongoras ist die von J. Lopez de Vicuña (Madr. 1627); vollständiger, aber sehr inkorrekt, ist die von Gonzalo de Florez y Córdoba (das. 1634), etwas besser die von Brüssel 1659; die neueste im 1. Bande der „Poetas liricos de los siglos XVI y XVII“ (Madr. 1854). Neuere Auswahlen erschienen Madrid 1863 und, von A. de Castro besorgt, im 32. Bande der „Biblioteca de autores españoles“. Mehrere Anhänger Gongoras haben versucht, seine schwerverständlichen Dichtungen zu kommentieren, so sein Freund José Pellicer in seinen „Lecciones solemnes á las obras de L. de G.“ (Madr. 1630) und Cristoval de Salazar Mardones in seiner „Illustracion de la fábula de Piramo y Tisbe“ (das. 1636), am ausführlichsten Garcia de Salcedo Coronel in einer besondern Ausgabe von des Dichters Werken (das. 1636–48, 3 Bde.). Doch sind alle diese Kommentare teils geschmacklos, teils ebenso unverständlich wie das, was sie erklären sollen. Vgl. Churton, G., an historical and critical essay (Lond. 1862).